| Mchr 2 Febr 1868.
Lieber Mohr
Die Ursache
meines Schweigens war die, daß ich Dir in meinem Brief
zugleich die Absendung des Weines anzeigen wollte. Aber der
Kerl der mir den Wein packt, hat einen Unfall gehabt &
wird wenigstens 14 Tage krank liegen, & so habe ich bis
jetzt nicht dazu kommen können, wo möglich pack’ ich ihn
selbst morgen. Du bekommst sehr guten 1863r Claret & 1857r Rheinwein, Moselwein habe
ich nur noch ein paar Flaschen & die sind in 86, Mornington Street,
Stockport Road– eine inoffizielle Privatadresse
von Engels Manchester von Mitte August 1864 bis
Anfang April 1869. Er hatte diese Wohnung auf den
Namen Lydia
Burns gemietet.
Schließen Mornington Str. wo ich sie
nicht packen lassen kann.
Herr
Marx is a political economist ... In: The Saturday
Review of Politics, Literature, Science, and Art.
London. Bd. 25. Nr. 638, 18. Januar 1868. S. 97.
[U.d.T.:] German Literature (siehe MEGA2 I/21. S.
1209). Siehe Marx
an Engels, 25. Januar
1868 („In der Saturday
Review v. letzter Woche ist eine Notiz über mein
Buch erschienen“), Marx
an Louis Kugelmann, 30. Januar
1868 und Erl. (vollst.
Abdr. der Rez.) sowie
L. Kugelmann an Marx, 4. Februar
1868.
Schließen Dann bin ich auch der Saturday
Review nachgelaufen &
habe mit vieler Mühe die
Notiz
erwischt. Wenn
Du sie nicht gesehn hast Die Abschrift von Engels ist
überliefert: Friedrich Engels: Sat. Rev.
18/1/68.„German Literature.“ (MEGA2 IV/18. S.
820).
Schließen so kann
ich Dir Copie schicken – nicht viel dran aber immer
ein gutes Zeichen.
Ich habe jetzt,
außer der starken Beschäftigung beim Jahresabschluß &
der aus dem sich wieder belebenden Geschäfte entstehenden,
noch Die Schiller-Anstalt in Manchester wurde im
November 1859 anläßlich der Feierlichkeiten zum
100. Geburtstag Friedrich Schillers als Zentrum
der geselligen, literarischen und
wissenschaftlichen Betätigung der in der Stadt
ansässigen Deutschen gegründet. Engels gehörte der
Anstalt spätestens seit 1861 an und war im
November 1864 schon deren Vorsitzender (siehe
Engels an Marx, 7. November 1864. In: MEGA2 III/13.
Br. 22.37–38). Diese Funktion übte er bis 1868
aus, als er aus Protest gegen die Einladung
Carl Vogts zu
einer Vorlesung in der Schiller-Anstalt von seinem
Amt zurücktrat (siehe Engels
an Marx, 16.9., und Engels
an das Direktorium der Schiller-Anstalt,
16.9.1868). Im April 1869
erneut in das Direktorium der Anstalt gewählt,
gehörte Engels diesem Gremium vermutlich bis zu
seiner Übersiedlung nach London im September 1870
an. Siehe F. P. Schiller: Friedrich Engels
und die Schiller-Anstalt in Manchester. S.
483–493; [W.
B.:] Friedrich Engels und die Schiller-Anstalt in
Manchester (1950); MEGA²
I/20. S. 1912/1913 sowie MEGA2 III/13. S.
675 und 726. Zum Vorhaben ihres Direktoriums, ein
neues Gebäude für die Anstalt zu errichten, siehe
Selmar
Nördlinger an Engels,
26.1.1866 (betreffs der
Spendensammlung des Direktoriums für den Neubau)
sowie das Zirkular der Manchester Schiller-Anstalt
vom 28. Juni 1867 (MEGA2 I/20. S.
823–825). Des weiteren über den Aufbau siehe auch
in Engels
an Marx, 29.3. und Erl.,
24.6.,
10.7.1868
und
Selmar Nördlinger an Engels,
4.5.1868.
Schließen als Vorsitzender der Schiller Anstalt
heillose Lauferei da die Sache mit dem Baufonds sich in
14 Tagen entscheiden muß & mir bis dahin Alle Arbeit
selbst zufällt. Indeß werde ich doch Friedrich Engels: Karl Marx
on Capital. Manuscript of the review for “The
Fortnightly Review” (MEGA2 I/21. S.
46–67, 1286-1293). Siehe Engels
an Marx, 7.1.1868 und
Erl. („Wie stehts mit Beesly, Lewes & Co &
der Fortnightly Review?“).
