Für Ferdinand Freiligrath.

Schluß-Aufruf.

Die Liste der Zeichnungen für die Nationalgabe an Ferdinand Freiligrath wird binnen Kurzem geschlossen werden. Der londoner Ausschuß ergreift diese Gelegenheit, um alle Diejenigen zu rascher Bethätigung aufzufordern, die noch theilnehmen wollen an der Entrichtung des „Volksdankes“, der dem Dichter und Freiheitsmanne in so hohem Maße gebührt.

Die Deutschen werden sich selbst ehren, indem sie einen ihrer Besten in geziemender Weise ehren. Bis jetzt ist unsere Nation darin weit zurückgestanden hinter anderen Völkern; wir, die wir die „Geisteskraft“ gewöhnlich am Höchsten stellen – wir haben den Trägern der geistigen Bewegung, den Denkern und Dichtern, noch wenig Anerkennung durch Thaten der Freigebigkeit zu Theil werden lassen. Eine Gelegenheit bietet sich hier, wie sie nicht besser gedacht werden kann, um die Achtung vor dem Genius werkthätig zu beweisen. Freiligrath’s Schöpfungen haben durch ihren bildnerischen Zauber, durch die strenge Kraft der Gesinnung den Geist von Millionen gefesselt, gerührt, zu mannhaftem Beschlusse beseelt. Die Treue, mit welcher das einmal erfaßte Ideal von dem erprobten Vaterlandsfreunde auch in den trübsten Zeiten festgehalten wurde, hat selbst den Andersdenkenden den Zoll der Achtung abringen müssen, hat den Gleichgesinnten das Recht gegeben, mit Stolz auf Freiligrath hinzuweisen. So treffen denn der Richtungen mancherlei zusammen, um die Gabe, welche dem geistigen Vorkämpfer des Hehren, Guten und Schönen geboten werden soll, zu einer wahrhaft allgemeinen Kundgebung machen zu können.

In verhältnißmäßig kurzer Frist, mitten unter den Störungen, welche eine politisch tiefbewegte Zeit mit sich brachte, sind in Deutschland, wie auch im Auslande, bereits eine Anzahl Zeichnungen erfolgt, die wir als einen erfreulichen Beweis der Sympathie begrüßen. An die Deutschen in England, in deren Mitte Freiligrath bis jetzt noch weilt, ist die Aufforderung, sich in umfassender, der Sache würdigen Weise zu betheiligen, besonders herangetreten. Es gibt wohl noch manchen unserer Landsleute, der in der Ungewißheit über den Zeitpunkt des Abschlusses bis jetzt unterlassen hat, seinen Beitrag einzusenden. Der Schluß der Listen steht nun nahe bevor; wir ersuchen daher Jeden, der dieser Kundgebung noch beitreten will, nicht länger zu zögern. Die Beiträge können an unseren Schatzmeister, Herrn Gerstenberg, 11, Warnford Court, E. C., wie auch an jedes einzelne unterzeichnete Mitglied des Ausschusses gerichtet werden.

Möge gezeigt werden, daß die Deutschen Englands ihren Platz vollkommen ausfüllen, da wo es gilt, eine der ersten Zierden der zeitgenössischen Literatur, einen der besten Vaterlands- und Volksfreunde nach Verdienst zu ehren und dadurch eine schöne öffentliche Tugend werkthätig zu beweisen.

London, 16. Oktober.

Der Ausschuß:

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Drucke

Hermann“. Nr. 459, 19. Oktober 1867. S. 1. Sp. 1.

Anmerkungen zum Dokument

Der Zeitungsausschnitt enthält die von Marx’ Hand unter der Liste der Mitglieder des Ausschusses mit schwarzer Tinte geschriebene Redensart: „Wenn dat nit gut für die Wanzläus is, dann weiß ich nit, wat besser is!“ Es handelt sich um eine Beilage zu: Karl Marx an Friedrich Engels in Manchester. London, Samstag, 19. Oktober 1867

 

Zitiervorschlag

Für Ferdinand Freiligrath [Zeitungsausschnitt]. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0005053. Abgerufen am 19.04.2024.