| London. 28 October, 1868.

Lieber Meyer u. Vogt,

Aus der einliegenden Vollmacht für Meyer (ich habe eine für Sie zugelegt) ersehn Sie, daß Ihrem Wunsch schon 13 Oct. dieses genügt war. Im Beehive v. 10 October ist die Ernennung Meyers gedruckt. Der Gen. Counc. hat beschlossen, daß die deutschen Corresp. mit mir, Pelletier (für die Franzosen) mit Dupont, u. Eccarius mit Jessup correspondirt. Ich selbst schlug letztres vor, da ich keine Zeit für mehr Correspondenz habe.

Einliegende Zeilen können Sie Jessup übergeben u. ihm zugleich Ihre Vollmachten vorzeigen .

Was den Eccarius betrifft, so einiges Mißverständniß. Ich habe nie mit ihm mich entzweit, im Gegentheil ihn bis dato gegen die attacks der Engländer u.s.w. aufrecht gehalten. Aber er – sein überwiegender, oft bornirter Egoismus ist vielleicht durch seine Umstände entstanden – macht v. Zeit zu Zeit unangenehme Albernheiten. Im Durchschnitt nehme ich keine Notiz davon. Ausnahmsweise reißt mir die Geduld. Ich wasche ihm dann den Kopf, u. all is right again bis auf Weiteres. Der arme Teufel ist jezt sehr krank u. er benutzt immer solche Momente, um sein pater peccavi zu sagen. Das, worauf Liebknecht, nach Vogts Brief anspielt, ist mir völlig unbekannt. Ich wenigstens habe nie einem Menschen ein Wort gegen Ecc. geschrieben except in meinem Brief an Meyer, in einem Augenblick wo Briefe unsrer andren Delegirten zum Brüssler Kongreß, worin sie den E. denuncirten, mir den Kopf heiß machten. Aber es ist sehr möglich, daß E. ohne mein Wissen an Liebk. in einem Sinn schrieb, der den letztern zu seinen Aeusserungen an V. veranlaßt haben mag. Dieß wäre sonderbar, da ich grade zu jener Zeit grossen Krakehl mit den Engländern wegen des Eccarius hatte u. für ihn.

Was den Sorge betrifft, so ist keine weitere Action nöthig. Meine Zeilen an Jessup erklären den temporary Charakter der Vollmachten.

Karten für Mitglieder sind keine mehr vorhanden, müssen frisch gedruckt werden. Liebknecht macht zu viel in süddeutschem Patriotismus. Auch sollte er keine solche Alberheiten von „Staat u. Gesellschaft“ drucken, die grade das Gegentheil unsrer Ansichten enthalten.

Salut

In aller Eile
Ihr KMarx

À Propos. Kennen Sie Dietzgen? Er ist ist jezt nach dem Rhein v. Petersburg zurück, um sich als kleiner Gerber zu etabliren. Er ist einer der genialsten Arbeiter, die ich kenne, ich meine brieflich. Persönlich kenne ich ihn nicht.

Eine Uebersetzung meines Buchs erscheint jezt russisch in St. Petersburg. Oder habe ich Ihnen das schon mitgetheilt?

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Absender

Briefkontext

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Blatt dünnem, weißem Papier im Format 140 × 215 mm, das auf ein stärkeres Papier vom gleichen Format aufgeklebt wurde. Die erste Seite hat Marx vollständig beschrieben, die letzte Passage („À Propos. ... mitgetheilt?“) ist auf derselben Seite oben kopfstehend plaziert, die zweite Seite ist leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von unbekannter Hand: auf der ersten Seite oben Nummerierung des Briefes mit roter Tinte: „93“; auf der zweiten Seite unten rechts Bleistiftvermerk: „99“.

Anmerkungen zum Brief

Eine Beilage („Aus der einliegenden Vollmacht für Meyer“) ist nicht überliefert. Die zweite („ich habe eine für Sie zugelegt“) und dritte Beilage („Einliegende Zeilen können Sie Jessup übergeben ...“) sind als Abschrift überliefert.

Zu den überlieferten Beilagen:

Vollmacht der Internationalen Arbeiterassoziation (Deutsche Sektion in Amerika) für August Vogt.

Marx an W. Jessup, 28.10.1868

(RGASPI, f. 1 op. 1 d. 2313).

 

Zitiervorschlag

Karl Marx an Sigfrid Meyer und August Vogt in New York. London, Mittwoch, 28. Oktober 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000812. Abgerufen am 19.04.2024.