Sie glauben nicht, welch’ großes Aufsehen Zum Lausanner Kongress der
IAA siehe Erl. zu Marx
an Engels, 31.8.1867
.
Schließen der Lausanner-Kongreß hier in der ganzen Presse gemacht hat. Nachdem die „Times“ den Ton angegeben, täglich Korrespondenzen gebracht
hatte, hielten es auch die andern Blätter nicht mehr unter ihrer Würde, der
Arbeiterfrage nicht nur Notizen, sondern sogar lange Leitartikel zu widmen. Nicht nur in
allen täglichen, sondern auch in sämmtlichen Wochenblättern, war der Kongreß besprochen.
Daß darunter ihn viele vornehm und ironisch behandelten, ist ganz natürlich. Hat nicht
jede Sache neben der erhabenen auch ihre komische Seite, und warum sollte
unser
guter Arbeiterkongreß neben seinen plaudersüchtigen Franzosen ganz frei davon sein? Aber
Vermutlich Anspielung auf das
nach einer Vorlage von Robert
Burns entstandene Gedicht von Ferdinand Freiligrath „Trotz alledem!“ (in: Ferdinand Freiligrath: Ein
Glaubensbekenntniß. Zeitgedichte. Mainz 1844. S.
95–99).
Schließen trotz alledem und alledem wurde er im Ganzen sehr anständig behandelt an au sérieux genommen. Selbst der
Es konnte nur ein Artikel mit neutraler Berichterstattung
in der „Manchester Weekly
Times“ vom 14. September 1867, Nr 510, S. 7 unter dem Titel „The Working
Men's Congress at Lausanne“ ermittelt werden.
Schließen „Manchester
Examiner“, das eigentliche Organ John
Bright’s und der „Manchester
School“ ist ein Begriff für eine von Manchester ausgehende
politische Strömung um John
Bright und Richard
Cobden, eine Freihandelsbewegung, die mit dem Widerstand gegen die
Getreidezölle in England Ende der 1830er/Anfang der 1840er Jahre ihren Anfang
genommen hatte. Zur Terminologie bei Marx
und Engels siehe Geschichtliche Grundbegriffe. Bd.
3. S.
805/806.
Schließen Manchesterschule, hat ihn in einem sehr guten
Leitartikel
als wichtig und epochemachend hingestellt. Wurde er mit seinem Stiefbruder, Zum Friedenskongress in Genf siehe
Erl. zu
S. L. Borkheim an Marx, 5.8.1867
.
Schließen dem Friedenskongreß, verglichen, so fiel der Vergleich stets zum Vortheil des ältern Bruders aus und
man sah in dem einen drohende Schicksalstragödie und in dem andern nichts als Farce und
Burleske.
Wenn Sie schon in den Besitz
Karl Marx: Das Kapital. Bd. 1.
Buch 1. Hamburg 1867.
Schließen
des Buches von Karl Marx
gekommen sind, so rathe ich Ihnen, sofern Sie sich nicht schon, wie ich, durch die
dialektischen Spitzfindigkeiten der ersten Abschnitte durchgearbeitet haben, jene über
ursprüngliche
Accümülation
des Kapitals und moderne Colonisationstheorie zuerst zu lesen. Ich bin überzeugt, daß Sie
diesen Theil, wie ich selbst, mit größter Befriedigung aufnehmen werden. Natürlich hat
Marx keine spezifischen Heilmittel, wonach die Bourgeoiswelt, die sich jetzt auch
sozialistisch nennt, so gewaltig schreit, parat, keine Pillen, keine Salben, keine Scharpie, Verbandsmaterial aus zerzupften Baumwoll- oder
Leinenstoffen.
Schließen Charpie, um die klaffenden, blutenden Wunden unserer Gesellschaft zu heilen; aber es
scheint mir, daß er, nach der naturhistorischen Entwickelung des Entstehungsprozesses
moderner Gesellschaft, die praktischen Resultate und Nutzanwendungen bis zu den kühnsten
Konsequenzen gezogen hat und daß es keine Kleinigkeit war, den erstaunten Philister durch
statistische Thatsachen und dialektische Manöver auf die schwindelnde Höhe folgender Sätze
zu bringen:
Karl Marx: Das Kapital. Bd. 1. Hamburg
1867. (MEGA2 II/5. S. 601.28–30, 604.28–30 und 607.21–23.)
Schließen „Die Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen
schwanger geht. Sie ist selbst eine ökonomische Potenz …. Manch’ Kapital, das heute in
den Vereinigten Staaten ohne Geburtsschein auftritt, ist gestern in England
kapitalisirtes Kinderblut …. Wenn das Geld mit natürlichen Blutflecken auf einer Backe
zur Welt kommt, so das Kapital von Kopf bis Zeh’ aus allen Poren blut- und
schmutztriefend.“ Oder der ganze Passus von:
Ebenda. (MEGA2
II/5. S. 609.32–610.12.) – Im „Kapital“: „Privateigenthums“
(ebenda. S. 609.32)
Schließen „Die Stunde des kapitalistischen Eigenthums schlägt“ u.s.w., bis zum
Schluß.
Ich muß aufrichtig gestehen, daß mich dieser einfache Pathos der Sache ergriffen und daß mir die Geschichte klar wie Sonnenschein.
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Zeugenbeschreibung
Der Standort der Originalhandschrift ist zur Zeit nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach der Wiedergabe des Auszugs des Briefes in: Der Vorbote. Genf. Nr. 10, Oktober 1867. S. 155/156.
Anmerkungen zum Brief
Zur Datierung: Jenny Marx erwähnt den vorliegenden Brief in ihrem Brief an Becker, geschrieben nicht später als am 5. Oktober 1867 (J. Marx an J. Ph. Becker, 5.10.1867). Becker beantwortet beide Briefe am 7. Oktober 1867 (J. Ph. Becker an J. Marx, 7.10.1867 ).
Der Veröffentlichung des Auszugs aus dem Brief von Jenny Marx an Johann Philipp Becker, geschrieben vor dem 5. Oktober 1867, war eine Präambel von Becker einleitend vorangestellt: „Wir schließen hier den Auszug des Briefes einer Freundin in London an, worin unter Anderm Bezug auf den Arbeiterkongreß in Lausanne und Friedenskongreß in Genf, und das neueste Werk von Marx, genommen ist:“ (Der Vorbote. Genf. Nr. 10, Oktober 1867. S. 155).
Zitiervorschlag
Jenny Marx an Johann Philipp Becker in Genf. London, vor Samstag, 5. Oktober 1867 (Auszug). In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000370. Abgerufen am 20.04.2024.