| Wien, den 9n März 1868.
Hochgeehrter Herr!
Seit zwei
Monaten hat die Arbeiterbewegung in Oesterreich begonnen und
jetzt bereits in den größeren Städten bedeutende Dimensionen
angenommen.
Deshalb hat sich der
G. Ad. Ungár-Szentmiklósy, 1867/68
Eigentümer, Verleger und Drucker des „Telegraf“ (Graz).
Schließen Eigenthümer des Grazer
„Telegraph“, welches Blatt in nächster Zeit
hier erscheinen soll, entschlossen, eine besondere Arbeiter-Blatt.
Wien.
Schließen Arbeiter-Zeitung zu gründen.
Auf den Rath meines Freundes Liebknecht, jetzt in Leipzig, erlaube
ich mir, nachdem ich von Berlin zur Leitung dieser Zeitung
hierher übergesiedelt bin, Sie zu bitten, mich bei diesem
Unternehmen zu unterstützen. Es kommt vor allen Dingen
darauf an, hier Klarheit in die allgemeine Verwirrung zu
bringen, die geflissentlich durch Pfaffen und verkommene
Leute – wie z. B. Bernhard
Becker, J. B.
v. Hofstetten etc. – genährt wird. Zu
diesem Zwecke möchte ich Sie ersuchen, mir Zuschriften zum
Abdruck zu senden, gleichviel ob Mittheilungen über das
sociale Leben in England oder Besprechungen allgemeiner
Fragen. Selbstverständlich werden Ihre Einsendungen durch
unsre Administration entsprechend honorirt werden. Das Blatt
soll zweimal
| wöchentlich vom 15n dss. Mts. ab erscheinen. Verbindungen habe
ich nach den verschiedensten Richtungen hin mit
Gesinnungsgenossen angeknüpft und hoffe so auf einen guten
Fortgang der Sache.
Mit der nochmaligen Bitte, mich baldigst durch Zusendungen zu erfreuen, empfehle ich mich Ihnen
mit größter Hochachtung.Wilhelm Angerstein
p. adr. Expedition des „Telegraph“
Kärtnerring No 9, Wien.
| F. Engels Esq.
Manchester.
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, blauem Papier im Format 438 × 280 mm. Die erste Seite hat Angerstein vollständig beschrieben, die zweite zur Hälfte, die dritte Seite ist leer und die vierte wurde zur Adressierung benutzt. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Aufdruck auf der ersten Seite links: „Buchdruckerei & Verlag ‚zu Gutenberg‘“ mit dem Stichporträt Gutenbergs; „G. Ad. Ungár-Szentmiklósy Wien & Graz. Wien: Comptoir: 9 Kärntnerring 9. Graz: Comptoir: 217 Herrengasse 217. Atelier für Actien & Creditpapiere. Bronce-, Farben- und Prägedruck. Verlag: Oesterr. Gestütbuch. Die Gestüte Oesterreichs. Revue anthologique. ‚Telegraf‘, politisches Tageblatt. (Erscheint täglich in einer Morgen- u. Abendausgabe.) Die Anstalten übernehmen alle in die verschiedenen graphischen Fächer einschlagenden Aufträge und sind in der Lage, die grössten Bestellungen in promptester Weise zu den billigsten Preisen und in kürzester Zeit auszuführen.“ Reste des Siegelstempels auf der vierten Seite: „Redaction der Nationalzeitung Wien Gisellastrasse No1, 1. Stock.“
Von Engels Hand: Bleistiftvermerke „Dr Angerstein“ auf der ersten Seite oben links und „H Klaber 9 Finsbury Place South“ auf der Adressseite in der Mitte quer geschrieben.
Archivsignatur des Moskauer Marx-Engels-Instituts (IMĖ) auf allen beschriebenen Seiten: „RJ 121a–c“ (ausradiert).
Drucke
- D: Erstveröffentlichung im Auszug: Mönke: Neue Quellen zur Hess-Forschung (1964). S. 96.
- Vollständig wird der Brief hier erstmals veröffentlicht.
Anmerkungen zum Brief
Engels legt den Brief seinem Schreiben an Marx vom 13. März 1868 bei (Engels an Marx, 13.3.1868).
Zitiervorschlag
Wilhelm Angerstein an Friedrich Engels in Manchester. Wien, Montag, 9. März 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000565. Abgerufen am 23.04.2024.