| Hannover, 6. Novbr. 1867

Mein hochverehrter, lieber Freund!

Der Wunsch Ihnen mehr Erfolge meiner Bemühungen berichten zu können ließ mich bis heute mit der Antwort zögern, damit Sie aber nicht glauben ich gehöre zu den Lässigen, will ich wenigstens referiren. –

 Siehe L. Kugelmann an Marx, 8.10.1867 „Warnebold erbot sich ...“ und 13.10.1867„Heute war ich schon bei Warnebold …“ sowie Marx an L. Kugelmann, 15.10.1867 „Sie werden Engels’ Recepte ...“ und Erl. zu Engels an L. Kugelmann, 12.10.1867 „in zwei fertigen Artikeln“. – Ihr Buch°] Karl Marx. Das Kapital. Bd. 1. Buch 1. Hamburg 1867.
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Meine Aufforderung an Warnebold eine Notiz über Ihr Buch irgend wo in die Preße zu bringen blieb mit Hinweis auf die Engelsschen Recepte unberücksichtigt.
Sobald  [Friedrich Engels:] Karl Marx, Das Kapital. Erster Band. Hamburg. Meißner. 1867. 784 Seiten. 8°. In: Die Zukunft. Berlin. Nr. 254, 30. Oktober 1867. Beil. S. 5. Rubrik: Bücher-Anzeigen. (MEGA2 I/21. S. 3–5 und 1229–1231.) – [Friedrich Engels:] Karl Marx, Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. Hamburg, O. Meißner, 1867. Siehe Erl. zu Engels an L. Kugelmann, 12.10.1867 „in zwei fertigen Artikeln“. – Siehe Engels an Marx, 11.10.1867 und an L. Kugelmann, 12.10.1867 sowie Erläuterungen.
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letztere (2 Stück)
angelangt machte ich von der einen, meine Frau von der andern eine Abschrift u. brachte sie zu Warnebold. – Vornehme Wichtigmacherei, protectionsbereites Achselzucken, Möglichkeit einen Artikel durch die Dummheit des Redacteurs vielleicht durch persönliche Connexion in ein hiesiges Winkelblatt zu bringen, trotz alledem nichts, gar nichts thun, das war die Verfahrungsart dieses eitlen Laffen. Nachdem ich 8–14 Tage gewartet nahm ich ihm den einen ab u. schickte ihn an Liebknecht für die „Zukunft“, die denselben sofort acceptirte. Nach weiterem Hangen u. Bangen mit Warnebold  Der Brief Kugelmanns an E. Warnebold, geschrieben Ende Oktober 1867, konnte nicht ermittelt werden.
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schrieb ich ihm endlich einen eben so höflichen wie groben Brief, worin ich ihm sagte, daß ich auf seine Veranlassung die Artikel von Engels verschrieben habe,
daß er sich für diese Gefälligkeit meinerseits sehr unschicklich benehme, daß, da sein Einfluß für die Placirung auch des einen Artikels nicht ausreiche, so erbäte ich ihn mir zurück um, da mich die Sache außerdem persönlich interessire selbst dafür zu sorgen. – Am 21 v. Mts. schickte ich diese Kritik an Bürgers nach Cöln für die Rhein. Ztg. Weil keine Antwort erfolgte  Der Brief Kugelmanns an H. Bürgers vom 1. November 1867 konnte nicht ermittelt werden.
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am 1. d. Mts. heftige Anpurrung an Bürgers mit Bemerkung „die Democratie werde uns doch nicht zwingen wollen die feudalen Zeitungen um Raum für | unsere wissenschaftlichen Besprechungen zu ersuchen?“
  Siehe Heinrich Bürgers an Louis Kugelmann, 4. November 1867 (IISG Marx-Engels-Nachlass, Sign. L 856/L II 220).
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Darauf erhielt ich gestern Antwort.
Bürgers hält den Artikel nicht geeignet, weil darin sofort die letzten Consequenzen angeführt werden, wenn Sie es indeß wünschten, so wolle er ihn auch so mit einigen Änderungen in der Einleitung drucken. –   Siehe Louis Kugelmann an Heinrich Bürgers, 5. November 1867 (IISG Kollektion Kleine Korrespondenz (Kugelmann)).
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Ich antwortete sofort, daß er hierin vielleicht Recht haben möchte, daß ich Sie nicht fragen könne, weil Ihnen die ganze Sache unbekannt, daß er aber so bald wie möglich etwas darüber schreiben möchte. Er schien zu vermuthen, daß Sie selbst der Verfasser. Um allem Argwohne von vorn herein zu begegnen, sagte ich ihm, daß Engels u. weshalb der Verfasser.
 Kugelmann legte die beiden o.g. Briefe seinem Brief an Marx vom 3. Dezember (L. Kugelmann an Marx vom 3.12.1867 „Einliegend die letzten Briefe ...“) bei. Siehe auch L. Kugelmann an Engels, 16.12.1867 „Hat Bürgers Ihnen geantwortet ...“).
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Nächstens werde ich Ihnen diese Correspondenz mittheilen. Hierauf erwarte ich nun Antwort. –

