| N.J.
Hoboken 19 februar
1868
box 101
Lieber freund,
verzeihen sie mein langes
schweigen; ich habe mich in der zwischenzeit nach kräften mit Karl Marx: Das Kapital. Bd. 1. Buch
1. Hamburg 1867. Siehe Erl. zu Marx an
J. Ph. Becker, zw. 9. u. 15.1.1866. „1200 Seiten
Manuscript“. (MEGA² II/5).
Schließen ihrem buch beschäftigt und den
reinen genuß gehabt, welchen nur die höchste wissenschaft bieten kann.
Ueberraschend muß vor allem wirken die streng naturwissenschaftliche methode,
welche bisher in den historischen wissenschaften unbekannt war. Die klarheit der
darstellung hat außerordentlich zugenommen, verglichen mit dem 59er hefte, und
es ist nur der erheiterung wegen, daß ich ihnen Heinzens alberne bemerkungen
schicke, welche freilich der verbreitung des werkes in den U. St. geschadet
haben mögen. Den auszug hat er natürlich nicht abgedrukt. Ich habe die
genugthuung gehabt, daß leute, welche sich niemals mit ökonomischen fragen
beschäftigt, größere abschnitte mit hinreichendem verständnisse aufgefaßt haben.
Ich danke ihnen, daß sie von den Deutschen skriblern sich besonders den
vornehmen Roscher heraus
gesucht haben. Ich bin begierig, über die kritik in Deutschland etwas zu hören;
in der „Zukunft“ allein
habe ich bis jetzt etwas gelesen. Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik. Hrsg. von
Bruno Hildebrand. Die Rezension zum „Kapital“ erschien in
Bd. 12, 1869. S. 457-464.
Schließen Hildebrandts jahrbücher
| für Nat. Oek. und Stat.
werden jedenfalls etwas bringen.
Ueber die I.A.A. hören wir
nichts, als was im Vorboten steht, wir möchten gern „The Common wealth“ halten, wissen aber nicht die
beste art des bezuges. Sorge
bat schon vor längerer zeit um mittel der anknüpfung mit Englisch redenden
Amerikanern. Aus dieser und jener zeitungs notiz schließen wir, daß eine
laufende verbindung vorhanden ist; könnten wir nicht adressen in N.Y. oder
andern städten erhalten? Wir haben, der anregung folgend welche ans uns
herantrat, an der gründung einer neuen partei mit gearbeitet; ein bestreben,
welches nur dann günstige folgen (worunter ich natürlich vor allem vermehrte
einsicht unter den arbeitern verstehe) haben kann, wenn der beschränkte kreis
der Deutschen verlassen wird. Vielleicht gelingt es, in N.Y. ein wochenblatt
dauernd zu erhalten, welches besser redigirt ist, als The Workingman's
Advocate (Chicago).
Schließen The
Workingmens advocate in Chicago. Vergessen sie
also nicht, uns mit druckschriften oder wenigstens namen versorgen zu lassen.
Der mehr als alberne Wilhelm
Weber?
Schließen Weber arbeitet, wie sie sehen, noch mit
uns, hoffentlich nicht mehr lange. Ihre ausführlichen nachrichten über ihn
sollen nicht vergessen bleiben.
Demokratisches
Wochenblatt.
Schließen Liebknechts
wochenblatt geht vorläufig gut; es wird
natürlich bald unterdrükt werden. Ist wirklich aussicht vorhanden, daß Engels etwas von sich hören läßt?
Sgfrd Meyer
Ich selbst schulmeistere noch, vielleicht finde ich im frühling eine technische beschäftigung.
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Blatt mittelstarkem, weißem, liniertem Papier im Format 125×205 mm. Prägung: ein Vogel auf dem Wappenschild im Oval mit einer nicht deutlich lesbaren Aufschrift. Beide Seiten hat Meyer vollständig beschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Archivsignatur des Moskauer Marx-Engels-Instituts (IMĖ) auf beiden beschriebenen Seiten: „Rj 43a–b“.
Anmerkungen zum Brief
Marx übersandte den Brief Meyers an Engels am 4. März 1868 (Marx an Engels, 4.3.1868: „Einliegend Wisch von S. Meyer“).
Die Beilage („daß ich ihnen Heinzens alberne bemerkungen schicke“) ist nicht überliefert.
Zitiervorschlag
Sigfrid Meyer an Karl Marx in London. Hoboken, Mittwoch, 19. Februar 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000555. Abgerufen am 28.09.2023.