| London, 30 April 1868.

Dear Fred,

Für den debattirten case ist es gleichgültig, ob m (der Mehrwerth) quantitativ ˃od.˂ als der im Productionszweig selbst erzeugte Mehrwerth. Z. B. wenn 100 m 400 c + 100 v = 20% u. dieß wird in Folge des Falls des Geldwerths um 1 10 = 110 m 400 c + 110 v (unter der Voraussetzung, daß der Werth des constanten Kapitals sinkt,) so ist es gleichgültig, ob der capitalistische Producent nur die Hälfte des von ihm selbst producirten Mehrwerths einsteckt. Denn die Profitrate für ihn dann = 55 m 400 c + 110 v ˃ als vorher 50 m 400 c + 100 v ; m wird hier beibehalten, um im Ausdruck selbst qualitativ zu zeigen, woher der Profit kömmt.

Es ist jedoch in der Ordnung, daß Du die Entwicklungsmethode der Profitrate kennst. Ich gebe Dir daher in den allerallgemeinsten Zügen den Gang an. Im II Buch, wie Du weißt, wird der Cirkulationsprozeß des Kapitals unter den im I Buch entwickelten Voraussetzungen dargestellt. Also die neuen Formbestimmungen, die aus dem Cirkulationsprozeß entspringen, wie fixes u. cirkulirendes Kapital, Umschlag des Kapitals etc. Endlich im I Buch begnügen wir uns damit, anzunehmen, daß wenn im Verwerthungsprozeß aus 100 £ 110 werden, diese die Elemente, worin sie sich von neuem umsetzen, auf dem Markt vorfinden. Jezt aber untersuchen wir die Bedingungen dieses | Vorfindens, also die gesellschaftliche Verschlingung der verschiedenen Kapitale, Kapitaltheile u. der Revenü (= m) miteinander.

Im Buch III kommen wir dann zur Verwandlung des Mehrwerths in seine verschiednen Formen u. gegen einander getrennten Bestandtheile.

I) Profit ist uns zunächst nur ein andrer Name od. andre Kategorie für Mehrwerth. Da durch die Form des Arbeitslohns die ganze Arbeit als bezahlt erscheint , scheint der unbezahlte Theil derselben nothwendig als nicht aus der Arbeit, sondern aus dem Kapital, u. nicht aus dem variablen Theil desselben, sondern dem Gesamtkapital entspringend. Dadurch erhält der Mehrwerth die Form des Profits, ohne quantitativen Unterschied zwischen dem einen u. dem anderen. Es ist nur die illusorische Erscheinungsform desselben.

Ferner erscheint der in der Produktion der Waare consummirte Kapitaltheil (das zu ihrer Production vorgeschoßne Kapital, constantes u. variables, minus dem zwar angewandten, aber nicht konsummirten Theil des fixen Kapitals) jezt als Kostpreis der Waare, da für den Kapitalisten der Theil des Waarenwerths, der ihm kostet, ihr Kostpreis ist, die in ihr enthaltene unbezahlte Arbeit dagegen nicht in ihren Kostpreis von seinem Standpunkt eingeht. Der Mehrwerth = Profit, erscheint jezt als Ueberschuß ihres Verkaufspreises über ihren Kostpreis. Nennen wir also den Werth der Waare W, u. ihren Kostpreis K, so W = K + m , also W m = K , also W ˃ K . Die neue Kategorie des Kostpreises sehr nothwendig im Detail der späteren Entwicklung. Von vorn herein ergiebt sich, daß der Kapitalist mit Gewinn die Waare unter ihrem Werth (wenn nur über ihrem Kostpreis) verkaufen kann, u. dieß das Grundgesetz für das Verständniß der durch die Konkurrenz bewirkten Ausgleichungen. |

Wenn der Profit also vom Mehrwerth zunächst nur formell verschieden, so dagegen die Profitrate sofort reell v. der Rate des Mehrwerths, denn im einen Fall m v , im andern m c + v , woraus von vorn herein folgt, da m v ˃ m c + v , daß die Profitrate ˂ Rate des Mehrwerths, es sei denn, daß c = 0 .

Mit Rücksichtnahme auf das in Buch II Entwickelte folgt jedoch, daß wir die Profitrate nicht zu berechnen haben auf ein beliebiges, z. B. wöchentliches Waarenprodukt , sondern daß m c + v hier meint den während des Jahrs producirten Mehrwerth im Verhältniß zu dem während des Jahrs vorgeschoßnen (im Unterschied vom umgeschlagnen) Kapital. m c + v hier also jährliche Profitrate.

Wir untersuchen dann zunächst, wie verschiedner Umschlag des Kapitals (theils abhängig vom Verhältniß von cirkulirenden zu fixen Kapitalbestandtheilen, theils von der Umschlagsanzahl des cirkulirenden Kapitals im Jahr etc etc) die Profitrate modificirt bei gleichbleibender Rate des Mehrwerths.

Den Umschlag aber vorausgesetzt u. m c + v als jährliche Profitrate gegeben, untersuchen wir, wie diese sich ändern kann, unabhängig v. Aenderungen in der Rate des Mehrwerths u. selbst von seiner Masse.

