| Mainz den 9 Nov. 1868

Lieber Marx!

Deine Zeilen habe ich empfangen. Meinen Dank für Deine Aufmerksamkeit!

Die Kritik mache ich nächstens mit meinen Freunden hier; ich bin noch nicht so weit es jetzt zu können aber weiter als die anderen die mir helfen müssen! Nach & nach begreife ich; es geht dann in einem hin auch nach rechts & links hin zuschlagen damit die Kritik die ökonomischen Schwachköpfe trifft die sich hier und da breit machen!

Kennst Du von einem Engländer, wenn ich nicht irre ist Trapps sein Name, der hier, in Frankfurt, Offenbach, Darmstadt auf getreten ist zu werben unter den Arbeitern für eine nächstes Jahr in London abzuhaltende Arbeiter-Ausstellung? Es heißt hier in den Blättern er sei Secretair eines Londoner Arbeiter Vereins! Die Cirkulaire die er ausgiebt weißen keinen Präsidenten dagegen circa 40 Vice Präsidenten auf darunter allerlei Geburten. – Vielleicht sende ich Dir ein solches Cirkulair | Morgen oder Uebermorgen ein.

Lieb wäre es mir wenn ich in ca 8 Tagen Antwort hätte damit man hier weiß woher er kommt & wohin er geht. – Hast Du nicht Zeit so vielleicht ein Freund für Dich zu antworten.

Jüngst war Hochzeit in meiner Familie. Ein Jude aus Carlsruhe 1849 Civilcommissair in Brüssel, seit jener Zeit Advocat in New York hat die katholisch getaufte 25jährige Salome Stumpf (meine Schwester) geheirathet. Frank heißt der junge Ehemann & mit diesem meinem jetzigen Schwager kam ich auch auf Dich zu sprechen. Als Socialist deutet längst alles auf mich & so kam die neue Verwandschaft auch bei mir auf Dich zu sprechen. „Ich habe mich auch verleiten lassen den Marx zu kaufen es ärgert mich das Geld! M. geht von Voraussetzungen und nicht von Thatsachen aus & citirt den Hegel zum Ueberdruß. Ich citirte darauf deinen Boden der thatsächlichen Verhältniße & bewies ihm daß ich mehr in Marx gesehen als er; er also voreilig urtheile. – Venedey | erließ dieser Tage ein Broschürchen gegen den Nürnberger Arbeiter Verein Beschluß & den Internationalen! Marx habe ich nicht gelesen & werde ihn auch hoffentlich nie zu Gesicht bekommen! sagt er darin!

Vielleicht erscheint heute Abend schon unsere Antwort unter Rubrik Bücherschau im hiesigen Anzeiger! Ich sende ihn Dir dann!

Dein
P. St

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Absender

Briefkontext

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, blauem, kariertem Papier im Format 446 × 284 mm. Aufdruck: „Paul Stumpf, Stadionerhofstrasse Mainz.“ auf der ersten Seite oben links. Die ersten zwei Seiten hat Stumpf vollständig, die dritte zur Hälfte beschrieben, die vierte Seite ist leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von unbekannter Hand: Nummerierung des Briefes „11.“ mit Bleistift.

Anmerkungen zum Brief

Stumpf beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Marx (siehe „Deine Zeilen habe ich empfangen.“), geschrieben vor dem 9. November 1868 (Marx an P. Stumpf, vor 9.11.1868).

 

Zitiervorschlag

Paul Stumpf an Karl Marx in London. Mainz, Montag, 9. November 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000828. Abgerufen am 19.04.2024.