| Barmen 13 März 1869
Lieber Friedrich
Deinen Engels an E.
Engels, 9.3.1869.
Schließen Brief vom 9t
habe ich erhalten u. mich
gefreut daß Du gesund bist. Uns geht es hier so leidlich. Du kannst wol denken
daß bei Marie Blank und Karl Emil Blank
Schließen Blanks noch große
Trauer ist. Marie entschloß sich gleich nach
dem Tode der jungen Marie den Roberth Barthels u. die Robert Barthels
jr. (geb. 1868) und Hermann Emil
Barthels (geb. 1869).
Schließen Kinder vorläufig zu sich zu
nehmen, sie konnte die Kinder den Mägden unmöglich allein überlassen u. sah wol
ein, daß Roberth sich nicht von den Kindern trennen würde. Wenn eine seiner
Schwestern gesund gewesen wäre, hätte die zu ihm ziehen können aber
die
älteste
liegt schon 18 Monate an einem Nervenleiden fast beständig zu Bette u.
die
andere hat schon 8 Monate ein leiden am Knie so daß sie vor
4 Wochen nur sehr mühsam mit Krücken im Zimmer herum gehen konnte, es hat sich
etwas gebessert
| sie soll diesen Sommer aber auf längere Zeit nach
Wiesbaden u. bis sie zurück ist, wird es wol so bleiben wie es jetzt ist d. h.
die Kinder mit Wärterin u. Magd sind mit Roberth bei Blanks eingezogen. Zu alle
diesen Sorgen u. Mühe die Marie jetzt hat kommt nun noch daß Cecile
Blank.
Schließen Cecile vor 5 Wochen Schmerzen am u. im Ohr
bekam, es fing hinter dem Ohr an dick zu werden u. es bildete sich ein Abses der
heute vor 14 Tagen offen geschnitten wurde, wonach das arme Kind gleich
Erleichterung bekam, kaum war
sie
2 Tage wieder aus dem Bette da bildete sich unterhalb des Ersten ein neuer, sie
hatte wieder Fieber u. Schmerzen u. gestern ist zum zweiten mal ein Schnitt
gemacht. Das arme Kind thut mir sehr leid, sie ist aber außerordentlich geduldig
u. hat sich ohne Murren der Operation unterworfen. Marie ist dadurch sehr in
Anspruch genommen.
| Was nun G. Ermen betrifft, so glaube ich doch nicht daß er sein Anerbieten wieder zurück ziehen wird u. hoffe ihr geht in Frieden auseinander. Es ist aber gut wenn Alles so klar u. bündig wie möglich vorher festgestellt wird, denn sonst kann man den Ermens nicht trauen.
Was nun die Einrichtung mit dem Zollgewicht betrifft so bezieht sich das nur auf Deutschland, nach Holland u. die Schweitz verkaufen sie hier in jedem beliebigen Gewicht u. in der Hinsicht sollte es an der Conkurenz nicht fehlen können. In Deutschland war es aber in der Gewichts-Eintheilung so toll geworden, daß sie bei einer doppelt so großen Einrichtung für das Aufmachen nicht fertig geworden wären um die Kunden zur rechten Zeit zufrieden zu stellen. Es geht auch mit dem Zollgewicht besser wie sie erwartet haben u. die verständigen Kunden greifen es als | eine Wolthat sie haben auch viel weniger Last u. das Lager vereinfacht sich dadurch sehr.
Mir geht es im Ganzen besser wie sonst wol im Winter u. wenn es so mit mir bis zum Frühjahr fort geht bin ich sehr dankbar.
Du wirst wol nicht vor
August zu uns kommen können, wenn es mit dem Geschäft sich so lange hin zieht,
aber dann bist Du hoffentlich auch ganz frei u. wir können hier Plane für Deine
künftige Einrichtung machen. Mit Hedwig Boelling.
Schließen Hedwig
u. ihren
Kindern
geht es auch in diesem Winder besser wie früher, sie hat zwar in der vergangenen
Woche etwas Pein an einem Zahngeschwür gehabt, ist aber wieder besser. Ich habe
Dir aber wahrscheinlich noch nicht geschrieben daß dem Fritz Boelling eine große Geschäftsveränderung bevor steht. Der
Carl
Spannagel.
Schließen Schwiegersohn von Carl
Karthaus.
Schließen Karthaus den sie seid 5 Jahren mit ins Geschäft
genommen hatten hat gekündigt u. dadurch geht die ganze Sache auseinander.
|
Fritz, der sehr aufgeregt u. dabei auch ängstlich ist, war in der ersten Zeit
über diese Geschichte halb krank. Am liebsten wäre es ihm sich ganz aus allen
Geschäften zurück zu ziehen aber sein Capital ist nicht so groß daß er von den
Zinsen nach gewonter Art leben könnte, es ist hier ein theur Leben u. die vielen
Kinder kosten mit dem Unterricht viel Geld. Wir haben ihm Alle gerathen sich die
gehörige Hülfe anzuschaffen u. das Geschäft fortzusetzen, August Boelling ist auch sehr dafür u. würde wol
als Compagnon figurieren aber sehr wenig arbeiten da er sich schon seid einigen
Jahren so im Geschäft gestellt hatte, daß er fast nichts mehr that u. den ganzen
Sommer abwesend war. Wie es nun wird müssen wir abwarten, sie bleiben noch bis
zum Herbst zusammen. Dann fängt E. Blank
auch ein neues Geschäft an in Eisensachen, die an den Lokomotiven gebraucht
werden. Er hat dazu einen Herr Steinhaus(?)
aufgethan
| der in diesen Sachen theoretisch u. practisch ausgebildet ist,
er ist augenblicklich Lehrer hier an der Gewerbe Schule, hat aber diese Stelle
nur ungern u. auf Wunsch des Directors angenommen. E.
B. hat bei Hoym eine ausgebrante Fabrick mit noch einer guten
Dampfmaschiene u. dem dazu gehörigen Grund sehr billig gekauft u. jetzt soll die
Sache eilig in Gang gebracht werden. Ich glaube er verdient so viel daß er mit
seinem Geld nicht recht zu bleiben weiß.
Dann kann ich Dir auch mittheilen, daß ich, wie Du in Ostende schon gehört hast mit E. Blank etwas in Eisenbahn Actien spekuliert habe u. in diesem Winter beinah Th. 3000 verdient habe.
Nun ist aber auch Zeit daß ich aufhöre doch will ich Dir noch eben sagen daß es mit der Eisenbahn Angelegenheit sehr gut steht, die Bergisch-Märkische Geselschaft hat beschlossen die Bahn von Deutz nach Wänderoth zu bauen u. die Regierung hat es genehmigt. Anfangs dieser Woche wurde es beschlossen.
Nach den letzten Nachrichten war in Engelskirchen alles wohl. Leb wohl u. gieb mir gleich Nachricht wenn sich etwas in Deiner Angelegenheit geändert hat.
Deine Mutter E.Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.
Zeugenbeschreibung
Soweit aus der s/w-Fotokopie zu ersehen ist, besteht der Brief aus einem Bogen und einem Blatt liniertem Papier. Elisabeth Engels hat alle sechs Seiten vollständig beschrieben.
Die Schlusszeilen „Nach den letzten ... Deine Mutter E.“ stehen am linken Rand der letzten Seite.
Heftlochung am oberen Rand und in der Mitte des Bogens, sowie am linken Rand des Blattes (ohne Textverlust).
Zitiervorschlag
Elisabeth Engels an Friedrich Engels in Manchester. Barmen, Samstag, 13. März 1869. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000966. Abgerufen am 28.03.2024.