| Engelsk. 18 Juni 1869

Lieber Friedrich

Schon über einen Monat bin ich hier u. denke Du wirst jetzt schon an einer Auseinandersetzung mit G. Ermen arbeiten, denn wie ich meine geht mit Ende dieses Monats die Zeit eures Contractes zu Ende u. da wird wol die Schluß-Bilanz gemacht werden. So bald Du mir etwas bestimmtes darüber sagen kannst, thue es doch. Hoffentlich werdet ihr im Frieden auseinander gehn. Was die Geschäfte betrifft, so geht es dieses Jahr in der Familie recht unruhig her. Fritz Boelling geht nun diesen herbst auch mit Karthaus auseinander, er sucht sich in einem anderen Geschäft zu betheiligen, hat aber bis jetzt noch nichts finden können, wo er es mit Ruhe könnte. Sein | Kapital ist so groß nicht, daß er von den Zinsen mit einer so großen Familie wie er hat in der gewohnten Weise in Barmen leben könnte, dabei ist er sehr ängstlich, sehr reitzbar u. schwach von Körper. Ann[a] Boelling, die eigentlich jetzt in Pension sein sollte ist diesen Sommer hier bei mir, es war dem Fritz zu theuer alle die Mädchen der Reihe nach heraus zu thun. Ich befinde mich augenblicklich nicht ganz wohl, bin erkältet u. schon seid 8 Tagen oben, in den letzten Tagen hat es sich aber gebessert u. wenn das Wetter nur etwas besser werden wollte, könnte ich gut in den Garten gehn, aber es ist kalt u. regnet sehr viel u. wenn auch mal ein schöner, warmer Tag dazwischen kommt, ist es gleich wieder vorbei.

| Neuigkeiten kann ich Dir wenig mittheilen, Du hast es wol in der Zeitung gelesen daß Herr Emil de Weerth Vater der jungen Frau August Engels gestorben ist. Der Pastor Leipold hier wird uns in starke 8 Tage auch verlassen, er kommt als Pastor nach Siegburg u. wir bekommen einen Pastor  Carl Friedrich Adolph Thienhaus.
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Tienhaus
, augenblicklich in Barmen u. mit der Tochter des kleinen Wolf verlobt, also für die jungen Mädchen hier ungefehrlich.

Von hier lassen Dich alle Geschwister herzlich grüßen. Reisepläne kann man bei den trüben Wetter noch nicht machen.

Nun leb wohl, Gott behüte Dich u. gebe daß wir uns im Herbst noch mal sehn.

Mit treuer Liebe
Deine Mutter E.

| Emil trägt mir eben noch auf Dich zu fragen ob bei Euren verschiedenen Verhandlungen G. E. denn gar nicht auf die Firma zu sprechen gekommen sei?

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.

Absender

Zeugenbeschreibung

Soweit aus der s/w-Fotokopie zu ersehen ist, besteht der Brief aus einem Bogen liniertem Papier. Elisabeth Engels hat die ersten drei Seiten vollständig, die vierte zu einem Viertel beschrieben.

Heftlochung am oberen Rand und in der Mitte des Bogens. Die durch die Lochung des Papiers entstandenen Textverluste konnten rekonstruiert werden.

Von unbekannter Hand: Nummerierung des Briefes auf der ersten Seite mit Bleistift: „811“.

 

Zitiervorschlag

Elisabeth Engels an Friedrich Engels in Manchester. Engelskirchen, Freitag, 18. Juni 1869. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0001064. Abgerufen am 23.04.2024.