| Engelsk. 23 Septbr 69
Lieber Friedrich
Vorgestern erhielt ich zu meiner Beruhigung Deinen Brief, ich hatte bei dem stürmischen Wetter mit einiger Sorge an Deine Seereise gedacht, die Einlage an Hermann habe ich gestern nach Barmen geschickt.
Wir sind, wie es bestimmt war am Montag vor 8 Tage von
Ostende abgereist u. gesund hier angekommen. Nach Deiner Abreise von dort hatten
wir gutes Wetter, bis den lezten Sonntag wo ein fürchterlicher Sturm war, nach
dem am Morgen früh eine „Badekarren“, bereitgestellt durch das Digitale
Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Badekarren>, abgerufen am
23.06.2022.
Schließen Badekarre mit einer Dame vom Wind umgeworfen worden,
wurde daß Baden verboten. Es war sehr amüsant an unsern Fenstern, die Herren u.
| Damen nach den Strand wandern zu sehn, sie kamen ziemlich wohlbehalten bis
an die Ecke der rue Lang aber von da konnten sie nicht weiter, es sei denn mit
Hülfe eines Kommissionärs, die nahme[n] ohne
Umstände jede beliebige Dame unter den Arm, die nicht weiter konnte. Siebels
waren am
Coursal
u. wie sie zurück kamen, also den Wind auf den Rücken hatten gingen die drei
Damen sich führend allein. Carl August
Siebel.
Schließen Carl
Siebel wurde aber an beiden Seiten zu
unserem großen Gaudiu[m] vorbei geführt. Da wir
doch das Meer gern sehen wollten fuhren wir um 4 Uhr zu Bärblack(?)
zum essen u. gingen dann zu Fuß bis an den Siehe franz. le phare, der Leuchtturm. In Oostende
markierten zwei unweit von einander entfernte Leuchttürme die
Hafeneinfahrt.
Schließen
Fahr(?), da wir den Wind meistens auf den Rücken
hatten. Die Wellen schlugen
| an vielen Stellen weit über den Damm u. man
mußte sehr vorsichtig sein, wenn man trocken herüber kommen wollte. Das Meer war
prächtig u. wir blieben bis [z]um Dunkelwerden in
eine geschützte Ecke sitzen. Seid wir hier sind ist das Wetter sehr anwechselnd.
Hedwig
wird wol gestern in Barmen angekommen sein, sie wollte noch so lange bleiben,
Anna (*1852), Elise
(*1853), Clara
(*1855) und Helene
Boelling (*1861).
Schließen ihre
4 ältesten Mädchen sind
noch hier. Am nächsten Sonntag wird Adele
Confirmiert u. 8 Tage später wollen Emil u.
Lottchen sie nach Strasburg in ein
Institut bringen. Es geht uns Gott sei Dank gut u. ich fühlte daß mir Ostende
doch gut gethan hat, hoffentlich wird die gute Wirkung recht lange vor
halten.
Es freut mich, daß Du auf Deiner Reise Vergnügen hattest u. gesund | zurück gekommen bist, hoffentlich wird sich das Wetter jetzt ausstürmen u. Du u. Emil Blank eine schöne Reise zu Weihnachten haben. E. Blank senr. schrieb mir in der vorigen Woche daß er mei[ne] Luxenburger Actien verkauft hätte u. zwar mit 20 Prozent Nutzen. Ich weiß nicht wie viel ich davon hatte sonst könnte ich berechnen was daran verdient wäre.
Nun leb wohl für heute, Gott sei mit Dir u. erhalte Dich
gesund. Trink nur nicht gar zu viel Bier, wir haben gestern das lezte
gu[te] bekommen, dann ist das Alte auf, was
Emil
Engels?
Schließen Emil u. auch ich sehr bedauern. Von hier
lassen Alle herzlich grüßen.
Deine Mutter E.
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.
Zeugenbeschreibung
Soweit aus der s/w-Fotokopie zu ersehen ist, besteht der Brief aus einem Bogen liniertem Papier. Elisabeth Engels hat alle vier Seiten vollständig beschrieben.
Heftlochung am oberen Rand und in der Mitte des Bogens. Die Textverluste durch die Lochung des Papiers konnten rekonstruiert werden.
Archivnummerierung auf beiden Bogenseiten: „817a–b“.
Zitiervorschlag
Elisabeth Engels an Friedrich Engels in Manchester. Engelskirchen, Donnerstag, 23. September 1869. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0001185. Abgerufen am 23.04.2024.