Da m, die Masse des Mehrwerths = ist der Rate des Mehrwerths multiplicirt mit dem variablen Kapital, so wenn wir die Rate des Mehrwerths r nennen u. die Profitrate p’, p’ = r · v c + v . Hier haben wir 4 Grössen, p’, r, v, c, mit | deren je 3 wir wirthschaften können, stets die 4t Größe als unbekannt suchend. Dieß ergiebt alle möglichen Fälle über die Bewegungen der Profitrate, soweit sie verschieden v. der Bewegung in der Rate u., to a certain extent, selbst v. der Masse des Mehrwerths. Dieß war allen Bisherigen natürlich unerklärlich.

Die so gefundnen Gesetze, z. B. sehr wichtig, um den Einfluß des Preises des Rohmaterials auf die Profitrate zu verstehn, bleiben richtig, wie immer der Mehrwerth zwischen Producent etc später vertheilt werde. Dieß kann nur die Erscheinungsform ändern. Sie bleiben zudem direkt anwendbar, wenn m c + v als Verhältniß des gesellschaftlich producirten Mehrwerths zum gesellschaftlichen Kapital behandelt wird.

II.) Was in I) als Bewegungen, sei es des Kapitals in einem bestimmten Productionszweig, sei es des gesellschaftlichen Kapitals behandelt – Bewegungen, wodurch sich seine Zusammensetzung etc ändert – wird jezt gefaßt als Unterschiede der in den verschiednen Productionszweigen angelegten Kapitalmassen.

Es findet sich dann, daß die Rate des Mehrwerths , i.e. die Exploitation der Arbeit als gleich vorausgesetzt, die Werthproduction u. daher die Production v. Mehrwerth u. daher die Profitrate in verschiednen Productionszweigen verschieden ist. Aber aus diesen verschiednen Profitraten bildet die Konkurrenz eine mittlere od. allgemeine Profitrate. Diese, auf ihren absoluten Ausdruck reducirt, kann nichts sein als der von der Kapitalistenklasse producirte Mehrwerth (jährlich) im Verhältniß zu dem vorgeschossenen Kapital in seinem gesellschaftlichen Umfang. Z. B. wenn das gesellschaftliche | Kapital = 400 c + 100 v u. der jährlich davon producirte Mehrwerth = 100 m , so ist die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals = 80 c + 20 v u. die des Products (procentweis)  = 80 c + 20 v / + 20 m = 20% Profitrate. Dieß die allgemeine Profitrate.

Was die Konkurrenz zwischen den in den verschiednen Produktionsspähren hausenden u. verschieden zusammengesezten Kapitalmassen anstrebt, ist der kapitalistische Communismus, nähmlich daß die jeder Productionssphäre angehörige Kapitalmasse, in der Proportion, worin sie Theil des gesellschaftlichen Gesammtkapitals bildet, einen aliquoten Theil des Gesammtmehrwerths erhascht.

Dieß nun nur erreicht, wenn in jeder Produktionssphäre [[unter der obigen Vorsetzung, daß das Gesammtkapital = 80 c + 20 v u. die gesellschaftliche Profitrate = 20 m 80 c + 20 v ]] das jährliche Waarenprodukt verkauft wird zu Kostpreis + 20% Profit auf den vorgeschoßnen Kapitalwerth (gleichgültig, wie viel v. dem vorgeschoßnen fixen Kapital in den jährlichen Kostpreis eingeht oder nicht.) Dazu muß aber die Preisbestimmung der Waaren v. ihren Werthen abweichen. Nur in den Productionszweigen, wo die procentmässige Zusammensetzung des Kapitals 80 c + 20 v , fällt der Preis K (Kostpreis) + 20% auf das vorgeschoßne Kapital mit ihrem Werth zusammen. Wo die Zusammensetzung höher (z. B. 90 c + 10 v ), steht dieser Preis über ihrem Werth, wo die Zusammensetzung niedriger (z. B. 70 c + 30 v ) unter ihrem Werth.

Der so ausgeglichene Preis, der den gesellschaftlichen Mehrwerth gleich vertheilt unter die Kapitalmassen im Verhältniß zu ihrer Größe, ist der Productionspreis der Waaren, das Centrum, um das sich die Oscillation der Marktpreise bewegt.

Die Produktionszweige, worin natürliches Monopol, sind, auch wenn ihre Profitrate höher als die gesellschaftliche, von diesem | Ausgleichungsprozeß eximirt. Dieß später wichtig für die Entwicklung der Grundrente.

In diesem Kapitel nun weiter zu entwickeln, die verschiednen Ausgleichungsgründe zwischen den verschiednen Kapitalanlagen, die dem Vulgär als ebenso viele Entstehungsgründe des Profits erscheinen.

Ferner: die veränderte Erscheinungsform, die die fortgültigen u. früher entwickelten Gesetze über Werth u. Mehrwerth, jezt, nach Verwandlung der Werthe in Produktionspreise annehmen.

