| 11, Portland Place,
Lower Clapton N.E.
Apr. 3. 68.

Lieber Marx,

 Am 2. April 1868 fand die Hochzeit von Laura Marx und Paul Lafargue statt.
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Die Sendung der Hochzeitskarten Eurer Laura
hat uns heute aufs Angenehmste überrascht. Wir hatten gar nicht gewußt, daß das frohe Ereigniß so nahe bevorstand, u. wünschen jetzt dem jungen Paar, wie Dir u. Deiner lieben Frau, von ganzem Herzen Glück dazu.

 Siehe Marx an L. Kugelmann, 6.4.1868 und L. Kugelmann an Marx, 8.4.1868.
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Laß mich Dir nun auch endlich Dank sagen für das Zeichen Deines freundlichen Gedenkens
, das Du mir durch das Geschenk des ersten Bandes  Karl Marx: Das Kapital. Bd. 1. Buch 1. Hamburg 1867. Siehe Erl. zu „1200 Seiten Manuscript“ in Marx an J. Ph. Becker, zw. 9. u. 15.1.1866. (MEGA2 II/5).
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Deines Werkes „Das Kapital“
gegeben hast, u. schließe, darum | bitte ich Dich angelegentlich, aus der Verspätung dieses Dankes nicht auf eine geringere Wärme u. Aufrichtigkeit desselben! Ich hatte immer vor, ihn Dir persönlich abzustatten, aber in den mancherlei Arbeiten u. Aufregungen, welche diese letzten Monate mir gebracht haben, bin ich immer nicht dazu gekommen. Laß Dir meinen Dank nun auch jetzt noch gefallen, u. sei überzeugt, daß, wenn irgend wer, gewiß ich Einer von den Vielen bin, die den Geist, das Wissen, u. den staunenswerthen Fleiß, durch die Du Dir in | diesem Werke ein  Exegi monumentum aere perennius - Ich habe mir ein Denkmal errichtet, dauerhafter als Erz … Quintus Horatius Flaccus: Carmina III, 30.
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monumentum aere perennius
gesetzt hast (u. ferner setzen wirst) mit freudiger Anerkennung bewundern. Du weißt, ich bin nicht Mann vom Fach, (eben nur Nationalökonom „mit dem Gemüthe“), u. verlangst darum kein aufs Einzelne eingehendes Urtheil, – aber ich kann Dir wohl sagen, daß ich aus der Lectüre, oder ich will lieber sagen: dem Studium, des Buches schon die mannigfachste Belehrung, den reichsten Genuß geschöpft habe. Es ist eben ein Buch, das studirt sein will, u. darum ist der Erfolg vielleicht kein überschneller | u. überlauter, aber die Wirkung im Stillen wird dafür um so tiefer und nachhaltiger sein. Ich weiß, daß am Rhein viele junge Kaufleute u. Fabrikbesitzer sich für das Buch begeistern. In diesen Kreisen wird es seinen eigentlichen Zweck erfüllen, – für den Gelehrten wird es nebenbei als Quellenwerk unentbehrlich sein. Nochmals herzlichen Dank!  Siehe Marx an L. Kugelmann, 6.4.1868.
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Und, nicht wahr, bei der nächsten Gelegenheit schreibst Du mir auch Deinen Namen in das Exemplar?

 Luise Freiligrath hatte sich im März 1868 mit dem deutschen Kaufmann in London Heinrich Wiens verlobt.
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Unsre Luise hat sich nun auch verlobt.
Wenn die  | Kinderkrankheit des Verlobens u. Hochzeitmachens einmal einreißt in einem Hause, so hilft nichts dagegen. Die Geschichte muß ihren Lauf nehmen. The matrimonial measles!

Uebrigens hat es mit der Hochzeit noch gute Wege. Luise ist noch sehr jung, u. muß noch warten. Ihr Verlobter ist Heinrich Wiens, ein Cousin von  Katharina Freiligrath und Eduard Kröker hatten am 17. Dezember 1867 geheiratet. Siehe Marx an Engels, 8.1.1868.
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Kätchens Mann
, u. auch ein richtiger  Siehe auch L. Kugelmann an Marx, 8.4.1868.
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OstseePirat
, wie sie dem alten Poeten die Töchter wegkapern.

Mit Deiner Gesundheit geht es hoffentlich wieder besser.  Mit diesem Brief scheint der Kontakt mit Marx abgebrochen zu sein. Freiligrath siedelte am 24. Juni 1868 nach Deutschland über.
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Wir kommen bald | einmal hinaus, um uns davon zu überzeugen.

Unterdessen die herzlichsten Grüße an Dich u. Deine Damen von uns Allen!

Dein
F. Freiligrath

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Absender

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus zwei Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 224 × 177 mm. Die ersten fünf Seiten hat Freiligrath vollständig beschrieben, die sechste zur Hälfte, die übrigen zwei Seiten sind leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von unbekannter Hand: Bleistiftvermerke „150“ auf der ersten Seite oben links und „zu 150“ auf der fünften Seite oben in der Mitte.

Anmerkungen zum Brief

Marx legte den Brief seinem Schreiben an Louis Kugelmann vom 6. April 1868 bei (Marx an L. Kugelmann, 6.4.1868: „wenn ich den Brief selbst einlege“). Kugelmann ließ den Brief Freiligraths kopieren (die Kopie ist überliefert, siehe Zeugenbeschreibung zu Marx an L. Kugelmann, 6.4.1868) und schickte ihn an Marx am 8. April 1868 zurück (L. Kugelmann an Marx, 8.4.1868: „Einliegend der Brief des ‚Nationalöconomen mit’s G.‘ (i.e. ‚mit dem Gemüthe‘ ) zurück.“).

Vgl. auch Ferdinand Freiligrath Briefrepertorium. Nr. 1432.

 

Zitiervorschlag

Ferdinand Freiligrath an Karl Marx in London. London, Freitag, 3. April 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000602. Abgerufen am 19.04.2024.