Ich selbst wagte  Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die am 10. November 1867 in der hannoverischen „Deutschen Volkszeitung“ von Kugelmann veröffentlichte Rezension zum ersten Band des „Kapital“ nicht als Handschrift überliefert. (Siehe Kopf: Bibliographie zur Wirkungsgeschichte von Karl Marx’ „Das Kapital“ bis 1872. S. 227; Hundt: Louis Kugelmann (1974). S. 238–246.)
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einen kleinen Artikel
der besonders die Fachöconomen provociren soll u. habe vom  Vermutlich Ehrenreich Eichholz , der 1866 die Redaktion der „Deutschen Volkszeitung“ in Hannover übernommen hatte.
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Redacteur
der hiesigen „Deutschen Volkszeitung“ die Zusage er solle gedruckt werden, es geschieht trotz wiederholten Anmahnens u. trotzdem ein Freund Liebknecht’s, der Dr. Heysterbergh, in der Redaction ist, immer noch nicht. – Ich werde indeß nicht ermüden. –

Wie gesagt erschien  [Friedrich Engels:] Karl Marx, Das Kapital. Erster Band. Hamburg. Meißner. 1867. 784 Seiten. 8°. In: Die Zukunft. Berlin. Nr. 254, 30. Oktober 1867. Beil. S. 5. Sp. 1/2. Rubrik: Bücher-Anzeigen. (MEGA2 I/21. S. 3–5 und 1229–1231.) Siehe  Erl. zu Engels an L. Kugelmann, 12.10.1867.
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der eine Artikel in der „Zukunft“ u. zwar am 30. v. Mts.
Ich hatte mir durch Liebknecht 50 Separatabdrücke bestellt, die mir  Wiedergabe der Beilage 1 siehe ZB.
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Guido Weiss mit einliegenden Zeilen
auch sandte u. die ich zu gewählter Verbreitung benutze.– Einliegend einer davon, auf Verlangen mehr. – So schickte ich einen an Meissner, ferner  Der Brief Kugelmanns an Ludwig Büchner, geschrieben, wie der Antwort Büchners vom 9. November 1867 (siehe ZB u. Beil. zu L. Kugelmann an Engels, 25.11.1867) zu entnehmen ist, am 1. November 1867, ist nicht überliefert.
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an Büchner-Darmstadt,
 Zur Kugelmann’s Reise siehe L. Kugelmann an Marx, 12.8.1867. Kugelmann hatte im September 1867 am Kongress der IAA in Lausanne (siehe Erl. zu Marx an Engels, 31.8.1867) und anschließend am Gründungskongress der Friedens- und Freiheitsliga in Genf (siehe Erl. zu S. L. Borkheim an Marx, 5.8.1867) teilgenommen. Siehe auch L. Kugelmann an Marx, 29.9.1867 sowie Engels an Marx, 2.9.1867, F. Leßner an Marx, 4. und 5.9.1867, J. G. Eccarius an Marx, 9.9.1867.
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mit dem ich 8 Tage in der Schweiz zusammen war
, mit der Aufforderung in der Preße etwas zu thun; an Rempel u.s.w. Auch an Miquèl mit einem kurzen aber stolzen Begleitschreiben u. der Aufforderung für die Verbreitung  Karl Marx. Das Kapital. Bd. 1. Buch 1. Hamburg 1867.
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des Buches
unter seinen Genossen zu sorgen. – |  Wiedergabe der Beilage 2 siehe ZB .
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Heute empfangene Antwort von Miquèl einliegend.
