| Barmen 13 Janr. 66.

Lieber Friedrich

Deinen lieben, kurzen Brief erhielt ich, wie grade die ganze Familie zur Bescherung hier versammelt war u. ich würde ihn gleich beantwortet haben, wenn ich nicht krank geworden wäre. Ich hatte schon die Christtage einen tüchtigen Husten, dazu bekam ich Fieber u. mußte zu Bette liegen. Ich ließ mir von Kaiserswerth eine Diakonissin kommen, die mich gut verpflegte u. so bin ich denn jetzt so weit, das ich den größten Theil des Tages auf sein kann. Meine Krankheit war nicht von großer Bedeutung, aber ich bin doch recht maager geworden, hoffe aber bei den guten u. kräftigen Sachen die ich bekomme u. dem guten Appetit den ich habe bald alles ersetzt zu haben. Meine Diakonissin hat den  Der Deutsch-Dänische Krieg (Februar–Oktober 1864).
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Feldzug in Schleswich
mit gemacht u. weiß | mir viel Interessantes vom Kriegsschauplatz u. aus den Lazaretten zu erzählen. Nun habe ich Dir aber auch einige Familienneuigkeiten mit zu theilen. Zu erst hat  Hedwig Boelling.
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Hedwig
vor 7 oder 8 Wochen das  Hedwig Boelling (Tochter) wurde am 22. November 1865 geboren.
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6te Töchterchen
bekommen, doch dies weißt Du vieleicht schon.

Dann hat sich Marie Blank mit dem Herrn Roberth Bartels Sohn von Carl Bartels hier verlobt u. dies zwar am 30 Decb 1865. Ob  Marie Blank.
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Marie senr.
es Dir schon mitgetheilt hat weiß ich nicht, es wäre aber möglich daß sie es noch nicht gethan hätte, denn sie ist durch dies Ereigniß ich in eine große Unruhe versetzt. Der Bräutigam gefällt übrigens der ganzen Familie sehr gut, ich habe ihn wegen meiner Krankheit noch nicht gesehen, lernte ihn jedoch diesen Herbst in Rolandseck kennen, wohin er kam um Marie zu sehen u. kennen zu lernen, da in Barmen es fast unmöglich ist, | daß sich junge Leute kennen lernen, es sei denn auf einem Ball.

Nun soll ich wol schließen müssen, denn das schreiben greift mich noch etwas an. Die Familienglieder befinden sich Gott sei Dank alle recht wohl u. hoffe ich dasselbe von Dir, Du wirst Deine Dinners mit  Schrute – Truthenne im westfälischen Dialekt. Engels’ Mutter stammte aus Hamm.
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Schruten,
Plumppuding u. Portwein wol glücklich überstanden haben.

Schreibe mir nur recht bald mal wieder wenn auch kurzen Brief. –

 Hermann Engels.
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Herm.
u.  Rudolf Engels.
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Rudolf
grüßen herzlich.

Mit treuer Liebe
Deine Mutter E.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Blatt mittelstarkem, weißem Papier im Format 273 × 217 mm und einem Umschlag aus mittelstarkem, blauem Papier im Format 120 × 72 mm . Prägung: „EE“ auf dem Umschlag. Die ersten zwei Seiten hat Elisabeth Engels vollständig beschrieben, die dritte zu zwei Dritteln, die vierte ist leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Auf dem Umschlag fünf Poststempel: „Barmen 13 1 66 5–6 N“ (zweimal), „P.D.“, „London-E.C B Ja 15 66 Paid“ (auf der Vorderseite) und „F 34 Manchester Ja 15 66“ (auf der Rückseite) sowie eine Drei-und eine Zwei-Silbergroschen-Briefmarke.

Von unbekannter Hand: auf dem Umschlag mit Bleistift der Vermerk „13.1.66.“

Anmerkungen zum Brief

Der Brief ist die Antwort auf einen nicht überlieferten Brief von Engels, geschrieben vor dem 24. Dezember 1865 (Engels an E. Engels, vor 24.12.1865).

 

Zitiervorschlag

Elisabeth Engels an Friedrich Engels in Manchester. Barmen, Samstag, 13. Januar 1866. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000006. Abgerufen am 16.04.2024.