| Palmerston Buildings
93 Bishopsgate St. E. C.
London, 15 Nov. 1867

Lieber Marx,

Briefchen erhalten. £ 45 auf die £ 150 stimmt. Wenn ich Ihnen nur bald das Übrige geben könnte!

Außer Comte wollen Sie mir auch die Addresse des Herrn Harrison schicken.

Mein „Freund“ Acollas. So kann ich mir diese Leutchen nicht von Ihnen aufoktroyiren lassen. Auch Naquets Bekanntschaft habe ich bei meiner letzten Reise in Paris gemacht. Die Leute stehen auf hohlem Boden; es kräht kein Hahn nach ihnen. Wie Sie sagen, sie verpflichten Bonaparte durch ihre anscheinend und wohl auch wirklich hohle Agitation.

In der bekannten Parodie des „Handschuh“ heißt es

„Herein mit getretenem Schritt

Ein Löwe tritt“.

Goegg besuchte mich heute. Er reist, für die „Vereinigten Staaten von Europa“ Geld zu sammeln. | Ich habe 10 Aktien zu 10 Frcs. genommen; ihm erklärt, daß dies eine rein persönliche Handlung von mir, daß ich keinem politischen Vereine angehöre, ihm darzuthun gesucht, daß man, was ich thue, durchaus nicht als Handlung irgend einer Partei, also auch nicht der Arbeiterpartei ansehen sollte.

Ich habe ihm sein Benehmen re Vogt in Genf vorgerückt. Er sagt, er hätte von Ihrem Buche gegen Vogt nie etwas gehört, würde es sich nun aber jedenfalls zu verschaffen suchen. – Wenn K. Vogt oder  K. Blind in der Sache vorträten, – sagte ich ihm – so würde ich meinen Namen mit Angabe des Grundes öffentlich zurückziehen. Mein Name braucht auch überhaupt nicht zu erscheinen, da die Aktien au porteur sind. – Er erklärte bestimmt, daß die Beiden damit nichts zu thun haben könnten.

Auf den „Vorboten“, dessen Fortbestehen ich als durchaus nothwendig betonte, ist er böse, da Becker auch ihn angegriffen re Vogt. Ich erklärte ihm, Becker | hätte Recht gehabt; es wäre seine (Goeggs) Schuld, und nicht Beckers, daß er (Goegg) Ihr Buch nicht gelesen.

Auch er hatte geglaubt, daß meine „Rede“ von Ihnen verfaßt war. Diese Ansicht ist er wohl heute in der Unterhaltung los geworden. Dies ist zu Ihrem Besten. – Ich sagte ihm, er würde sich hier leicht vergewissern können, ob ich als Ihr Emissär nach Genf gegangen. Übrigens wenn es so wäre, wie es nicht ist, so wäre das kein Übel für mich, dann bemerkte ich ihm: daß Marx Esel schickt, würden wohl auch seine Gegner nicht annehmen, das thäte ich ja nicht einmal.

Er wird Sie auch besuchen! Es wäre zu wünschen, sagte er, daß Sie, Engels und auch ich an dem Blatte mitarbeiteten. Man würde uns alle Freiheit der Diskussion lassen. – Sie werden ihn immerhin anhören können. Grün, Freiligrath, Stein seien | als Redakteure vorgeschlagen, d.h. einer von ihnen solle ausgesucht werden. Ich betonte sofort die Verlebtheit dieser Männer. Gut! sagt er, schlaget Ihr andere vor!

Er wird mich wieder besuchen!

Thimm sagte mir heute, Meissner hätte durch Rundschreiben bereits alle nichtverkauften Exemplare Ihres Buches zurückverlangt – welches ein gutes Zeichen!

Die Pauke von Ernest Jones nicht übel. – Die Trades Unionists, denen Lord Derby angehört, das hat mich ergötzt. Sagten Sie mir nicht, Jones hätte deutsche Bildung erhalten?!

Leben Sie wohl! Long life to you, damit man Ihnen noch einige Bücher abquetschen kann. Ich rücke langsam vor aber sicher!

Gruß an die Damen und Herrn Lafargue.

Der Ihrige
Borkheim.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.

Absender

Briefkontext

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 270 × 210 mm. Aufdruck der Firma „Schröder & Schÿler & Co“ (siehe Borkheim an Marx, 8. Januar 1866) auf der ersten Seite oben links. Die Adresse „65, Fenchurch Street“ hat Borkheim gestrichen („E. C.“ wurde beibehalten) und mit der neuen Adresse in Handschrift ersetzt. Alle vier Seiten hat Borkheim vollständig beschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Anmerkungen zum Brief

Borkheim beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Marx, geschrieben zwischen 12. (siehe S. L. Borkheim an Marx, 12.11.1867) und 15. November 1867.

 

Zitiervorschlag

Sigismund Ludwig Borkheim an Karl Marx in London. London, Freitag, 15. November 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000431. Abgerufen am 24.04.2024.