| Hannover, 19. Dcbr. 1867

Mein hochverehrter, lieber Freund!

Es sind nun 1868 Jahre her, seitdem der Sage nach, jener  Jesus Christus.
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Zimmermannssohn
das Licht der Welt erblickte,  Im Folgenden zitiert aus: Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Caput XIII („Geldwechsler, Bankiers, hast Du sogar / Mit der Peitsche gejagt aus dem Tempel – / Unglücklicher Schwärmer, jetzt hängst du am Kreuz / Als warnendes Exempel!“)
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dem Heine mit schmerzlicher Bewundrung nachruft:

„Geldwechsler u. Banquiers hast Du sogar
Mit der Peitsche verjagt aus dem Tempel.“

Der „unglückliche Schwärmer“ fing die Sache verkehrt an, er begann mit der materiellen Gewalt, womit er hätte enden sollen. –

Sie, verehrter Freund, beginnen den Revolutionirungsproceß der Gesellschaft durch deren kritische Zersetzung u. hoffentlich wird der von Ihnen eingeschlagene Weg rascher zum Ziele führen,  Kugelmann zitierte das Vorwort Marx’ „Zur Kritik der Politischen Oekonomie. Erstes Heft“, Berlin 1859, S. VI. (MEGA2 II/2. S. 101.32–33.)
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„die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft“
abzuschließen. – Immerhin vollziehen sich derartige Abschlüsse etwas langsam für die Wünsche des Einzelnen. – Damit Sie indeß nicht allzu ungeduldig auf Ihrer einsamen Warte werden, lege ich Ihnen, als sichtbares Zeichen des Wandels der Dinge, | kein geringeres Haupt zu Füßen, als das,  Nach der griechischen Sage sprang die Göttin der Weisheit, Pallas Athene, in voller Rüstung aus dem Haupt des Zeus hervor.
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aus welchem einst mit Speer u. Schild die herrliche Pallas Athenae entsprang
.

 Kugelmann schickte Marx über Sigismund Ludwig Borkheim eine Gipsbüste des Zeus von Otricoli. Siehe S. L. Borkheim an Marx, 23.12.1867 „Hiermit empfangen Sie ...“, J. Marx an Engels, 23.12.1867 „Kaum war Ihr Weihnachtskorb entleert ...“ und Erl., J. Marx an L. Kugelmann, 24.12.1867 „Sie können nicht ahnen ...“. Siehe dazu auch Franzisca Kugelmann: Kleine Züge zu dem grossen Charakterbild von Karl Marx. (RGASPI, Sign. f. 1, op. 3, d. 237. Bl. 11; Dass. in: Mohr und General. Erinnerungen an Marx und Engels. 4., überarb. Aufl. Berlin 1982. S. 263/264.
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Nehmen Sie diesen abgesetzten Gott
, wie er jetzt nur noch von Phidias Gnaden existirt, freundlich bei sich auf und gewähren Sie ihm Schutz vor dem  Charles Bradlaugh. Siehe L. Marx an Marx, 8.5.1867 „I gather that ...“ und Erl.
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„Iconoclast“
. –

Nun, mein lieber Freund, ein frohes, vergnügtes Weihnachtsfest. An diesem Feste der  Wintersonnenwende.
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Wintersolstitien
ruht mancher dankbare u. bewundernde Blick auf Haverstock-Hill. – Von allen Enden der Welt, mehr wie Sie ahnen, reichen Ihnen treue Schüler u. Gesinnungsgenossen die Hand, erkennend, daß aus Ihren Werken eine Sonnenwende für die Menschheit ersteht. –

Möge es Ihnen u. den lieben Ihrigen stets wohl ergehen u. – möchten Sie auch immer eine freundliche Gesinnung bewahren

Ihrem
treu ergebenen
LKugelmann
Dr

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.

Absender

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Bogen festem, weißem Papier im Format 248× 200 mm. Wasserzeichen: „A Pirie & Sons 186[6]“. Aufdruck rot auf der ersten Seite: eine Krone und das Monogramm „LK“. Kugelmann hat die ersten zwei Seiten vollständig beschrieben, die dritte und die vierte Seite sind leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Anmerkungen zum Brief

Kugelmann schickte den Brief über Sigismund Ludwig Borkheim am 23. Dezember 1867. Siehe S. L. Borkheim an Marx, 23.12.1867).

 

Zitiervorschlag

Louis Kugelmann an Karl Marx in London. Hannover, Donnerstag, 19. Dezember 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000490. Abgerufen am 19.04.2024.