20 Rennwick str.
New-York 16 oktob 1868
Lieber freund,
ich erhielt ihren Marx an S. Meyer, 14.9.1868
Schließen brief vom 14 sept
und die . Der 2te
artikel erscheint mir von noch größerer bedeutung als der erste. Parker Pillsbury von der Revolution wird vielleicht
gelegentlich darüber sprechen. Ich will versuchen bei der Nation an zu klopfen, damit
das Karl Marx: Das Kapital. Bd.
1. Buch 1. Hamburg 1867. Siehe Erl. zu
Marx an J. Ph. Becker, zw. 9. u. 15.1.1866. „1200 Seiten
Manuscript“. (MEGA² II/5).
Schließen ‚Kapital‘ in derselben
besprochen werde; das blatt hat sehr viele mitarbeiter, die des Deutschen
vollkommen mächtig sind. Uebersetzungen werde ich in der Revolution und Workingmen’s Advocate an zu
bringen versuchen. Leider erlauben mir meine verhältnisse nicht, so viel
Englisch zu treiben, als ich wol müste, um schnell und nicht zu schlecht
schreiben zu können; mit dem sprechen bin ich so weit, daß ich verständlich bin
und somit im verkehr mit einzelnen auskomme. Wir gründen jetzt hier eine sektion
der I. A. A. aus den personen bestehend,
welche dem verfehlten versuch der Socialen Partei ihre mitwirkung schenkten.
Weber, der jezt ganz in
der deutschen bewegung der Republikaner ( Ulysses S.
Grant war der republikanische Kandidat bei der
US-Präsidentschaftswahl 1868.
Schließen Grant-fieber) verwickelt ist, wird uns aus
dem gehege bleiben. Sorge hat
erklärt, diesen winter keine arbeiter bewegung mit zu machen und somit haben wir
freies feld für diejenigen, welche lernen und ehrlich arbeiten wollen. – Einige
tage vor eröfnung des hiesigen arbeiter-kongresses, dessen verhandlungen sie wol
durch Jessup bekommen haben werden,
sagte mir Sorge, bei dem ich
noch wohne, daß er zu Jessup gehe und erzählte mir später einzelnheiten der
unterhaltung. Die vollmacht wird er selbstverständlich vorgezeigt haben; Jessup
ist aber sehr zu geknöpft und hat ihm gewiß nicht mitgetheilt, daß ich und
Vogt (dieser als stummer
und zum theil tauber zuhörer) schon vorher bei ihm gewesen waren. Ich will
Sorge
vorläufig auch noch nicht mittheilen, daß ich mit J. verkehre und würde gern sehen, wenn ihm die vollmacht
entzogen werden könnte, ohne daß er glauben muß, ich wüßte davon; denn er weiß
auch nichts von meiner adresse in New-York. Diese diplomatischen heimlichkeiten
habe ich gewählt, weil ich ohne aufsehen und skandal mit Sorge brechen
will. Sorge wird nichts thun, was der I. A. A. schadet, dafür bürgt
seine persönliche freundschaft für J.
Ph. Becker, von dem er offenbar viel mehr hält, als von Liebknecht; lezterer schmeichelt
ihm jedenfalls weniger; doch steht er auch mit Liebknecht noch in
briefverkehr. Sein name, gedrukt auf dem Vorboten, – das ist, was ihm wol thut, dasselbe
erstrebt er für das Demokr.
Wochenbl. Im Pionier steht die anzeige des Komm. Klubs mit seinem namen als
präsident schon seit mehr als 1 jahre, ohne daß sitzungen stattfinden, der spaß
kostet ihn 6 dollar jährlich; doch er liebt Heinzen sehr und ist erbittert,
wenn ich gegen ihn los ziehe. Diese einzelnheiten sollen beweisen, daß er nicht
gefährlich ist. Freilich sind solche menschen, gereizt
und in ihrem innersten wesen (der eitelkeit) angegriffen, auch schlechter
streiche fähig. Bis jetzt hat er, bei glänzenden einanhmen als musiklehrer, sehr
viel geld für freunde, allgemeine zwecke u. s. f. geopfert auch mich hat er, als
ich im frühling 1867 ohne arbeit war, freundlich behandelt; ich schulde
ihm noch 200 dollar
| Daß ich Sorge so spät durchschaut habe, macht meiner
menschen-kenntniß wenig ehre. Vogt ließ mich so lange im unklaren, weil er einen offenen bruch
zwischen Sorge und mir als sehr schädlich für meine
erwerbs-verhältnisse ansah; und zum theil ist das noch richtig. Wenn sie mir
vollmacht ertheilen lassen wollen, so ist es ja wol nicht nöthig, daß Sorge davon erfährt; ich würde in
N-Y nur im notfalle gebrauch davon machen, damit Sorge eben nicht
unnötiger weise verlezt werde. Mit Drury will ich so oft als möglich zusammen zu kommen suchen; ich
schreibe später darüber. D. gab im
winter ein
blättchen
‚Solidarity‘
heraus und gründete eine geselschaft gleichen namens, deren endzweck
co-operative war. Mit konsum-vereinen sollte begonnen und dann allmälich die
ganze produktion der stadt N-Y in die hand genommen werden. Davon spricht er
jetzt nicht mehr. Als redner übertrift er alle der stadt N-Y. – Sie schlagen mir
wieder
agitatori
schriften ab; aber statuten der I. A. A. müssen doch da sein; schicken sie, was
eben da ist, oder lassen sie es schicken. Eben weil ich mit der
Englischen sprache noch nicht gut fortkomme brauche ich solche
stützen. –
Ich habe nicht ohne absicht an Eccarius geschrieben, weil Jessup nur ihn kennt und ein paar worte über mich eindruck machen würden. Auch glaubte ich durch ihn Engl. schriften zu bekommen
An G. W. Randall haben sie mir keine karte gesendet. Ich habe noch nicht an ihn geschrieben, werde es aber thun.
Wegen materialien über boden-verhältnisse bin ich in großer verlegenheit. Wenn ich zeit hätte, mich ein paar tage nur auf der Astor bibliothek um zu sehen, so fände ich vielleicht etwas. In den papieren des kongressses in Washington muß viel stecken; ich werde, nach vielen vergeblichen briefen, auch noch an S. Cary, M. C. für Cincinnati, gewählt auf die arbeiter-platform, schreiben, wahrscheinlich auch ohne erfolg. Sorgen sie dafür, bei Sylvis auf eine durchführung der arbeiter-statistik zu dringen. Freilich die am schauderhaftesten behandelten arbeiter, bilden keine vereine; thatsachen über frauen-schindung bringt bereits die Revolution und wird mit der zeit noch mehr bringen.
Liebknecht ist sehr vergnügt über den Nürnberger erfolg; seine thätigkeit sollte wol etwas vorsichtiger sein. Ich fürchte sehr für seine persönlichen verhältnisse; das opfer welches er bringt, ist groß und ich sehe wenig mitarbeiter, bei denen er sich in Deutschland rath holen könnte. Wenigstens läßt er sich von wenigen so viel sagen, als von Vogt, der ihn oft gewarnt und dadurch nützlich gewirkt hat
Ihr
Sgfd Meyer.Zitiervorschlag
Sigfrid Meyer an Karl Marx in London. New York, Freitag, 16. Oktober 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000792. Abgerufen am 27.05.2022.