| Mainz den 24 Jan. 68.

Lieber Freund!

 Ein entsprechender Brief von Marx an Stumpf ist nicht bekannt.
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Dank für Deinen Neujahrs Wunsch! –

 Vgl. G. A. Bürgers Ballade „Lenore“ (1773).
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Die Toden reiten schnell!
Besseres als mein Neujahrs Wunsch wird Dir bald die ganze uncorumpirte civilisirte Welt zurufen! Ruhm & Glück Dir & den Deinen!

 Jahresbericht der Großherzoglichen Handels-Kammer zu Mainz für das Jahr ... (Mainz 1853–1913).
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Die hiesige Handelskammer veröffentlicht jedes Jahr einen Geschäftsbericht
; auch mir wird deßhalb ein Formular zum Ausfüllen [zuteil]! Ich kann darauf nur prosaisch antworten; unsere Bourgeoisie aber versteht Deine Poesie sicherlich besser und erlaube mir deßhalb daß ich Dich um die Antwort auf nachstehendes bitte & ich erlaubten Plagiarismus treibe.

Frage 1. Wie läßt sich der Geschäftsgang Ihrer Branche im verflossenen Jahre, im Allgemeinen, sowie insbesondere am hiesigen Platze und im Vergleich mit dem Vorjahre charakterisiren und wodurch sind die etwa eingetretenen (günstigen oder ungünstigen) Veränderungen speziell in Beziehung auf den von Ihnen vertretenen Geschäftszweig veranlaßt worden!

Meine Antwort würde lauten:

Es ging schlechter als 1866. Keine Arbeiten für Neubauten keine große Veränderungen in bestehenden Anlagen weil das Privat Kapital keine Lust hatte die | Mutter, Arbeit zu unterstützen und es lukrativer accumuliren konnte auf in besseren Zeiten noch verpönter Weise, gestützt auf die allgemeine Noth die selbst das Unentbehrlichste opfert! Und trotz Arbeitslosigkeit, aufreibendere Arbeit durch für Erhaltung des Erworbenen, bei empfindlichen ebenfalls gedrückten Bestellern!

Kein Umschlag also und deßhalb zeigt sich die Verdienstlosigkeit in guten Jahren! Die die meisten Geschäftsleute die keine Kapitalbildner sind, aus Angst von Beeinträchtigung ihres Credits verschweigen aus Kurzsichtigkeit indem sie im Umschlag Verdienst suchen.

Frage ad 5. Welche Wünsche oder Beschwerden des hiesigen Handelsstandes halten Sie zur Geltend Machung bei den zuständigen Behörden seitens der Handelskammer, beziehungsweise zu einer Erörterung im Jahresberichte für geeignet, und gedenken Sie dieselben zu begründen? Antwort:

Der kleine Fabrikant und Meister | kennt das Wesen der Handelskammer die sich nur aus Notabeln zusammensetzt gar nicht; nicht 2% dieser wissen wahrscheinlich nicht einmal die Namen der Mitglieder dieser Kammer!

Ferner haben diese kleinen Fabrikanten und Meister kein Band unter sich das ihre Lage vom gesellschaftlichen Standpunkte aus klarstellt und was es sich bei einem maßgebenden Urtheile ja doch nur handeln kann; auch spricht die Gesammtheit einer BerufsKl[ass]e aufrichtiger & klarstellend, weniger beschönigend und großthuend, im Gegentheile sie würde sicher oft Widersprüche gegen die Aussagen des Einzelnen bringen!

Viel würde gethan sein wenn hier Gleichberechtigung unter allen Gewerben die Handels-Geschäfte sind herrsche resp. eine wahre Handels u. Gewerbekammer bestünde!

So weit Stumpf!

Wie weit Marx?

Dein
P. St

Wir agitiren hier tüchtig für 1 Arbeiter ins  Das Zollparlament entstand 1867, durch den am 8. Juli 1867 zwischen dem Norddeutschen Bund, Bayern, Baden, Württemberg und Hessen sowie Luxemberg unterzeichneten Zollvereinsvertrag. Nach Ratifikation durch die Landesparlamente, die in Württemberg und Baden auf erheblichen Widerstand stieß, trat der erneuerte Zollverein am 1. Januar 1868 ins Leben. Die Wahlen zum Zollparlament auf der Grundlage des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts erfolgten im Februar/März 1868. (MEGA2 I/31. S. 78, 91 und 830/831, 847). Die Wahl zum Zollparlament in Mainz fand am 19. März 1868 statt
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Zoll Parlament
!

Darüber mehr wenn wir siegen!

 Wahrscheinlich bestellte Exemplare von: Karl Marx: Das Kapital. Bd. 1. Buch 1. Hamburg 1867. Siehe Erl. zu Marx an J. Ph. Becker, zw. 9. u. 15.1.1866: „1200 Seiten Manuscript“. (MEGA2 II/5).
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12 Marx sind bis jetzt hier!

P. St.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Absender

Briefkontext

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Bogen dünnem, blauem, kariertem Papier im Format 446 × 284 mm. Aufdruck „Paul Stumpf, Stadionerhofstrasse Mainz.“ auf der ersten Seite oben links. Die ersten drei Seiten hat Stumpf vollständig beschrieben, die vierte Seite ist leer. Eine Passage („Wir agitiren ... P. St.“) steht am linken Rand der dritten Seite quer niedergeschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Papierschaden (kleines Loch) auf der dritte Seite. Der Textverlust konnte rekonstruiert werden („BerufsKl[ass]e“).

Von unbekannter Hand: Nummerierung des Briefes „9.“ mit Bleistift.

Anmerkungen zum Brief

Stumpf beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Marx („Dank für Deinen Neujahrs Wunsch!“), geschrieben vor dem 24. Januar 1868 (Marx an P. Stumpf, vor 24.1.1868).

 

Zitiervorschlag

Paul Stumpf an Karl Marx in London. Mainz, Freitag, 24. Januar 1868 . In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000532. Abgerufen am 18.04.2024.