Schließen mit der Geschichte für die 14nightly anfangen. So
richtig & interessant die Sache über das Geld auch für
Engl. ist, so halte ich es doch für angemessen sie diesmal
in den Hintergrund treten zu lassen, sie würde von der
Hauptsache ablenken & eine lange Auseinandersetzung
erfordern damit der Engländer
nur verstehe daß es sich vom einfachen
Geld als solchem handelt, das er gewohnt ist
nur in seiner Verwickelung mit Creditgeld &c sich
vorzustellen. Was hältst Du davon?
Siehe
Karl
Maria Kertbeny an Marx, 17.1.,
Marx
an Engels, 25. 1. und
Marx
an Louis Kugelmann,
30.1.1868.
Schließen Die Idee von Kertbeny
Dich in der Leipziger
Illustrirten porträtiren
zu lassen ist ganz famos. Diese Art
Reklame dringt dem Philister in seinen tiefsten Busen. Gib
ihm also ja Alles was der dazu braucht. Der Mann ist auch
sonst zu brauchen, sehr willig, & hat das Bedürfniß
emsiger Einmischung überall & in Alles. Eitel, aber
nicht dumm für einen Ungarn. Seine Beurtheilung der
Dtschöstreicher damals war sehr richtig.
Joseph Card. Siehe Johann
Philipp Becker an Marx,
10.1.1868 („Dein Buch
durch Cart übersetzen zu lassen ...“) und
Erl.,
Joseph
Card an Marx, 10.1. sowie
Victor
Schily an Marx, 24.1. und
Marx an Engels,
25.1.1868.
Schließen Der Pole Card hat mir wirklich in
seiner Unterschrift
| einen unlöslichen Puzzle
hingestellt. Cwi...chiewicz, weder meine
Handschriftenkenntniß noch meine Philologie
reichen zu dessen Lösung aus. Of course he would
never do as a translator, & was Schily schreibt, ist sehr faul.
Wenn Élie
Reclus.
Schließen Reclus
allein fr 3–4000.– haben will, & Moses Heß.
Schließen Moses der die
Hauptarbeit thun will auch noch sein Theil, & Du die
droits d‘auteur bezahlt, wo soll da ein Verleger herkommen?
Und diesen Leuten das „Condensiren“ & „Französiren“ zu
überlassen? Moses, der eher fähig wäre, das Capitel über die Bildung des
absoluten Mehrwerth in 20 Bände
zu verwässern als eine Seite davon um eine Zeile zu
condensiren? Dies hast Du Dir indeß selbst zuzuschreiben,
wenn man für die deutsche Wissenschaft streng dialektisch
schreibt, so fällt man nachher bei den Übersetzungen, bes.
den franz., in arge Hände.
Siehe Marx
an Engels, 1.2.1868
(„Wenn Du noch eine Copie ...“) und
Erl.
Schließen Die Frankfurter
Börsenztg, wie alles Andre habe ich an
Meißner
geschickt von dem ich seitdem nichts gehört habe. Der Brief von Engels an Otto Meißner,
geschrieben vor dem 2. Februar 1868, ist
nicht überliefert. Meißner
antwortete am
25.2.1868.
Schließen Ich schrieb ihm
er solle aus den diversen
Art. eine Annonce komponiren.
Liebknechts Demokratisches
Wochenblatt.
Schließen Blättchen mißfällt mir imme
höchschte Grad. Nichts als versteckter süddeutscher Föderalismus. Das Preußische und das
Schweizer Heersystem. (Aus dem Flugblatt
„Süddeutschland und die Heeresreform“.) In:
Demokratisches Wochenblatt. Leipzig. Nr. 2, 11.
Januar 1868. S. 11/12. Siehe auch Engels
an Marx,
1.3.1868.
Schließen Der
Art.
über die schweiz. & preuß. Militärgeschichte ist
Karl Grün: Armées
permanentes ou milices. Diese Artikelreihe
erschien Anfang 1868 in: Les États-Unis dʼEurope.
Bern.
Bekannt
ist ein Artikel: Karl Grün:
Armées permanentes ou milices. IV. Ce que
lʼAllemagne du Sud a fait et ce quʼelle purrai
faire.In: Les États-Unis dʼEurope. Bern. Nr. 7,
16. Februar 1868. S. 26, Sp. 1/2.
Schließen nach Grün (K.) in den Ver. St. v.
Europa verarbeitet,
fast jedes Wort unrichtig. Dabei steht gar nichts in dem
Blättchen & während er mit hannöverschen Partikularisten
& süddeutschen Knoten ganz dick
ist, greift er die Berliner Zukunfts Leute an, die doch
weiß der Henker mindestens ebenso gut sind wie dies
Gesindel. Ich habe übrigens nur 3 Nr erhalten.
Wie wenig die
Preußen dem Landfrieden Schleswig-Holstein, das
Königreich Hannover, das Kurfürstentum
Hessen-Kassel, das Großherzogtum Nassau, die Freie
Stadt Frankfurt am Main, annektiert von Preußen
nach dem Sieg im Deutschen Krieg
1866.
Schließen in den
neuen Provinzen trauen geht aus der neuen
Dislocation & Organisation der Armee hervor. Z. B.
