Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie.

Von Karl Marx.

Erster Band. Productionsprozess des Kapitals. 50 Bogen. gr. 8. Preis 3½ Thlr.

Die Untersuchungen, die in diesem Buche geführt werden, sind von der höchsten wissenschaftlichen Feinheit. Wir berufen uns vor Allem auf die künstlerische, dialectische Anlage des Ganzen, auf die Weise, wie in dem Begriff der Waare bereits das Geld als an sich existirend dargestellt, wie aus dem Geld das Kapital entwickelt wird. Wir bekennen, dass wir die neu eingeführte Kategorie des Mehrwerths für einen Fortschritt halten, dass wir nicht einsehen, was sich dagegen sagen lässt, wenn behauptet wird, nicht die Arbeit, sondern die Arbeitskraft erscheine als Waare auf dem Markte; dass wir die Berichtigung zum Ricardoschen Gesetz über die Rate des Profits (dass statt Profit gesetzt werden müsse: Mehrwerth) für ganz in der Ordnung ansehen. – Wir müssen gestehen, dass der historische Sinn, der durch das ganze Buch geht, und der es dem Verfasser verbietet, die ökonomischen Gesetze für ewige Wahrheiten, für etwas anderes anzusehen, als die Formulirung der Existenzbedingungen gewisser vorübergehender Gesellschaftszustände, uns sehr angesprochen hat; dass die Gelehrsamkeit und der Scharfsinn, mit dem hierbei die verschiedenen geschichtlichen Gesellschaftszustände und ihre Existenzbedingungen dargestellt sind, auf Seiten unserer offiziellen Oekonomen leider vergebens gesucht werden dürften. Es ist leider nicht zu leugnen, dass der besonders herbe Ton, den der Verfasser gegen die offiziellen deutschen Oekonomen anschlägt, nicht ungerechtfertigt ist. Sie alle gehören mehr oder weniger zur „Vulgärökonomie,“ sie haben der Popularität des Tages zu Liebe ihre Wissenschaft prostituirt und deren klassische Koryphäen verleugnet. Sie sprechen von „Harmonien“, und treiben sich in den banalsten Widersprüchen herum. Möge die harte Lektion, die ihnen dies Buch ertheilt, dazu dienen, sie aus ihrer Lethargie zu wecken, ihnen in Erinnerung zu bringen, dass die Oekonomie nicht bloss eine nährende Kuh ist, die uns mit Butter versorgt, sondern eine Wissenschaft, die einen ernsten und eifrigen Cultus verlangt. –

(Auszug aus einer grösseren Kritik in der „Zukunft“.)

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Anmerkungen zum Dokument

Originalhandschrift: IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. L 4909/L VII 28. Fotosign. 8880<d>. Archivsignatur des SPD-Archivs: II 10 N°48<b>. Das Inserat ist eine Beilage zu: Otto Meißner an Karl Marx in London. Hamburg, Dienstag, 19. November 1867. Erstveröffentlichung: Eike Kopf: Wie sahen die deutschen Ausgaben des Marxschen „Kapitals“ tatsächlich aus (1867–1894). S. 965/966.

 

Zitiervorschlag

Inserat über den ersten Band des „Kapitals“ mit dem Auszug aus der am 30. Oktober 1867 veröffentlichten Rezension von Friedrich Engels: Karl Marx. Das Kapital. Erster Band. Hamburg, Meissner, 1867, 784 Seiten. In: Die Zukunft. Berlin. Nr. 254 vom 30. Oktober 1867. Beilage. S. 5. Sp. 1/2. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0004955. Abgerufen am 19.04.2024.