| Hannover, 2 Dcbr. 1869
Mein lieber Marx!
Gestern Abend hatte ich Dir auf Marx an L. Kugelmann,
29.11.1869.
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l. Brief eine 4 Seiten lange Antwort
geschrieben, die mir leider verunglückt ist. Vielleicht war es das Fatum des
heutigen Tages (ich schrieb bis nach Mitternacht), daß ich wieder von vorn
anfangen muß. –
Also zunächst dem lieben Jennychen meinen wahrhaft herzlichen
Dank für das
Bild von Weerth,
wofür ich Ihr nächstens noch direct danken, wie auch Zum Brief siehe Marx
an L. Kugelmann, 29.11.1869 „Jennychen
schickte Dir ...“
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lieben Brief beantworten werde. Die erste Seite
meines
Albums hat jetzt einen würdigen Abschluß erhalten. –
Jennychen, wie auch Du, Ihr müßt mich diesmal wegen meines Schweigens
entschuldigen. Ich befand mich wirklich miserabel u. hatte dabei in der Praxis
viel zu thun, so daß ich Abends ganz abgespannt war. Ein fortwährendes Sausen in
den Ohren brachte mich endlich auf die Idee ich möchte wohl anämisch sein u.
wirklich, seit ich etwa 10 Tage lang Eisen nehme hat sich das Sausen fast
verloren u. mein Allgemeinbefinden wesentlich gebessert. – Wenn ich bedenke,
welch heilloses Hemmniß mir mein elender Hämorrhoïdalproceß seit langen Jahren
bereitet hat, so könnte ich außer mir werden. – Das Bewußtsein der grenzenlosen
Lückenhaftigkeit meines Wissens peinigt mich um so mehr, als mein Beruf mich
fast ganz absorbirte u. mir nur wenig Kraft u. Zeit für andere wissenschaftliche
Thätigkeit blieb. – Mit rückkehrender Gesundheit hoffe ich auch wieder eine
intensivere Arbeitskraft zu gewinnen, um mich dann des großen Glückes Deiner
Freundschaft würdiger zu machen. –
Deine Idee die englische Bourgeoisie in Irland zu bekämpfen ist großartig, überzeugend, practisch; die Ausführung derselben wird bei der jetzigen Generation große Schwierigkeiten bieten, denn der Einfluß von Gewohnheit u. vorhandenen Antipathien ist nicht leicht zu beseitigen. – Dennoch ist es möglich, wie der letzte americanische Bürgerkrieg beweist; obgleich anderseits schwer zu | 2 sagen ist, wann die Emancipation der Sclaven erfolgt sein würde, ohne die Secession des Südens. – Einstweilen bieten die continentalen, speciell die französischen Verhältnisse noch Zeit für friedliche Propaganda, der Gegensatz der englischen zu den irischen Arbeitern hat nicht die Schärfe der Racengegensätze, wie in den Verein. Staaten v. America u. wir wollen hoffen, daß das engl. Proletariat mehr zum Bewußtsein kömmt, daß es seine Sache von der, der herrschenden Classe trennen muß, wie es bei den letzten Wahlen bewies. – Bitte sage mir von Zeit zu Zeit welche Fortschritte Ihr in dieser neuen Bahn macht, denn mir scheint, als müßte die Emancipation Irlands, die Umwandlung der irischen u. demzufolge englischen Agrarverhältnisse, die Politik des ganzen Erdballs umgestalten. –
Die Beilage ist nicht überliefert. Siehe auch Marx an L. Kugelmann,
29.11.1869.
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die gewünschte Freiligrathbrochüre u. einige Zeitungsausschnitte. Aus einem
derselben ersiehst Du, daß Miquèl einen
neuen Generationswechsel intendirt, der ihn (wie er wohl denkt) einen Schritt
näher dem Ministerfauteuil bringt. Wie die Regierungsparthei von diesem
Renegaten denkt hat Wantrup
ausgeplaudert, wie Du aus beifolgenden Ztgn ersiehst. –
Ich muß wegen Postschluß abbrechen, sonst bekommt Ihr diesen Brief erst Montag. –
Kannst Du mir nicht sagen, wer das Vorhandensein von flüssigem Wasser im Diamant nachgewiesen hat, u. wo es beschrieben ist? Dieselbe Erscheinung im Bergkrystall kam hier jüngst im Naturhistor. Verein zur Sprache u., Demonstration, ohne daß dem Vortragenden dieselbe Erscheinung im Diamant bekannt war.
Herzliche Grüße Deinen Damen von meiner Frau u. Fränzchen. – Wir schreiben bald wieder. –
StetsDein
treu ergebener
L. Kugelmann
Dr
Lieber Herr Dr., bitte, sagen Sie Jennychen, daß ich in den nächsten Tagen an sie schreiben würde u. sehr viel an sie dächte.
Besten Gruß
vonGertr. Kglm.
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Zeugenbeschreibung
Soweit aus der Fotokopie zu ersehen ist, besteht der Brief aus einem Bogen weißem, leicht vergilbtem Papier. L. Kugelmann hat die vierte und erste Seite vollständig beschrieben, G. Kugelmanns Zeilen sind mit dünnerer Feder links neben dessen Unterschrift notiert. Die Rückseite des Bogens blieb vermutlich leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Von unbekannter Hand: Nummerierung der beschriebenen Seiten: „67a-–b“ (Bleistift).
Zitiervorschlag
Louis und Gertrud Kugelmann an Karl Marx in London. Hannover, Donnerstag, 2. Dezember 1869. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0001234. Abgerufen am 28.03.2024.