– Mit Ausnahme der eingeklammerten Stelle,   Kugelmanns Brief an Otto Meißner vom 5. bzw. 6. November 1867 ist nicht überliefert. Meißner beantwortete diesen Brief am 8. November 1867 (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. R 70/D VI 42. Fotosign. 8877a-b. Auf der zweiten Seite des Blattes Engels’ Notiz, vermutlich von 1883: „8 Nov 67 an Kugelmann?“).
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habe ich den Inhalt bereits an Meissner mitgetheilt um für Berlin geeignete Maaßregeln zu ergreifen.
– Die Ansicht von Miquèl, daß Ihnen die Anzapfung von Roscher u. Complicen nachtheilig sei bezweifle ich durchaus. Sie todtzuschweigen werden sie jedenfalls versuchen, ob nun etwas tödter ist gleichgültig. – Die Absicht auszuführen, muß ihnen aber unmöglich gemacht werden. Deshalb wählte ich gerade diesen Anzapfungsartikel für die „Zukunft“ u. beabsichtige den Herren Roscher, Rau, Otto Michaelis, Faucher u. A. einen Separat-Abdruck ohne weiteres Begleitschreiben recommandirt unter Retourrecipisse einzusenden, damit wir es documentirt haben, daß ihnen diese Herausforderung zugestellt. Wenn mein Artikelchen bald gedruckt, oder sonst wo etwas darüber, werde ich es ebenfalls beilegen. – Wollen Sie es nicht dann | bitte ich um Nachricht.

Daß ich außerdem, wo ich kann das Buch empfehle bedarf keiner Erwähnung. –

Heute bekam ich  [Sigismund Ludwig Borkheim:] Ma Perle Devant le Congrès de Genève. Par un Diplomate Prolétaire. Bruxelles 1867. Siehe Marx an Engels, 4.10.1867 „Ad vocem Borkheim: ...“ und Erl.
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Borkheims Brochüre
.  Siehe Marx an L. Kugelmann, 11.10.1867.
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Ich meine Sie dürfen beruhigt sein, so etwas kann der böseste Wille Ihnen nicht aufbürden.
Wie ist es nur möglich, daß Borkh. so etwas in die Welt zu schicken wagt. Solche furchtbare Wichtigmacherei, wo er sich keine einzige neue Idee zuschreiben kann. – Welche Vorrede! Welcher Text! Welcher Titel! Indeß soll nach Ihrer Vorschrift verfahren werden, wenn ich etwas höre u. soweit mein Einfluß reicht. – Borkheim persönlich gefiel mir recht gut, auch  Hannah Borkheim.
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seine Frau
, nur wäre es erwünscht, daß ihm begreiflich gemacht würde, daß bei einer so kleinen u. so prononcirten Partei wie die unsrige, jedes Mitglied das | Interesse u. die Würde der Partei im Ganzen u. besonders ihrer classischen Repräsentanten im Auge haben muß. –

Was haben Sie sonst über ihr Buch gehört?

Nicht wahr, Sie arbeiten doch an der  Siehe Erl. zu Marx an J. Ph. Becker, zw. 9. u. 15.1.1866. – Die Manuskripte für eine Fortsetzung des „Kapital“, an denen Marx bis zum Ende seines Lebens weiterarbeitete, wurden erst nach seinem Tod von Engels veröffentlicht. Ausführlicher dazu siehe hier.
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Fertigmachung des 2. Bandes
?

