Paris, 12. Juli 1866.
Lieber Freund!
Es thut mir leid, daß ich Sie durch meine heutigen Zeilen u.
gegenüber unserm altvortrefflichen gemeinsamen Ernst Dronke.
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Freund, den ich gar
nicht mehr begreife, mit der Bitte behelligen muß, wegen einer unbeugsamen Hartnäckigkeit
u. absolutistischen Willkühr seinerseits in unserem
zwischenzeitlich stattgehabten commerziellen Verkehr, den Obmann zwischen ihm u. mir in
einer wahrhaft elementarischen Handelsstreitfrage abzugeben, u. sich zu diesem Zweck der
Langenweile zu unterziehn, unsre hierauf bezügliche Correspondenz zwischen L'pool u.
Paris, etc., durchzusehn, die Sie Reinhardt hatte dem Brief seinen geschäftlichen
Briefwechsel mit Ernst Dronke
zwischen 9. Februar und 2. Juni 1866 in Kopie beigelegt.
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Blättern mit der nöthigen
Vollständigkeit exzerpirt finden, um die Sachlage daraus faktisch an u. für sich u. ohne
Erforderniß weitern Commentars von der einen oder andern der betheiligten Seiten klar u.
bestimmt entnehmen zu können. Sagen Sie darnach nun einfach Dronke u. mir, wer Recht hat u. wer Unrecht, u.
damit gut; denn bin ich's, so füge ich mich darein u. werde meine
Ideen zu rektifiziren trachten, ist's aber er, so ist es an ihm, weiteres zu thun u. wird
er sich dann der Erledigung seiner Pflichten gegen mich auch nicht länger unterziehn. Ein
Wort fre[undlic]her Antwort also, nachdem Sie [ihn] darüber gesprochen.
Was sagen Sie aber zu unserer jetzigen deutschen Geschichte, wo wir scheints unsrerseits zur Einheit des Vaterlands durch einen Anti-Garibaldi (Antichrist oder Antifritz?) kommen sollen, der trotz des französisch-östreichischen (!) wie durch Ironie des Schicksals combinirten Haltversuchs in Venezien u. Böhmen doch resolutest voranzugehn u. unsre wurmfräßige Erb- u. Hauptfeindin, die alte habsburgsche Auster-ja!, nebst all ihren lächerlich ohnmächtigen Nebenkröten die im Augenblick noch zu Kissingen u. Frankfurt sich noch in extremis einen Firniß von verzweifelter Kraft zu geben suchen, zu verschlucken u. zu zernichten trachtet wozu ich ihm nur Glück wünschen kann, in der kühnen (!) Hoffnung daß nachher unser deutsches Volk selbst, wenn wir einmal eins sind, mit ihm allein auch schon fertig werden wird.
Vermutlich angelehnt an den mehrfachen
Anruf des schwarzen Jägers in der Oper „Der
Freischütz“ (1821) von Carl Maria von
Weber, Libretto von Friedrich
Kind: „Samiel, hilf!“, „Hilf, Samiel!“
Schließen Samuel communis hilf! –
| Monsieur Fr. Engels
associé de Messrs Ermen & Engels
Manchester
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 412 × 265 mm. Prägung: „R. Reinhardt 7 Square des Innocents Paris“. Die erste Seite hat Reinhardt vollständig beschrieben, die zweite und dritte sind leer, die vierte wurde als Adressseite benutzt. Die letzte Passage steht am linken Rand der ersten Seite quer. Das Papier ist an den Falzen beschädigt, dadurch entstandene Textverluste konnten rekonstruiert werden. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Auf der Adressseite steht auch der Absender (gestempelt): „R. Reinhardt 7 Square des Innocents Paris“ sowie vier Poststempel: „Paris [x] 12 Juli 66“, „London [x] Paid A 13 Jy 66“, „PD“ und „C Manchester 13 Jy 66 19“.
Von unbekannter Hand: Vermerk mit Bleistift „Reinhardt“, auf der ersten Seite, oben links.
Archivsignatur des SPD-Archivs auf der ersten Seite: „II 10 82c“.
Zur überlieferten Beilage („in den einl. Blättern“) siehe auch Erl.
Beschreibung der Beilage.
Der Geschäftsbriefwechsel zwischen Reinhardt und Ernst Dronke vom 9. April bis 2. Juni 1866.
Der Briefwechsel besteht aus drei Bogen dünnem, weißem Papier im Format 416 × 266 mm. Alle 12 Seiten hat ein Schreiber von „1“ bis „12“ paginiert und vollständig beschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Archivsignatur des SPD-Archivs auf der ersten Seite: „II 10 № 82d“.
Zitiervorschlag
Richard Reinhardt an Friedrich Engels in Manchester. Paris, Donnerstag, 12. Juli 1866. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000139. Abgerufen am 28.03.2024.