| 14 July. 1869.

Dear Fred.

 Marx hielt sich von Donnerstag, den 8. Juli, bis Montag, den 12. Juli 1869 bei Laura und Paul Lafargue in Paris auf.
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Vorigen Donnerstag Abend in Paris angekommen, Montag (12 Juli) wieder abgereist
. Es ist mir gelungen mich gänzlich incognito zu halten; bei Landung zu Dieppe ging ich zuerst durch die Douaniers u. Polizei ohne Intervention ihrer Seite, während sonderbarer Weise einige unschuldige Leute (u. a. ein Yankee mit sehr schwarzem Haar, den man für einen Italiener versah) nach Paß gefragt wurden, u. die Herrn Franzosen hatten nach neuestem Reglement ihre Namen zu geben. In Paris g, Rue St. Placide, Maison Meublée, nächst rue(?) (nächste Strasse bei Lafargue) als A. Williams logirt.

Laurachen hatte eine wirklich gefährliche Krankheit durchgemacht. Sie ist jezt in Reconvaleszenz, geht Morgen mit Paul etc nach Dieppe, am(?) wo sie für einen Monat Seebad haben u. vielleicht später nach England herüberkommen werden. Mein business in Paris war, mich in Folge  F. Lafargue an Marx, vor 7.7.1869.
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eines Briefs
des alten Lafargue nach dem status rerum umzusehn u. dann (v. Paris aus) an den Alten nach Rücksprache mit dem Jungen zu schreiben. Bei dem Gesundheitszustand Laura’s war Lafargue natürlich ganz ins Häusliche absorbirt; hat jedoch feierlichst versprochen noch(?) die nöthigen Schritte zu thun, sobald Laura wieder ganz hergestellt. Der Alte hatte auch Böcke geschossen in seinen Briefen nach Paris. Ich werde sehn, was er mir jezt in Antwort schreibt.

|  Louis-Auguste Blanqui.
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Le petit
war hatte Paris (wo er bei all den Aufläufen etc incognito zugegen) für Brüssel verlassen, u. unter den Umständen war mir seine Abwesenheit keineswegs g(?) unangenehm.  Gemeint ist vermutlich das später gescheiterte Zeitschriftenprojekt „La Renaissance“. Siehe u. a. P. Lafargue an J. Marx, Anfang 1869 u. Erl.
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Dadurch auch das Blatt „aufgeschoben“
.

Ich habe weder Schily noch else(?) anybody else gesehn, sondern mich rein auf die family beschränkt, mit der ich Paris mehr oder minder durchflanirt habe. Die Seite, wo sie wohnen (Faubourg St. Germain etc) ist nicht sehr verändert u. nicht hausmanisirt. Nach wie vor enge u. stinkige Strassen. Dagegen sieht es sehr verändert aus auf der andern Seite der Seine, wo der change bereits mit der Front des Louvre beginnt.

Die Frauenzimmer scheinen viel häßlicher geworden zu sein.

Die Hitze war unerträglich, namentlich auf der Eisenbahn.

Am meisten Aufsehn, zum grossen Aerger der demokratischen Opposition (die irréconciliables eingerechnet) hat Raspail’s kurzer speech gemacht, worin er die Freilassung seines Wahlcomites verlangt. Er sprach v. der injustice de la justice. Darauf interruptions. Fuhr fort: Niez vous les injustices commises contre moi par la Restauration? par ce ridicule Louis Philippe? etc. Er wolle keine peines, sei bereit à brûler le code civil und le code pénal; einstweilen solle man die Strafen der Beamten in Geldstrafen (d. h. Gehaltsabzüge) verwandeln u. beginnen mit  Joseph Marie Piétri.
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M. le prefet de la police
, nämlich wegen der „orgies infernales de casse-tête“. Die Sprache des Alten contrastirt schreiend mit dem roundabout Geschwätz der faux jeunes hommes. Auch hat die Regierung am folgenden Tag sein Comité in Freiheit gesetzt.

Die Sitzungen im Corps législatif waren relativ sehr stürmisch. Bonaparte hat deßwegen prorogirt.

Tussychen muß mir schreiben, auch über ihre Aufenthaltspläne zu Manchester. Schnaps, ein allerliebstes Kerlchen, läßt sie bestens grüssen.

Adio old boy. My compliments to Mrs. Burns.

Il Moro.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Absender

Zeugenbeschreibung

Soweit aus der Fotokopie zu ersehen ist, besteht der Brief aus einem Bogen bläulichem Papier. Marx hat die vierte und erst Seite vollständig beschrieben, die übrigen zwei Seiten sind leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von Eduard Bernsteins Hand: Nummerierung des Briefes bzw. der beschriebenen Seiten oben rechts mit Bleistift: „58,1–2“.

Von unbekannter Hand: Nummerierung des Briefes links oben auf der ersten Seite mit Bleistift: „742“.

 

Zitiervorschlag

Karl Marx an Friedrich Engels in Manchester. London, Mittwoch, 14. Juli 1869. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0001105. Abgerufen am 19.04.2024.