 Zu Engels’ Rezensionen über den ersten Band des „Kapital“ siehe Engels an L. Kugelmann, 12.10.1867 und Erl. 
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Grüßen Sie, bitte, Engels herzlich von mir u. sagen Sie meinen Dank für seine famosen „Recepte“.
– Hoffentlich giebt er mir nie Gelegenheit ihm dafür von den meinigen zu senden. – Sie haben wohl die Güte ihm das aus meinen Berichten mitzutheilen, was ihn interessirt, wenn ich Veranlassung habe schreibe ich ihm selbst. – Bitte, bitte,  Siehe Marx an Engels, 3. Juni „Vergiß nur nicht Photogramm ...“, Marx an L. Kugelmann, 10.6.1867 „Engels läßt ditto ..." und Erl.  – Lupus, d. i. Wilhelm Wolff.
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bewegen Sie ihn doch, daß er mir, wie versprochen sein u. Lupus Bild schickt.
In meiner verzweiflungsvollen Verlassenheit thut es mir wohl, meine fernen Gesinnungsgenossen wenigstens in effigie bei mir zu haben. –

 Paul Stumpf hatte an Marx am 29. September 1867 geschrieben (P. Stumpf an Marx, 29.9.1867).
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Stumpf läßt Sie um Antwort bitten.
Betreff des Borkh. Buches ist er instruirt u. wird mir sobald etwas auftaucht Nachricht geben. –

Ich lege noch einen  Aus der „Zukunft“ vom 30. Oktober 1867.
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Separat-Abdr.
für unsern braven Eccarius bei, den ich herzlich zu grüßen bitte. –

Wie immer
Der Ihrige
LKugelmann
Dr

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Absender

Zeugenbeschreibung

Der Standort der Originalhandschrift ist zur Zeit nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach einer Fotokopie: RGASPI, Sign. f. 1, op. 1, d. 2111. Fotosign. 33<a–d>.

Soweit aus der Fotokopie zu ersehen ist, besteht der Brief aus einem Bogen. Kugelmann hat die ersten drei Seiten vollständig, die vierte Seite zu drei Vierteln beschrieben.

Möglicherweise von Louis Kugelmanns Hand: Klammer („Nächstens werde ich Ihnen diese Correspondenz mittheilen. Hierauf erwarte ich nun Antwort. –“), Randanstreichungen.

Anmerkungen zum Brief

Zu zwei Beilagen zum Brief („Einliegend einer davon“ ; „einen Separat-Abdr.“) siehe Erl. zu Engels an Marx, 5.11.1867 bzw. Engels an L. Kugelmann, 12.10.1867.

Zwei überlieferte Beilagen zum Brief („Guido Weiss mit einliegenden Zeilen“) und „Antwort von Miquèl einliegend“) siehe hier:

Wiedergabe der Beilagen:

1. Guido Weiß an Louis Kugelmann, 31. Oktober 1867.

Originalhandschrift: IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. D 4488/D VIII 82. Fotosign. 3063.

Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 282 ´ 227 mm. Prägung: „Redaction der Zeitung ,Die Zukunft‘ Auguststr. 91.“ Die erste Seite hat Weiß zur Hälfte beschrieben, die übrigen drei Seiten sind leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Von Louis Kugelmanns Hand: auf der vierten Seite oben rechts mit schwarzer Tinte der Vermerk: „1867 Guido Weiß Berlin, 31. Oktob.“

Von unbekannter Hand: auf der ersten Seite oben in der Mitte mit Bleistift der Vermerk: „1867“.

2. Johannes Miquel an Louis Kugelmann, 5. November 1867.

Originalhandschrift: IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. R 80/D I 116.

Erstveröffentlichung: Eduard Bernstein: Johannes Miquel über Marx und seine Abwendung von ihm (1914). S. 195.

 

Zitiervorschlag

Louis Kugelmann an Karl Marx in London. Hannover, Mittwoch, 6. November 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000416. Abgerufen am 20.04.2024.