III) Tendenz der Profitrate zum Fall im Fortschritt der Gesellschaft. Dieß ergiebt sich schon aus dem Buch I Entwickelten über die Veränderung in der Zusammensetzung des Kapitals mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Productivkraft. Es ist dieß einer der größten Triumphe über den pons asini aller bisherigen Oekonomie.

IV.) Bisher nur gehandelt vom produktiven Kapital. Es tritt jezt Modifikation ein durch das Kaufmannskapital.

Nach der bisherigen Voraussetzung das produktive Kapital der Gesellschaft = 500 (Millionen oder Milliarden, n’importe). Und zwar: 400 c + 100 v / + 100 m . p’, die allgemeine Profitrate, = 20%.

Gesezt nun das Kaufmannskapital = 100.

So die 100 m zu berechnen auf 600 statt 500. Die allgemeine Profitrate daher reducirt von 20% auf 16⅔%. Der Productionspreis (der Vereinfachung halber wollen wir hier annehmen, die ganzen 400 c , also das fixe Kapital ganz eingerechnet, gehe in den Kostenpreis der jährlich producirten Waarenmasse ein) jezt = 583⅓. Der Kaufmann verkauft zu 600 wenn wir v. dem fixen Bestandtheil seines Kapitals absehn u. realisirt daher auf seine | 100 16⅔%, so viel wie die productiven Kapitalisten, oder, in andren Worten, eignet sich ⅙ des gesellschaftlichen Mehrwerths an. Die Waaren sind en masse u. auf gesellschaftlichem Maßstab – zu ihrem Werth verkauft. Seine 100 £ (v. fixen Bestandtheil abgesehn) dienen ihm nur als cirkulirendes Geldkapital.

Was der Kaufmann mehr schluckt, entweder einfache Prellerei, od. Spekulation auf die Oscillation der Waarenpreise, oder, beim eigentlichen Detaillisten, Arbeitslohn, wenn auch für lausige unproduktive Arbeit, unter der Form des Profits.

V.) Jezt haben wir den Profit reducirt auf die Form, worin er praktisch gegeben erscheint, nach unsren Voraussetzungen auf 16⅔%. Nun die Spaltung dieses Profits in Unternehmungsgewinn und Zins. Das zinstragende Kapital. Das Creditwesen.

VI) Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente.

VII.) Endlich sind wir angelangt bei den Erscheinungsformen, die dem Vulgär als Ausgangspunkt dienen, Grundrente aus der Erde stammend, Profit (Zins) aus dem Kapital, Arbeitslohn aus der Arbeit. Von unsrem Standpunkt nimmt sich die Sache aber jezt anders aus. Die scheinbare Bewegung erklärt sich. Ferner der A. Smithsche zum Grundpfeiler aller bisherigen Oekonomie gewordne Blödsinn, daß der Preis der Waaren aus jenen 3 Revenuen, also nur aus variablem Kapital (Arbeitslohn) u. Mehrwerth (Grundrente, Profit (Zins)) bestehe, umgeworfen. Die Gesammtbewegung in dieser erscheinenden Form. Endlich, da jene 3 (Arbeitslohn, Grundrente, Profit (Zins)) die Einkommenquellen der 3 Klassen von Grundeigenthümern, Kapitalisten u. Lohnarbeitern – der Klassenkampf als Schluß, worin sich die Bewegung u.  | Auflösung der ganzen Scheisse auflöst.

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Unser junges Paar seit letzter Woche, sehr liebessick, zurückgekehrt. Wohnung für sie bei Primrose hill, wo sie heut Abend eingezogen.

Einliegend Briefe v. Kugelmann etc. Dem Schily, was er wünschte, geschickt, aber nicht in der kindischen Weise, wie ers verlangt.

In ein paar Tagen werde ich 50. Wenn jener preußische Lieutenant zu Dir sagte: „Schon 20 J. im Dienst u. immer noch Lieutenant“, so kann ich sagen: Ein halbes Jahrhundert auf dem Rücken, u. immer noch Pauper! Wie recht meine Mutter! „Wenn der Karel Kapital gemacht hätte, statt etc.“

Salut

D
KMarx


Von Karbunkel nur ganz kleine Spur auf der rechten Lende, wird aber wohl spurlos vergehn.

Ernest Jones hat sich blamirt durch seine flaue u. nisi prius Vertheidigungsart v. Burke. Burke hat wenigstens einen Triumph erfochten, indem er den alten Esel Bramwell zwang die Heuchelei des temper abzuwerfen u. seiner gemeinen Hundeseele frei die Carrière schiessen zu lassen.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus zwei Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 221 × 182 mm. Marx hat alle acht Seiten vollständig beschrieben, die fünfte Seite selbst paginiert. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von Eduard Bernsteins Hand: Nummerierung des Briefes bzw. der beschriebenen Seiten: „40,1“ bis „40,8“.

Anmerkungen zum Brief

Marx beantwortet den Brief von Engels vom 26. April 1868 (Engels an Marx, 26.4.1868).

Über die Beilagen ( „Einliegend Briefe ...“) siehe Erl.

 

Zitiervorschlag

Karl Marx an Friedrich Engels in Manchester. London, Donnerstag, 30. April 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000624. Abgerufen am 20.04.2024.