| 27 Juni. 1867.

Dear Fred,

Die Kinder senden besten Dank.

Ich habe heute dem Meißner geschrieben, daß die „Leipziger“ Methode nicht so fortgehn kann. Seit Montag Nichts erhalten. Ueberhaupt kommen mir die Correcturen ganz unregelmässig zu, so daß ich stets in andrer Arbeit unterbrochen werde u. mich stets in nutzloser Spannung befinde. Wenn ich vielleicht die ganze Woche 1 Bogen erhalten habe, kommt Sammstag Abends noch endlich ein Bogen nach, der nicht mehr expedirt werden kann. Ich habe M. geschrieben, daß Wigand das Minimum von 3 Bogen an bestimmten abgemachten Tagen schicken muß, daß er mir aber stets willkommen ist, wenn er any time mehr schickt.

Bekomme ich noch zur Zeit 13. u. 14.  Bogen in Reinabzug, so erhälst Du sie Sonntag. Ich wünschte, daß Du noch die Abkanzlung des Senior u. die Einleitung in die Behandlung des Arbeitstags vor Abreise sähest. Im übrigen nimmt der § über den „Arbeitstag“ 5 Druckbogen ein, worin natürlich der materielle Stoff vorwiegt. Damit Du siehst, wie genau ich Deinem Rath in Behandlung des Anhangs gefolgt bin, schreibe ich Dir hier die Eintheilung, §, Titel etc desselbigen Anhangs ab.

Anhang zu Kapitel I, 1.
Die Werthform.

(verte)

  • | I) Einfache Werthform.
    • § 1.) Die beiden Pole des Werthausdrucks: Relative Werthform und Equivalentform.
      • a) Unzertrennlichkeit der beiden Formen.
      • b) Polarität der beiden Formen.
      • c) Relativer Werth und Equivalent beides nur Formen des Werths.
    • § 2.) Die Relative Werthform.
      • a) Gleichheitsverhältniß.
      • b) Werthverhältniß.
      • c) Qualitativer Gehalt der im Werthverhältniß enthaltenen Relativen Werthform.
      • d) Quantitative Bestimmtheit der im Werthverhältniß enthaltenen Relativen Werthform.
      • e) Das Ganze der Relativen Werthform.
    • § 3) Die Equivalentform.
      • a) Die Form der unmittelbaren Austauschbarkeit.
      • b) Quantitative Bestimmtheit nicht enthalten in der Equivalentform.
      • c) Die Eigenthümlichkeiten der Equivalentform.
        • α) Erste Eigenthümlichkeit: Gebrauchswerth wird zur Erscheinungsform seines Gegentheils, des Werths.
        • β) Zweite Eigenthümlichkeit: Konkrete Arbeit wird zur Erscheinungsform ihres Gegentheils, abstrakt menschlicher Arbeit.
        • γ) Dritte Eigenthümlichkeit: Privatarbeit wird zur Form ihres Gegentheils, zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form.
        • δ) Vierte Eigenthümlichkeit: Der Fetischismus der Waarenform frappanter in der Equivalentform als in der Relativen Werthform.
    • § 4.) Werthform od. selbstständige Erscheinungsform des Werths = Tauschwerth.
    • § 5.) Die einfache Werthform der Waare = Einfache Erscheinung der in ihr enthaltenen Gegensätze v. Gebrauchswerth und Werth.
    • § 6) Einfache Werthform der Waare = Einfache Waarenform eines Dings.
    • § 7.) Verhältniß von Waarenform und Geldform.
    • § 8) Einfache Relative Werthform und Einzelne Equivalentform.
    • § 9.) Uebergang der Einfachen in die Entfaltete Werthform.
  • | II.) Totale oder Entfaltete Werthform.
    • § 1.) Endlosigkeit der Reihe der relativen Werthausdrücke.
    • § 2.) Fortbestimmung enthalten in der entfalteten relativen Werthform.
    • § 3.) Mängel der entfalteten relativen Werthform.
    • § 4.) Entfaltete Relative Werthform und besondre Equivalentform.
    • § 5.) Uebergang zur Allgemeinen Werthform.
  • III) Allgemeine Werthform.
    • § 1.) Veränderte Gestalt der Relativen Werthform.
    • § 2.) Veränderte Gestalt der Equivalentform.
    • § 3.) Gleichmässiges Entwicklungsverhältniß von Relativer Werthform u. Equivalentform.
    • § 4.) Entwicklung der Polarität von Relativer Werthform u. Equivalentform.
    • § 5.) Uebergang aus der Allgemeinen Werthform zur Geldform.
    IV) Die Geldform. [[Dieß über Geldform nur des Zusammenhangs wegen, – vielleicht kaum halbe Seite.]]
    • § 1.) Verschiedenheit des Uebergangs der Allgemeinen Werthform zur Geldform von den früheren Entwicklungsübergängen.
    • § 2.) Verwandlung von Relativer Werthform in Preisform.
    • § 3.) Die Einfache Waarenform ist das Geheimniß der Geldform.

