| Hannover, 25. Novbr. 1867

Lieber Engels!

Lieber wollte ich mir das größte Uterus-fibroïd an den Hals binden u. mich in der ersten, besten Haematocele periuterina ersäufen, als daß ich nur das Mindeste versäumte, was ich zur Vebreitung der Evangelium (St?) Marci beitragen kann. –

Vielleicht hat Ihnen M. meinen vorgestrigen Brief auch mitgetheilt, wenn nicht, Folgendes: An Faucher, Rau, Roscher, Schulze-Delitzsch, Prof. Hildebrand-Jena u. Prof. Dühring-Berlin (hat kürzlich ein Buch gegen die „Verkleinerer Carey’s“ veröffentlicht) habe ich Separat-Abdrücke Ihres Artikels u. eines kleinen von mir, der in der hiesigen „Deutsch. Volkszeitung“ in ganz verhuntzter Weise erschien, in bereits angegebener Art abgeschickt. 3 Recipissen einliegend, die andern 3 hat M. bereits erhalten (NB. die Dühringsche u. Schulzesche sind auf der Post in Berlin verwechselt u. die eine hat die Unterschrift des andern.) – Michaelis, der, wie Sie wissen, jüngst Cabinets-Secretair oder drgleichen bei Bismarck geworden, habe ich übergangen, weil von ihm doch, in seiner jetzigen Eigenschaft keine Polemik zu erwarten, indeß soll Max Wirth noch bedacht werden. – Wünschen Sie Ihren Artikel noch weiter „vulgärisirt“ so bitte ich um Adressen. Mir sind die Herren zu wenig bekannt. –

Büchner’s Antwort einliegend. Ich werde ihm heute noch schreiben, denn ich muß vermuthen, daß er noch nichts fertig gebracht, weil er sonst einen Abdruck eingesandt hätte. –

Von Bürgers-Cöln keine Nachricht. Ihre Intervention also indicirt. – Ich will nochmals Anfragen ergehen lassen, ob Bekannte vielleicht in der süddeutschen Preße Besprechungen anbringen können u. Ihnen dann, im günstigen Falle, die | Blätter namhaft machen, für welche ich mir dann Artikel von Ihnen erbitten werde. –

Soll ich mal an Miquèl schreiben, ob er gemäßigt gehaltene Artikel über M.’s Buch u. in welche Blätter bringen will? Ich bin überzeugt, daß ein starker Instinct ihn noch zu uns hinzieht, daß dieser aber fortwährend in Conflict mit seiner Carrieremacherei kommt. Die Zeiten sind dazu angethan, daß er vielleicht Lust hat sich M. gefällig zu erweisen. – Zu den Conservativen habe ich, im Punkt der Preße, gar keine Beziehungen, will aber versuchen ob der Zufall mir Anknüpfungspuncte bietet. – Einliegend das Programm der „Vereinigten Staaten von Europa“. Ich meine, daß weder Sie noch M. Anstand zu nehmen brauchten darin mitzuwirken. Ohne sich zu compromittiren träten Sie aus der völligen Isolirtheit heraus u. besonders M. könnte sich das große Verdienst erwerben für uns eine ähnliche Kritik der Zeitverhältnisse zu liefern, wie er es früher den Yankee’s in der New York Tribune that.

Ihr Brief an Liebkn. ist heute recommandirt abgegangen (er wohnt Braustr. 11 Leipzig). – Ich habe ihn gleichzeitig aufgefordert tüchtig National-Öconomie u. besonders M. zu oxen, um unbehindert durch die Zeitströmung die Gesammtentwicklung im Auge zu behalten; was ja unser eigentliches Kriterium. –

Buchhändler Carl Brandes hier, hatte neben dem „Kapital“ die hier von Wunder von M. gemachten Photographien ausgestellt. Vor 8 Tagen kaufte wie er sagt, ein Engländer beide (Profil u. en face), der gut deutsch sprach u. M. in Hamburg kennen gelernt haben wollte. Brandes machte ihn auf mich aufmerksam. Er sagte er kenne mich wohl, war | aber nicht bei mir. – (NB. diese Photogr., durch das Buchhändlerblatt bekannt gemacht, sind à 6 Sg pr Stück bei Brandes zu haben.) Wer mag jener Herr gewesen sein?

