| Mchr 5. Octbr 1866.
Lieber Mohr
Siehe Marx
an Engels,
3.10.1866.
Schließen Die Naivetät, Wechsel auf sich laufen zu
haben & den Betrag nicht zu wissen, erheitert
mich; indeß ists gut daß die Differenz nicht
größer & der gute Bäcker in der Nähe
war.
Siehe auch Marx an Engels,
8.11.1866.
Schließen Damit Du diesem braven Mann
sogleich das Betreffende zurückzahlen & so den
Credit erhalten kannst, lege ich Dir £ 5.–
I/F 59 667 Mchr 30 Jan. 65
bei
sowie den andern
//
bezahlten Wechsel retour.
Siehe
Erl. zu Marx an
Engels,
7.8.1866
und Engels an Marx,
2.10.1866.
Schließen Ad vocem Trémaux. Als ich Dir
schrieb
hatte ich allerdings erst den dritten Theil des Buchs gelesen, & zwar den schlechtesten
(im Anfang). Das zweite Drittel, die Kritik der Schulen ist
weit besser, das dritte, die Consequenzen, wieder sehr
schlecht. Der Mann hat das Verdienst, den Einfluß des
„Bodens“ auf die Racen- & folgerichtig auch
Species-Bildung mehr hervorgehoben zu haben als daß
//
dies
bisher geschehen ist, & zweitens über die Wirkung der
Kreuzung richtigere (obwohl meiner Ansicht nach auch sehr
einseitige) Ansichten als seine Vorgänger entwickelt zu
haben. (was das
//
Darwin
hat nach einer Seite hin in seinen
Ansichten über den verändernden
Einfluß der Kreuzung auch Recht wie dies Tr. übrigens
stillschweigend anerkennt, indem er wo es ihm convenirt, die
Kreuzung auch als Mittel der Veränderung behandelt, wenn
auch als schließlich ausgleichendes. Ebenso hat Darwin
& Andere den Einfluß des Bodens nie verkannt, & wenn
sie ihn nicht speciell hervorhoben so geschah es weil sie
nichts davon wußten wie dieser Boden
wirkt – ausgenommen daß fruchtbarer günstig, unfruchtbarer
ungünstig wirkt. Und viel mehr weiß Tr. auch nicht. Die
Hypothese daß der Boden überhaupt günstiger für Entwicklung
höherer Species werde im Verhältniß wie er neueren
Formationen angehört, hat etwas ungeheuer plausibles, &
kann oder kann nicht richtig sein, wenn ich aber sehe mit
welchen lächerlichen Beweisstücken Tr. sie zu belegen
sucht, von denen 9/10 auf unrichtigen oder verdrehten
Thatsachen
| beruhen & das letzte 1/10 nichts
beweist, so kann ich nicht umhin auch von dem Urheber der
Hypothese her auf diese selbst meinen großen Verdacht zu
haben
werfen
. Wenn er aber nun weiter den Einfluß des jüngeren
oder älteren Bodens, corrigirt durch die Kreuzung, für die
alleinige Ursache der
Veränderungen organischer Species resp. Racen erklärt, so
sehe ich platterdings keinen Grund dem Manne soweit zu
folgen, im Gegentheil sehr viele Einwände dagegen.
Siehe
Erl. zu Marx an
Engels,
3.10.1866
und Marx an
Engels,
3.10.1866.
Schließen Du sagst
Cuvier habe auch den deutschen
Naturphilosophen Unkenntniß der Geologie
vorgeworfen als sie die Veränderlichkeit der
Species behaupteten, & sie hätten doch Recht
behalten.
Die Sache hatte aber damals mit der Geologie nichts zu thun;
wenn aber Jemand eine auf Geologie
ausschließlich begründete Theorie der
Speciesveränderung aufstellt & doch solche geologische
Schnitzer macht, die Geologie ganzer Länder (z. B.
Italiens & selbst Frankreichs) verfälscht & den Rest seiner Beispiele aus
denjenigen Ländern zieht von deren Geologie wir so gut wie
gar nichts wissen (Africa, Centralasien &c.) so ist das
doch ganz etwas Anderes. Was speciell die ethnologischen
Exempel angeht, so sind diejenigen die überhaupt von
bekannten Ländern & Völkern handeln, fast ohne Ausnahme
falsch, entweder die geologischen Prämissen oder die daraus
gezogenen Schlüsse – & die vielen entgegenstehenden
Exempel läßt er ganz aus, z. B. die Alluvialebenen im
innern Sibirien, das enorme Alluvialbassin des
Amazonenflusses, das ganz alluviale Land südwärts vom
Laplata bis beinahe an die Südspitze Amerikas (östlich von
den Cordilleren).
