| Den 8 Febr: 1870

Lieber Engels!

 Siehe Marx an Engels, 1.2.1870.
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Famos, daß Du Dich bereit erklärt hast! Es wird uns viel nützen.
 Siehe MEGA2 I/21. S. 167–174. Friedrich Engels: Vorbemerkung zu „Der deutsche Bauernkrieg“ (1870). Diese Vorbemerkung schrieb Engels im Februar 1870 für einen von Wilhelm Liebknecht zuerst im Feuilleton des „Volksstaats“ als Broschüre geplanten Neudruck der von ihm 1850 verfaßten Arbeit „Der deutsche Bauernkrieg“. (Siehe Friedrich Engels: Der deutsche Bauernkrieg. In: MEGA2 I/10. S. 367–443.)
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Sei so gut, und schreib die Einleitung bald
; unsre Druckerei ist klein, und der Satz für die Zeitung kann nicht lange stehn bleiben, weil sonst die Lettern fehlen würden. Wir müssen deßhalb, sobald ein Bogen des Feuilletons gedruckt ist, den Satz umbrechen und einen Bogen Broschüre drucken.

Ob wir die Broschüre in Liefrungen oder nicht veröffentlichen hängt bloß vom Preis ab, den ich noch nicht berechnen kann. Es gilt Massen von Exemplaren unterzubringen – die Schrift ist grade sehr popular – und da kommt auf 1 Gr. mehr oder weniger gar viel an. Dein Einwand, das doppelte Broschiren koste doppelt Geld, ist deßhalb nicht stichhaltig, weil wir gar nicht Broschiren, bloß die Bogen zusammen legen. Das Beste wäre wohl, man veröffentlichte diese und andre Broschüren, in gleichem Format bogen | weise zu einem bestimmten Preis à Bogen (höchstens 1 Gr.) – dann könnten die Leute sich eine beliebige Quantität zusammenbinden lassen. Wir sind jetzt damit beschäftigt, die Sachen gros zu organisiren. Wenn wir nur etwas mehr Geld hätten!

Schicke mir umgehend Deine jetzige Adresse; Du sollst dann sofort das Blatt vom 1 Oktober an haben. (Ich sehe soeben, daß sie auf dem Brief steht.)

Den 18 Brumaire betreffend, so hat Meißner weder dem „Volksstaat“ noch der „Zukunft“, also den beiden Zeitungen, auf die er vor allem rechnen müßte, auch nur eine Anzeige des Erscheinens zugeschickt, so daß ich noch vor 8 Tagen nicht sicher wußte ob das Buch erschienen. Du wirst da wohl sagen: Du hättest Dich erkundigen sollen! Aber woher die Zeit nehmen? Unser Ausschuß hatte eine Verhandlung mit Meißner (wegen Uebernahme von 1000 Ex.) Dieselbe zerschlug sich aber an unsrem Überfluß an Geldmangel | und seitdem hörte ich nicht mehr vom 18 Brum.; Ich kam ins Gefängniß, hatte sonstige Abhaltungen neben den gewöhnl. Arbeiten und –  Siehe Marx an Engels, 27.1.1870 und Engels an Marx, 11.2.1870.
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erfuhr erst vor 8 Tagen, daß das Buch wirklich heraus ist
. Ich bestellte es sofort, und der „Volksstaat“ wird eine ausführl. Besprechung bringen, sobald es in meinen Händen. Außerdem haben wir jetzt auch Schritte gethan, die 1000 Exemplare doch zu übernehmen – ich hoffe der letzte Aufruf um Geld wird von Erfolg sein, sodaß uns die Hände etwas weniger gebunden sind.

Jedenfalls hat Meißner sehr, sehr nachläßig gehandelt.

Nachschrift.

Das bogenweise Veröffentlichen schließt natürlich die Veröffentlichung als ganze broschirte Broschüre nicht aus. Ich sehe, Du sagst die Einleitung mit Titel würde ½ Bogen geben – dann würde sie sich auch zur Noth den bogenweisen Abnehmern nachliefern lassen, nur müßte das erste Blatt eine Überschrift haben. Doch das sind Kleinigkeiten: schicke das Manuskript und die Sache wird sich machen.

Am Montag beginnt wieder die Reichstagsnoth! Ich benutze die Gelegenheit, um Berlin zu rekognosziren. Schweitzer’s einzige Stütze dort (mit Ausnahme der offiziellen, die Zimmerer und Maurer, die durch einen glücklichen Strike gewonnen wurden) beginnt zu wackeln: den Rest wird der bevorstehende von den Meistern provozirte Strike thun, bei dem die Arbeiter unterliegen werden. Auch in Barmen wackelt er, ditto in Hamburg. Sonst s[in]d wir überall Meister.

Salut. Dein W. L.


/ Noch heute geht eine File d. Volksst. vom 1. Oktbr. an Dich ab. Bebel läßt Dich grüßen. Er ist nicht wohl – stark erkältet; wir haben nemlich eine Sibirische Kälte. Ich selbst kann mich seit 9 Tagen nicht rühren und regen in Folge eines Falls auf dem Eis, der mir 4 Rippen so verletzt hat, daß sie gerade nicht gebrochen sind. Was ich wegen des 18 Brum. gesagt, theile Marx mit, der statt  Nicht überlieferter Brief von W. Liebknecht an Marx, Mitte Dezember 1869.
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meinen Brief
1½ Monat liegen zu lassen, sich einmal / bei mir hätte erkundigen könnten können. Daß ich vorsätzlich seines Buchs nicht erwähnte, konnte er doch wahrhaftig nicht annehmen.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Absender

Zeugenbeschreibung

Soweit aus der Fotokopie zu ersehen ist, besteht der Brief aus einem Bogen weißem, vergilbtem Papier, der aufgrund seines Formates vermutlich horizontal halbiert worden ist. Liebknecht hat die ersten drei Seiten vollständig beschrieben, die vierte Seite ist bis auf die letzten zwei Zeilen des Postkriptes leer. Das Postskript ist kopfüber oben auf den Seiten 1 und 4 des Briefes geschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte. Die Jahreszahl im Datum scheint mit dunklerer Tinte hinzugesetzt, vermutlich von Liebknecht selbst.

Von unbekannter Hand: Vermerke auf der ersten Seite mit Bleistift: „LTg89“, „LV 423–10“.

Der Textverlust durch beschädigtes Papier konnte rekonstruiert werden.

Zum besseren Verständnis wurde ausnahmsweise eine Korrektur Liebknechts mit aufgenommen.

 

Zitiervorschlag

Wilhelm Liebknecht an Friedrich Engels in Manchester. Leipzig, Dienstag, 8. Februar 1870. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M8740273. Abgerufen am 24.04.2024.