3 hannöv. Infanterie & 2 Cavallerie Regtr stehen in
Westfalen resp. Wesel, während in Hannover nur 2 hannöv.
Inf. & 3 Cav. Rgtr aber außerdem in Westfalen 4 Inf.
& 2 Cav. Regtr stehn. In Schleswig-Holstein
stehn zwar die einheimischen Regtr bis auf eins,
aber daneben 2 Inf. & 2 Cav. Regtr aus den alten
Provinzen. In Hessen stehn zwar nominell 3 hess. Regtr Inf.
aber davon besteht das 82. (2. hessisches) aus Westfalen! Dabei
sind die Nassauer nach Hessen, die Hessen nach Nassau &
Theile Beider mit altpreußischen Regtrn nach Mainz
gesteckt. Frankfurt endlich
wird durch pommersche Inf. & rheinische Cavallerie in Ordnung
gehalten.
Louis Borchardt.
Schließen Der große Borchardt scheint
sich dem Ziele seiner Laufbahn zu nähern. Du weißt daß er
schon seit Jahren seine priesterliche Neigung von der
schönen Vermutlich
ist Sarah
Steinthal gemeint.
Borchardt und die Steinthals waren durch ihr
Engagement in der Manchester Suffragetten-Bewegung
miteinander bekannt (siehe Elizabeth Crawford: The Women's Suffrage
Movement: A Reference Guide 1866–1928. London
1999. S. 652.)
Schließen Frau Steinthal auf die
schönere Mathilda Schwabe.
Schließen Frau Schwabe verlegt
hat, & diese alljährlich wegen ihrer schwachen
Gesundheit nach Deutschland ins Bad brachte & ebenso
wieder abholte, während Adolph Schwabe.
Schließen der
Gatte aus
Gesundheitsrücksichten für die Frau
nach
zu
Hause
| bleiben mußte. So nahm B. sie selbst mit, wie
Schwabe mir &
Knowles eines
Tages erzählte, „nach Königsberg zur Krönung“ – worauf ich
natürlich fragte: „wessen Krönung?“
Obwohl ich den gehörnten Esel eine volle halbe Stunde lang
wegen der Krönung verhöhnte & der dicke Knowles laut
auflachte, so merkte das Vieh doch nichts. Nun aber, nachdem
Louis Borchardt.
Schließen der priesterliche Arzt den
Gatten Jahrelang
von der kranken Frau
getrennt gehalten, stellt sich auf einmal heraus, daß die
kranke Frau schwanger ist & gegen April ihrer
Niederkunft entgegen sieht.
Jetzt
Dazu
muß der Hohepriester sonderbarer Weise irgend eine
Unvorsichtigkeit oder Unklugheit sich haben zu Schulden
kommen lassen, genug dem gehörnten Esel geht plötzlich ein
Licht auf, er gibt sein Haus hier auf, & zieht nach
Berlin, verkauft
seine
hunters obwohl er noch die ganze
Jagdsaison hier ist, resignirt seine Clubmitgliedschaft,
& ist mit dem Hohenpriester so verfeindet, daß als
dieser hier eine Sammlung für die Ostpreußen zu Wege bringt
& 700 £ an die Zukunft schickt, der gehörnte Esel sich in
die Arme
des
preußischen
Consuls wirft
& mit diesem ca £ 350.– für
das offizielle Comité zusammenbringt. Hierüber nun großer
Klatsch unter den Philistern & obwohl die obige
Geschichte nur ganz im Dunkeln gemunkelt wird, so ist des
Hohenpriesters Stellung doch sehr erschüttert, & Viele
wagen mit Disrespect von ihm zu sprechen. Er sieht auch
nicht mehr so fidel & elegant aus. Ich bin begirig wie
das weiter geht. (N. B. Die Namen
aus dieser Geschichte fr
//
unter uns.)
Grüß die Damen & Lafargue bestens
DeinF. E.
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen dünnem, weißem Papier im Format 263 × 215 mm. Die erste, dritte und vierte Seite hat Engels vollständig beschrieben, die zweite Seite ist leer. Der Text auf der vierten Seite ist quer niedergeschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Von Eduard Bernsteins Hand: Nummerierung des Briefes bzw. der beschriebenen Seiten: „363“ (schwarze Tinte) und „14“ bis „14,3“ (Bleistift); redaktionelle Vermerke und Streichungen mit Bleistift.
Von Heinrich Dietz’ Hand: Nummerierung des Briefes: „957“.
Drucke
Anmerkungen zum Brief
Engels beantwortet Marx’ Briefe vom 25. Januar 1868 (Marx an Engels, 25.1.1868) und vom 1. Februar 1868 (Marx an Engels, 1.2.1868).
Zitiervorschlag
Friedrich Engels an Karl Marx in London. Manchester, Sonntag, 2. Februar 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000542. Abgerufen am 28.03.2024.