Sollte es nicht zweckmäßig sein, daß Sie sich direct mit Guido Weiss in Verbindung setzten? Eine fortlaufende Reihe von Artikeln in der „Zukunft“ mit Auszügen aus dem Buche würde am Ende mehr nützen, wie Notizen in wenig gelesen Blättern. Die Benutzung der übrigen Preße wäre natürlich nach Möglichkeit im Auge zu behalten. – Daß Weiss Sie sehr schätzt scheint mir aus den Zeilen hervorzugehen, welche er den Separatabdrücken beifügte u. die ich M. sandte. –

Man fängt auch hier an zu ahnen, daß in England sich ungewohnte Dinge vorbereiten. – Für die „Europäer“ giebt es natürlich nichts als ihren Misthaufen aus dem sie sich einige Körnchen auszuscharren bemühen. –

Im Frühjahr will ich wirklich anfangen zu reiten u. hoffe, daß es mir sehr gut sein wird. – Zur Naturforscher-Versammlung in Ffrt konnte ich nicht mehr kommen. Schorlemmer hat daher recht. Wenn von Ihren Bekannten welche in die hiesige Gegend kommen, so schicken Sie sie mir zu. – M. wollte mich mit einem Freunde aus Barmen oder Elberfeld in Connex bringen, der vorigen Winter in Madeira war. Namen habe ich vergessen. Es ist noch nicht geschehen. – Die Photogr. von Ihnen erwarte ich bald.

Freundschaftlichst

Der Ihrige
LKugelmann
Dr

/ NB. Die „Recipissen“ schicke nächstens. Ihnen oder M. weil der Brief zu schwer wird. – /

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Absender

Briefkontext

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 285 × 216 mm. Prägung: „Dr. L. Kglm.“ Kugelmann hat die ersten drei Seiten vollständig beschrieben, die vierte Seite ist leer. Letzter Satz („NB. Die „Recipissen“ schicke nächstens. Ihnen oder weil der Brief zu schwer wird. –“) steht, quer geschrieben, am linken Rand der ersten Seite. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von Marx’ Hand: die Notiz vom 29. November 1867 : „Du siehst, wie verteufelt vergeßlich ich bin. Eben schick ich den Brief, ohne Kugelmann einzulegen.“ (siehe „Anmerkungen zum Brief“).

Anmerkungen zum Brief

Zur Notiz von Marx’ Hand vom 29. November 1867 siehe Marx an Engels, 29.11.1867.

Kugelmann beantwortet Engels’ Brief vom 8. und 20. November 1867 (Engels an L. Kugelmann, 8. u. 20.11.1867).

Engels übersandte den Brief an Marx am 28. November 1867 (Engels an Marx, 28.11.1867 siehe L. Kugelmann an Engels, 25.11.1867 („Von Kugelmann habe ich auch einen Brief erhalten den ich beilege“). Marx schickte ihn am 29. November 1867 zurück (Marx an Engels, 29.11.1867).

Zu den Beilagen zum Brief siehe Erl. Die überlieferte Beilage („Büchner’s Antwort einliegend“) zum Brief siehe hier:

Wiedergabe der Beilage:

Ludwig Büchner an Louis Kugelmann, 9. November 1867.

Der Standort der Originalhandschrift ist zur Zeit nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach der Fotokopie: RGASPI, Sign. f. 184, op. 1, d. 3/4, Bl. 1/2.

 

Zitiervorschlag

Louis Kugelmann an Friedrich Engels in Manchester. Hannover, Montag, 25. November 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000443. Abgerufen am 28.03.2024.