Daß die Geologische Structur des Bodens mit dem „Boden“ worauf überhaupt etwas wächst, sehr viel zu thun hat, ist eine alte Geschichte, ebenso daß dieser vegetationsfähige Boden auf die Pflanzen- & Thierracen die darauf leben einen Einfluß übt. Daß dieser Einfluß bisher sogut wie gar nicht untersucht worden ist, ist auch richtig. Aber von daher da bis zu der Theorie Tremaux ist ein kolossaler Sprung. Es ist jedenfalls ein Verdienst diese bisher vernachlässigte Seite hervorgehoben zu haben | & wie gesagt die Hypothese von dem entwicklung-fördernden Einfluß des Bodens im Verhältniß je nachdem er geologisch älter oder neuer ist mag innerhalb gewisser Gränzen richtig sein (oder auch nicht), aber alle weiteren Schlüsse die er zieht halte ich für entweder total unrichtig oder heillos einseitig übertrieben.
Siehe Erl. zu Marx an Engels,
13.8.1866.
Schließen Das
Buch von Moilin
hat mich namentlich wegen der von den Franzosen durch
Vivisection erlangten Resultate sehr interessirt; es ist der
einzige Weg die Functionen bestimmter Nerven & die
Wirkungen ihrer Störung festzustellen, die Kerle scheinen
die Thierquälerei bis zu einem hohen Grad der
Vervollkommnung gebracht zu haben, & ich kann mir die
heuchlerische Wuth der Engländer gegen Vivisection sehr gut
erklären, diese Experimente kamen den schlafmützigen Herren
hier gewiß oft sehr unangenehm & warfen ihre
Speculationen um. Was sonst Neues in der Theorie der
Entzündungen ist kann ich nicht beurtheilen Siehe Marx an Engels, 19. Januar
1867.
Schließen (ich will Gumpert
das Buch geben),
doch scheint diese ganze neue franz. Schule einen gewissen
burschikosen Charakter zu haben, gern viel zu behaupten
& es mit dem Beweisen leichter zu nehmen. Was die
Medicamente betrifft, so ist nichts darin was nicht jeder
vernünftige deutsche Arzt auch weiß & annimmt; Moilin vergißt bloß,
daß man 1) oft genöthigt ist das kleinere Übel, die
Medicin, zu wählen, um das größere zu entfernen, nämlich ein
Symptom das durch sich selbst eine directe Gefahr erzeugt,
ebenso gut wie man chirurgisch auch Gewebe zerstört wo es
nicht anders angeht, & 2) daß man sich eben an die
Medicamente halten muß solange man nichts Besseres hat.
Sobald M.
mit seiner Elektricität die Syphilis curiren kann wird das
Quecksilber bald verschwinden, bis dahin aber
schwerlich. Übrigens soll mir kein
Mensch mehr davon sprechen daß die Deutschen das
„Construiren“ von Systemen allein könnten, the French beat
them hollow at that.
Beste Grüße
DeinF. E.
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 230 × 180 mm. Wasserzeichen: „A Pirie & Sons 1865“. Prägung: „London Superfine“ und ein Wappenschild. Die ersten drei Seiten hat Engels vollständig beschrieben, die vierte ist leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Von Eduard Bernsteins Hand: Nummerierung des Briefes bzw. der beschriebenen Seiten: „319,1“ bis „319,3“ bzw. „49,1“ bis „49,3“ (gestrichen). Redaktionelle Vermerke.
Von Heinrich Dietz’ Hand: Nummerierung des Briefes: „869“ (gestrichen).
Von unbekannter Hand: Bleistiftvermerk auf der ersten Seite oben links: „Sch[uster]“ (analog weiteren Briefen).
Anmerkungen zum Brief
Engels beantwortet Marx’ Brief vom 3. Oktober 1866 (siehe Marx an Engels, 3.10.1866). .
Zitiervorschlag
Friedrich Engels an Karl Marx in London. Manchester, Freitag, 5. Oktober 1866. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000182. Abgerufen am 28.03.2024.