| Mchr 21 Juli 69

Lieber Mohr

Die ganze family inclusive Tussy sind gegangen den Prince of Wales vorbeifahren zu sehn. Gratulire dazu, bei die Hitze.

Wie kommt der Wilh. dazu den Schweitzer öffentlich zu versichern daß „der General Rat der I. A. A.“ über besagten Schw. grade so denke, wie er Wilh.? Das ist doch einigermaßen stark wenn er es wie ich voraussetze ohne Deine Erlaubniß gethan.

Daß Schw. doch auch unter den Massen viel Anhang verloren hat geht daraus hervor daß er nicht gewagt hat die Zahlen der Abstimmung zu proklamiren. Im Übrigen bleibt er – als debater – seinen sämmtlichen Gegnern überlegen. Der Witz mit der „rothen“ Republik war sehr gut & seine Ausbeutung der Wilhelmschen „Volkspartei“ dazu daß W. die Arbeiter an die bürgerlichen Demokraten verrathe, ditto, auf Beides hütet sich Wilh. zu antworten, der überhaupt in dieser Polemik noch unfähiger erscheint als sonst. Wie absurd z. B. grade jetzt die Verherrlichung der bürgerl. Republik Amerika von wegen der Pacific Bahn aus des SchwabenmayersDemokr. Correspondenz“ abzudrucken!

Und wie kann Wilh. dem Schw. anzeigen, er würde beim Baseler Congreß an die Luft gesetzt werden?

Monsieur Bonaparte scheint den Verstand total verloren zu haben. Ein Bock über den andern. Erst die Botschaft mit ihren Scheinconzessionen, dann die plötzliche Vertagung, jetzt dies possirliche Ministerium. Wenn er sich vorgenommen hätte, auch dem | dummsten Franzosen klar zu machen daß er Frankreich vor aller Welt verhöhnen will, er hätte es nicht besser machen können. Ganz die Methode um seine Majorität, seine Minister & Präfekten seine Richter & Offiziere an ihm irre zu machen. Und da die ganze Anhänglichkeit dieser Kerle erkauft & durch den bisherigen Erfolg bedingt ist, so werden sie noch weit eher abfallen als des alten Napoleon Senat & Corps Legislatif 1814 & 15. Denn vor Monsieur Louis den Respect zu verlieren, dazu gehört wahrhaftig nicht viel.

Wo bleibt denn der 18 Brumaire? ich sehe & höre nichts davon. Apropos Du mußt mir auch ein Ex. für Charles schicken dem ich das seinige (alte Ausg.) unter diesem Versprechen abgenommen.

Wie stehts also nun mit Deinen Reiseplänen? Jenny schreibt sie würde Samstag zurück kommen & da wird wohl bald beschlossen werden wann Du gehst. Bei mir zieht sich die Bilanz immer noch in die Länge. Gestern hieß es, mindestens 14 Tage, das ich übersetze: mindestens 3 Wochen. Ich fürchte ich sitze bis gegen 20. Aug. hier fest.

Die Biographie die mir Kugelmann retournirt hat werde ich für das Feuilleton der Zukunft zurechtstutzen & ihm schicken. Willst Du sie vorher nochmals sehn, so sag’s.

Ich schließe vor Hitze mit besten Grüßen

Dein
F. E.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Blatt festem, weißem Papier im Format 113 × 178 mm. Engels hat beide Seiten vollständig beschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von Eduard Bernsteins Hand: Numerierung des Briefes bzw. der beschriebenen Seiten: „451“ (schwarze Tinte) bzw. „63,1–2“ (Bleistift); redaktionelle Vermerke und Streichungen mit Bleistift.

Von Heinrich Dietz’ Hand: Numerierung des Briefes oben links auf der ersten Seite mit Bleistift: „1127“.

 

Zitiervorschlag

Friedrich Engels an Karl Marx in London. Manchester, Mittwoch, 21. Juli 1869. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0001113. Abgerufen am 19.04.2024.