| Mchr 22 Octbr 1867

Lieber Mohr

Inl. die Briefe von Becker & Eccarius zurück. Der Geldmangel ist allerdings ein großes Pech für die Partei & ein größeres für diese armen Teufel.

Siebel schreibt mir aus Honnef am Rhein, er kommt Anfang Novbr her um sich in Lpool wieder nach Madeira einzuschiffen. Er sagt ich solle ihm die Artikel umgehend einsenden, ich setze mich heut Abend dran ihm ein paar zurechtzuschreiben. Was ich für die deutsche Presse schreibe ist natürlich alles verstellt, für Amerika müßte wieder anders geschrieben werden, da kann man schon mehr herausrücken.

Sam Moore hat aus Eisenach geschrieben, er scheint im Deutschen ziemliche Fortschritte zu machen.

Liebknecht macht mir viel Spaß. Es ist ein wahres Glück daß er noch ein gut Stück in der süddeutsch-föderalistischen Sauce befangen ist, sodaß er mit großer Singleness of purpose & mit ungebrochener sittlicher Entrüstung gegen die Bismärkerei auftreten kann. Eine etwas kritischere & dialektischere Ansicht würde in seinem Kopfe nur Konfusion anrichten & ihn irre machen. Er hat sich offenbar am Lupus im Frankfurter Parlament ein Vorbild genommen & hat sich auch seinen Ordnungsruf redlich erworben indem er den Reichstag das Feigenblatt des nackten Absolutismus genannt hat. Daß er in das Coalitionsgesetz einen Paragraphen zum Schutz der Fabrikkinder | hineingebracht, wirst Du gesehn haben.

Die Fortschrittspartei hat die Untersuchungscommission abgelehnt als nicht zur Competenz gehörig. Der Bund ist aber kompetent für alle Gewerbeverhältnisse, nur kann der Reichstag keine Commission ernennen, wohl aber die Bundesgewalt dazu auffordern.

In der Wucherdebatte lehnte Bismark es ab, die Hypothekenbanken durch Staatshülfe zu unterstützen: wenn von Staatsunterstützung die Rede sei so könne diese bloß den Arbeiterassociationen allenfalls bewilligt werden. Der Schuft glaubt doch noch die Arbeiter prellen zu können.

Victor Emanuel scheint ein sehr gewagtes Spiel zu spielen. Indeß ist der römische Krawall noch nicht am Ende. Die Luft wird täglich elektrischer, es sollte mich gar nicht wundern wenns gleich im nächsten Frühjahr losginge.

Beste Grüße an Deine Frau, die Mädchen u. den Doctor Eisenbart

Dein
F. E.


Ich bin froh daß die Sache mit Borkheim in Ordnung ist. Ich kann unter keinen Umständen dem Gottfried Ermen jetzt einen Vorwand liefern wegen directem Contraktsbruch den Contract mit mir aufzulösen. Hoffentlich vertreibt das Geld Dir die Karbunkeln, vergiß nicht Dir viel Bewegung in freier Luft zu machen.

Die Sache für die Saturday 14ly Review mach ich gern. Laß mich aber wissen, welchen Raum ich ungefähr beanspruchen darf. Du wirst wohl vorziehen daß es in Resüméform | gemacht wird, sodaß die Hauptpunkte des Buchs – Entstehung des Kapitals – Mehrwerth – Arbeitstag – Revision der Ricardoschen Gesetze – &sw &sw in Kurzem mitgetheilt werden, kritisiren kann ich das Ding ja doch nicht. Auch bis wann ungefähr das Ding da sein muß, wüßte ich gerne. Für die 1 Nov. No ists zu spät, also für die 1 Decbr No.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Absender

Briefkontext

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 226 × 178 mm. Prägung: Blumenstrauß. Engels hat die ersten zwei Seiten vollständig, die dritte zu einem Viertel beschrieben, die vierte Seite ist leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von Eduard Bernsteins Hand: Nummerierung des Briefes bzw. der beschriebenen Seiten: „48,1“ bis „48,3“ (gestrichen), „342,1“ bis „342,3“. Redaktionelle Vermerke. Streichungen.

Von Heinrich Dietz’ Hand: Nummerierung des Briefes: „920“.

Anmerkungen zum Brief

Engels beantwortet Marx’ Brief vom 19. Oktober 1867 (Marx an Engels, 19.10.1867).

Zur Beilage („Inl. die Briefe von Becker & Eccarius“) zum Brief siehe Erl.

 

Zitiervorschlag

Friedrich Engels an Karl Marx in London. Manchester, Dienstag, 22. Oktober 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000404. Abgerufen am 18.04.2024.