| 10 Januar 68.

Lieber Mohr

Ich wollte Dir heute ausführlich schreiben aber die Intervention eines Serben & eines Walachen die mich stundenlang aufhielten, haben meine Pläne durchkreuzt. Dazu hatte ich gestern den Besuch des Ex-Dictators Amand Gögg welcher für  Die Ligue Internationale de la Paix et de la Liberté wurde 1867 in Genf gegründet, um einen französisch-preußischen Krieg zur Zeit der Luxemburgkrise zu verhindern. Die Organisation trat für die Erhaltung des Friedens in Europa, für die Abschaffung der stehenden Heere ein. Siehe Sigismund Ludwig Borkheim an Marx, 5.8.1867 („Ligue du désarmement. – Konkurrenz der Gesellschaft de la paix ...“) und Erl. In den Jahren 1867 (in Genf), 1868 (in Bern) und 1869 (in Lausanne) hielt die Friedensliga Kongresse ab. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870 wurde die Liga aufgelöst.
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die lächerliche Friedensliga
reist & mir den Abend verdarb. Glücklicher Weise kam Schorlemmer zufällig dazu der sein blaues Wunder an diesem fossilen Stück Föderalrepublik erlebte; sowas hatte er nicht für möglich gehalten. Das dumme Vieh ist durch die gedankenlose Repetition derselben Phrasen noch 10mal dummer geworden & hat alle Berührungspunkte mit der Welt des gesunden Menschenverstandes (von eigentlichem Denken nicht zu sprechen) verloren. Außer der Schweiz & dem Kanton Badisch gibt es für diese Sorte noch immer nichts in der Welt. Er überzeugte sich indeß bald von der Wahrheit Deiner ersten Antwort auf seine Aufforderung zur Unterstützung: daß, je weiter wir von einander wohnten & je weniger wir mit einander zu thun hätten, desto besser würden wir uns vertragen.

 Siehe Karl Max: Herr Vogt. London 1860 (MEGA2 I/18. S. 55–339); ders.: An den Redakteur des „Beobachters“ zu Stuttgart (MEGA2 I/20. S. 31–35).
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Er gab zu daß Blind in der Vogtsache sich feig benommen
, sei aber doch ein braver Kerl & er drohte sogar damit Dich & Blind versöhnen zu wollen! Vogt – kein Politiker aber ein kreuzguter braver Kerl der bloß in den Tag hineinschreibe ohne zu überlegen was – wenn wir 2 eine Stunde mit ihm zusammen wären so würden wir schmolliren – | daß er ein Bonapartist gab er zu, aber kein bezahlter. Darauf ich: alle Bonapartisten seien bezahlt, es gebe keinen unbezahlten, & wenn er mir einen unbezahlten aufweisen könne so würde ich die Möglichkeit von Vogts Nichtbezahltheit annehmen, sonst nicht. Dies frappirte ihn, endlich aber entdeckte er einen – Ludwig Bamberger! Übrigens sagte er Vogt habe sei es fortwährend sehr schlecht gegangen,  Marianne Vogt.
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seine Frau
sei ein Berner Oberländisches Bauernmädel, die er aus Tugend geheirathet nachdem er ihr ein Kind gemacht. Der Schlauberger Vogt scheint diesen Esel gut hinters Licht geführt zu haben. Aber als Schorlemmer & ich ihm erklärten daß Vogt auch als Naturforscher nichts geleistet, da hättest Du seinen Zorn sehen sollen: Hat er nicht popularisirt? Ist das kein Verdienst?

 Siehe Engels an Marx, 7. Januar 1868 und Erl.
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Für Wien werde ich jetzt sobald irgend möglich etwas machen.
 Friedrich Engels: Karl Marx on Capital. Manuscript of the review for “The Fortnightly Review” (MEGA2 I/21. S. 46–67, 1286-1293). Siehe Engels an Marx, 7.1.1868 („Wie stehts mit Beesly, Lewes & Co & der Fortnightly Review?“) und Erl.
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Ferner für die Fortnightly
, aber vorerst wäre zu wissen ob man einen größeren Artikel daraus machen kann oder nur eine kurze Anzeige wie sie heute in der Fortn. stehn. Darüber wäre Beesly auszuforschen – die kurze Anzeige wäre fast nutzlos – & B. selbst erführe Nichts über  Karl Marx: Das Kapital. Bd. 1. Buch 1. Hamburg 1867. Siehe Erl. zu „1200 Seiten Manuscript“ in Marx an J. Ph. Becker, zw. 9. u. 15.1.1866. (MEGA2 II/5).
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das Buch
daraus.

 Wilhelm Liebknecht.
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Wilhelmchen
werde  Nicht überlieferten Brief von Friedrich Engels an Wilhelm Liebknecht, geschrieben zwischen dem 10. und 19.1.1868. Siehe Liebknechts Brief vom 20.1.1868: „Über die Differenzpunkte ein andermal ...“.
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ich dieser Tage zur Rede stellen
über die Erfüllung der mir gemachten Zusagen, diesem Männlein wollen wir schon Beine machen. Die Adresse von Richter habe ich.

Inl.  Gemeint sind die Briefe W. Liebknecht an J. Marx (Tochter), 3.1.1868 (Beilage zu Marx an Engels, nach dem 3.1.1868), L. Kugelmann an Marx, 3.1.1868 und C. Siebel an Marx, 8.12.1867. Marx übersandte Siebels Brief an Engels am 3.1.1868 („V. Siebel hab ich keinen Brief weiter, ausser dem eingelegten an mich.“).
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Liebknecht, Kugelmann & Siebel
zurück.

Beste Grüße

Dein
F. E.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Blatt mittelstarkem, weißem Papier im Format 113 × 177 mm. Prägung in der linken oberen Ecke: Blütenzweig. Engels hat beide Seiten vollständig beschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von Eduard Bernsteins Hand: Nummerierung des Briefes bzw. der beschriebenen Seiten: „359“ (schwarze Tinte) und „7,1“ bis „7,2“ (Bleistift) sowie redaktionelle Vermerke (u.a. „bleibt“ auf der ersten Seite oben links, quer geschrieben) und Streichungen.

Von Heinrich Dietz’ Hand: Nummerierung des Briefes: „950“.

Von unbekannter Hand: zwei unlesbare Vermerke (gestrichen) auf der ersten Seite oben in der Mitte.

Anmerkungen zum Brief

Marx beantwortet den Brief am 11. Januar 1868 (Marx an Engels, 11.1.1868).

Über die Beilagen („Inl. Liebknecht, Kugelmann & Siebel zurück.“) siehe Erl.

 

Zitiervorschlag

Friedrich Engels an Karl Marx in London. Manchester, Freitag, 10. Januar 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000517. Abgerufen am 28.03.2024.