| Engelsk. 12. Septbr 1867

Lieber Friedrich

Deinen Brief habe ich erhalten u. Du wirst auch einen von mir bekommen haben. Kurz nach Deiner Abreise besuchte mich Mathilde mit ihrem Moritz auf 14 Tage u. begaben sich von hier nach dem Schwelmerbrunnen, wo die ganze Familie von Rudolf jetzt der Cholera wegen sich auf hält, diese herscht schon mehrere Wochen sehr stark in Barmen, in der vorigen Woche sind ungefer täglich 40 Personen daran gestorben. Hedwig ihr jüngstes Kind von 2 Monat starb in den letzten Tagen des August daran, u. es war nur 18 Stunden krank, Gott sei Dank sind die Andern im Hause gesund geblieben, Clara bekam zwar auf einen Tag heftiges Abführen, was aber nach Senfpflaster u. tüchtigem schwitzen vorüber ging. | Gestern vor 8 Tagen sind nun Fritz u. Hedwig mit der ganzen Familie hier angekommen u. bis jetzt Gott sei Dank alle gesund. Hermann ist mit Frau u. Kinder in Gladbach, wo er fleißig auf die Jagd geht u. uns schon viel Feldhühner geschickt hat. Rudolf geht alle Tage auf einige Stunden nach Barmen auf’s Comptoir, es wird auch wol augenblicklich nicht viel versäumt, es ist sehr still im Geschäft. Also Anton u. Gottfried waren sehr freundlich u. artig! – Nun es ist gut wenn sie einsehen daß sie nichts mit ihren Briefen ausgerichtet haben, sie werden sich also künftig ruhig verhalten. Morgen wird Adolf von Kissingen zurück kommen u. dann wahrscheinlich bald nach Ostende gehn wo auch seid beinah 14 Tagen die Familie Blank ist.

Da habe ich Dir nun einen kurzen | Bericht über die ganze Familie gegeben, ich habe wenig Zeit zum schreiben u. genug damit zu thun daß die Kleinen u. Großen ihre gehörige Speise bekommen, gut ist es daß das Wetter noch immer so schön ist u. die Kinder den ganzen Tag im Garten herum springen können, woran sie es denn auf nichts fehlen lassen besonders da auch der Pastor L. jetzt seine Ferien genommen hat. Es geht uns Gott sei Dank gut, nur Tante Griesheim leidet augenblicklich etwas an Gesichtsrose aber doch nicht bedeutend. Die ganze Familie hat mir die besten Grüße für Dich aufgetragen. Leb wohl lieber Friedrich, Gott behüte Dich, schreibe mir bald wieder

Mit treuer Liebe
Deine Mutter E.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.

Zeugenbeschreibung

Der Standort der Originalhandschrift ist zur Zeit nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach einer Fotokopie: RGASPI, Sign. f. 9, op. 1, d. 6/23. Fotosign. 793a-b.

Soweit aus der Fotokopie zu ersehen ist, besteht der Brief aus einem Bogen. Elisabeth Engels hat die ersten zwei Seiten vollständig, die dritte fast vollständig beschrieben, die vierte Seite ist leer.

Anmerkungen zum Brief

Elisabeth Engels beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Engels (Engels an E. Engels, vor 12.9.1867), geschrieben vor dem 10. September 1867 („Deinen Brief“).

 

Zitiervorschlag

Elisabeth Engels an Friedrich Engels in Manchester. Engelskirchen, Donnerstag, 12. September 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000349. Abgerufen am 20.04.2024.