| Sehr geehrter Herr!

Sie werden es mir wohl gestatten, daß ich mich in einer Arbeiterangelegenheit an Sie wende, um bei der Schwierigkeit derselben Ihren Rath zu erlangen.

Dem  Siehe P. Stumpf an Marx, 24.1.1868 und Erl.
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Zollparlament
wird der Vorschlag auf erhebliche Ermäßigung der Eisenzölle vorgelegt werden.

Ich glaube, die Position der Arbeiterpartei | in solchen Fragen muß im Ganzen diese sein: Erstreben der Abschaffung aller Zölle – aber nicht vorzeitig, so daß die inländische Industrie concurrenzunfähig würde.

Würde nun die vorgeschlagene Herabsetzung der Eisenzölle die betreffende Industrie wirklich dauernd schädigen? Dies scheint mir die Frage zu sein, auf die es ankommt.

Ich meinerseits neige mich nach dem vorliegenden Material zur Bejahung dieser Frage. Ich möchte | wissen, ob ich richtig urtheile und ich kann mich zum Zweck dies zu erfahren an Niemand als Sie wenden.

Sollten Sie die Frage verneinen, so möchte ich bitten zugleich zu bemerken, ob die Frage ganz außer Zweifel steht oder ob sich wenigstens auch für die Gegenansicht erhebliche Gründe anführen lassen.

Wenn ich Sie mit diesem Gesuch um Ihren Rath behellige und Ihre werthvolle Zeit in Anspruch nehme, so werden Sie dies sicher mit dem | großen practischen Gewicht der vorliegenden Frage entschuldigen. Ich wünschte nicht, daß durch einen etwaigen Irrthum meiner die vorhandene Verwirrung der Materie gesteigert würde.

Das erforderliche Material ist Ihnen ohne Zweifel im Wesentlichen bekannt;  Dem Brief legte Schweitzer zumindest den „Jahres-Bericht der Handels-Kammer von Elberfeld und Barmen pro 1867“ (Elberfeld 1868) und das „Circular der Herren Fabrikanten Funcke und Hück aus Hagen“ vom 23. April 1868 bei. (MEGA2 I/21. S. 2170/2171).
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vorsorglich lege ich Einiges bei
.

 Marx hat J. B. von Schweitzer mit einem nicht überlieferten Brief („Gutachten“), geschrieben wahrscheinlich am 7. Mai 1868, geantwortet. Von Schweitzer legte Marx’ Text seinem Rundschreiben vom 12. Mai 1868 zugrunde: [Johann Baptist von] Schweitzer: An die Mitglieder des Allg[emeinen] deutschen Arbeiter-Vereins. (Die Herabsetzung der Eisenzölle betreffend.) In: Der Social-Demokrat. Berlin. Nr. 57, 13. Mai 1868. S. 1, Sp. 2, bis Beilage. S. 1, Sp. 1. (MEGA2 I/21. S. 937–947 und 2170-2174). Siehe auch Marx an Engels, 4.5., 7.5.1868, J. B. von Schweitzer an Marx, 13.5., W. Liebknecht an Marx, 17.7.1868.
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In der Hoffnung, daß Sie um der Arbeitersache willen meinem Ersuchen nachkommen
, zeichne ich

Mit vorzüglicher Hochachtung

JBvSchweitzer.

Berlin, 29. Apr. 1868.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Bogen mittestarkem, weißem Papier im Format 282 × 223 mm. Alle vier Seiten hat Schweitzer vollständig beschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von Marx’ Hand: Der Vermerk mit dem Datum des Briefes „I) 29 April, 1868.“ auf der ersten Seite oben in der Mitte, mit schwarzer Tinte.

Von unbekannter Hand: Nummerierung des Briefes bzw. der beschriebenen Seiten: „8a“ bis „8d“.

Anmerkungen zum Brief

Marx beantwortet den Brief von Schweitzer mit einem nicht überlieferten Brief, geschrieben um den 7. Mai 1868 (Marx an J. B. v. Schweitzer, um 7.5.1868); siehe Marx an Engels, 7.5.1868: „Ich habe sie dem Brief an Schweitzer einverleibt, soweit nöthig. Mein Brief ist so kühl abgefaßt, daß er nicht „herumgezeigt“ wird.“). Marx übersandte Schweitzers Brief an Engels am 4. Mai (Marx an Engels, 4.5.1868: „Heut Morgen erhalte ich einliegenden Brief u. Ausschnitt von Schweitzer“) und bekam ihn mit Engels’ Brief vom 6. Mai 1868 zurück (Engels an Marx, 6.5.1868: „Inl. … Schweitzer …“).

Über die Beilage („vorsorglich lege ich Einiges bei“) siehe Erl.

 

Zitiervorschlag

Johann Baptist von Schweitzer an Karl Marx in London. Berlin, Mittwoch, 29. April 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000623. Abgerufen am 19.04.2024.