Streu Sand druff!

D
KMoro

Vergiß nicht Zeile an Borkheim zu schreiben, bevor Du abreisest, damit kein „Mißverständniß“ möglich.

(Verte)

| Was die englische Uebersetzung angeht, so suche ich in London einen Kerl aufzutreiben, der ordentlich zahlt, so daß Moro als Uebersetzer und ich als Autor beide unsren Theil kriegen. Gelingt das, so soll Mrs. Lizzy (Du mußt mir den Spaß – aber die Vögel sind noch nicht gefangen – in that case erlauben) auch in Form eines London dress ihren Antheil erhalten. Ich habe einige Aussicht in Folge der Sehnsucht, welche die Herrn Harrison et Co. fühlen, das Buch englisch zu studiren. Eccarius hat ihnen natürlich gesagt, daß er a humble Schüler of mine sei – (seine Kritik Mill's hat ihnen, bisher Gläubigen in Mill, enorm imponirt) – u. daß der Herr Prophet die Grundsuppe der Weisheit just now in Dtschd veröffentliche, resp. drucken lasse.

Der Report über die Fenians ekelt mich an. Diese Saukerls rühmen es als englische Humanität, daß Politische Gefangne nicht schlechter als Mörder, Strassenräuber, Fälscher u. Pederasten behandelt werden! Und dieser O’Donovan Rossa, was „a queer fellow“, daß er, der felony-convict, seinen Saufeinden nicht in den Arsch kriechen will! A queer fellow, indeed! Hätten die Preussen übrigens selbst büreaukratischer sein können, als diese Sendlinge des weeping willow, dieser Knox (lies Ox) u. Pollock (Bull-Dog), die natürlich die Aussage der subordinate „warders“ als vollgültig anerkennen. Glaubt ihr aber den warders nicht, so doch – dem Polizeidirektor Wermuth!

Mrs. O’D. Rossa, bei ihrer Abreise nach Amerika, hat dem „International“ a very flattering and very graceful letter geschrieben.

Die Wuth des „Norddeutschen“ Bismarck Orakels über die Erklärungen von Stanley, resp. Derby über den Luxemburg Treaty hat mir den Magen kurirt. Dieser Esel Brass nennt das eine Neuerung! Palmerston hat ein für allemal laid down den Grundsatz, daß common treaties nur das Recht, aber bei Leibe nicht die Pflicht der Intervention for any state auferlegen. Und was bekäme sonst aus den obligations, die Engld mit Bezug auf Polen, sowohl Preussen als Rußland gegenüber, auf dem Wiener Congreß übernahm, und Frankreich ditto?

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Absender

Briefkontext

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 268 × 210 mm. Alle vier Seiten hat Marx vollständig beschrieben, die letzte Passage von „Und“ bis „ditto?“ steht, quer geschrieben, am linken Rand der letzten Seite. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von Eduard Bernsteins Hand: Nummerierung des Briefes bzw. der beschriebenen Seiten: „17,1“ bis „17,4“.

Anmerkungen zum Brief

Der Brief besteht aus zwei Teilen. Den ersten Teil („Dear Fred ... „Mißverständniß“ möglich.“) verfaßte Marx am 27. Juni 1867 als Antwort auf den Brief von Engels vom 24. Juni 1867 (Engels an Marx, 24.6.1867), vor dem Erhalt des Briefes von Engels vom 26. Juni 1867 (Engels an Marx, 26.6.1867). Nachdem er den Brief schon unterschrieben hatte, kam offensichtlich Engels’ Brief vom 26. Juni an und dann mit der Abendpost die zweiten Hälften der „zwei halben Fünfpfunder“ (Engels an Marx, 26.6.1867), worauf Marx sofort reagierte (siehe Marx an Engels, 27.6.1867). Nachdem er mit diesem zweiten Brief vom 27. Juni 1867 fertig war, hatte Marx für die weiteren Überlegungen zu Engels’ Brief vom 24. Juni die leere letzte Seite des Bogens benutzt („Was die englische Uebersetzung angeht ...“). Er hatte diesen zweiten Teil des vorliegenden Briefes mit der Bitte, nicht zu vergessen, an Borkheim zu schreiben, begonnen („Vergiß nicht Zeile an Borkheim“). Diese Passage hängt mit dem Vorschlag in seinem zweiten Brief vom 27. Juni zusammen, die Adresse Borkheims zu benutzen, was belegt, dass der zweite Teil des vorliegenden Briefes später als der Brief von Marx an Engels, 27.6.1867 geschrieben wurde. Marx beantwortet somit Engels’ Briefe vom 24. und 26. Juni 1867 (Engels an Marx, 24.6.1867 und Engels an Marx, 26.6.1867).

 

Zitiervorschlag

Karl Marx an Friedrich Engels in Manchester. London, Donnerstag, 27. Juni 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000284. Abgerufen am 24.04.2024.