| Genf den 1 März 1866
Meine liebe Frau Marx.
J. Ph. Becker
hatte einige Passagen aus dem Brief von Jenny Marx an ihn vom 29. Januar 1866 (J. Marx an J. Ph. Becker, 29.1.1866), etwas verändert, in
seiner Zeitschrift veröffentlicht: [Jenny Marx:]
In religiöser Hinsicht … In: Der Vorbote. Genf. Jg. 1. Nr. 2, Februar 1866.
S. 31/32 (MEGA2 I/20. S. 602).
Schließen Daß ich Sie nolens volens zur Korrespondentin des „Vorbote“ gemacht werden Sie aus der zweiten Nummer
ersehen haben. Das ist recht so, denn wenn die Männer krank sind oder fallen, so müssen
die Frauen an deren Stelle treten, die Lücke ausfüllen & den Kampf fortsetzen. Es ist
ein wahres Unglück für unsere Sache, daß unser Marx gerade, wo wir ihn nicht entbehren
& ersetzen können krank sein muß. Könnte ihm mit Beten geholfen werden, ich würde es
wahrhaftig seit meiner Kindheit zum erstenmal wieder versuchen. Sie können nur allein den
„lieben Herrgott“ machen & den theuren Freund recht pflegen.
Vielleicht haben sie ihn, wie ich hoffe & wünsche schon
langst wiederhergestellt.
J. Marx an J. Ph. Becker,
29.1.1866.
Schließen Es hat mich sehr gefreut daß Karl & Sie mit der ersten
Nummer des „Vorbote“ zufrieden waren
& ich hoffe Sie werden es mit der zweiten nicht minder gewesen sein.
Ich muß hier gestehen, daß ich Freundin & Freund Marx, namentlich letztern allzu lange auf eine Antwort warten ließ; wenn Sie aber den Berg von Arbeit, den ich ebenen soll oder kaum ein Tunnel durchbohren kann, | ohne darunter begraben zu werden, sehen würden, so möchten Sie mich genügend entschuldigen.
Zum Glücke wird die Mühe durch den Erfolg für die Sache belohnt. In Deutschland machen
wir jetzt ordentliche Fortschritte, obwohl ich nur sehr geringe Mittel verwenden kann das
Interesse für unsere Wirksamkeit wachzurufen. Siehe W. Liebknecht an J. Ph. Becker, 8. Februar
1866 (IISG, Becker-Nachlass, Sign. J. Ph. Becker addenda, add. 45, S. 4/5).
Am selben Tag schrieb er an Marx einen Brief gleichen Inhalts. Siehe W. Liebknecht an Marx, 18.1.1866
und
8.2.1866.
Siehe auch J. Ph. Becker an Marx,
15.11.1866.
Schließen Auch Liebknecht hat endlich etwas von sich horen
lassen & wird mit Verbündung anderer Gesinnungsgenossen, deren Adresse ich ihm
angegeben, wohl bald in Leipzig eine größere Sektion zu Stande bringen.
Es thut sehr Noth, daß recht bald Beiträge in die hiesige Kasse Zur Deutschen Sektion Genf der IAA siehe
Marx an J. Ph. Becker, zw. 9. u. 15.1.1866,
Erl.
Schließen der deutschen Abtheilung, welche jetzt monatlich über fs 200 Druck- &
Korrespondenzkosten leistet, von auswärtigen Sektionen zu fließen, damit wir nicht
nächstens vor einer leeren Kasse halten bleiben & das Bischen Weltgeschichte das wir
begonnen wieder in’s Stocken geräth. Es kostet keine geringe Anstrengung & Umsicht die
Opferbereitwilligkeit der hiesigen deutschen Arbeiter in der rechten Spannung & zwar
ungefährdet zu halten. In Briefen an die deutschen & schweizer Arbeiter muß ich oft
ganze Abhandlungen liefern um die Leute auf den rechten Standpunkt zu
| stellen &
ihnen praktische Anleitungen zu geben. Indessen tritt die
Bourgeoisie in Deutschland & der Schweiz gegen uns auf &
greift zur Verdächtigung, Drohung & Einschüchterung. Deßhalb schrieben uns auch schon
mehrere Arbeitergesellschaften, die zum Beitritt geneigt waren, wir wären „zu roth
gefärbt.“ Internationale Arbeiterassociation. In:
Felleisen. Zürich. Nr. 1, Januar 1866. S. 1. [Unterschrift:] Der Vorort Zürich.
Schließen Das Zentralkomite des deutschen
Arbeiterbildungsvereins (Vorort Zürich) intriguirt ebenfalls gegen uns & hat mit
einem Mahnruf im „Felleisen“ seinem Moniteur den
Feldzug begonnen. Derselbe ist leider von deutschen Professoren & Doktoren düpirt. Hat
nichts zu sagen, ich werde ihnen schon die viereckigen Blechköpfe rund klopfen.
In der Zur Section française de Genève de
l’A.I.T. siehe Erl. zu Marx
an J. Ph. Becker, zw. 9. u.
15.1.1866.
Schließen hiesigen romanischen Sektion
gibt es zuweilen alberne Streitigkeiten, die noch zu ernstlicheren Auftritten führen
dürften. Unser eifriger & braver Düpleix ist zuviel Formalist & fanatischer Tugendritter, in kleinen
Dingen groß und in großen ohne Verständniß.
Le „Journal de l’association Internationale des travailleurs“ & „La voix de l’avenir“ kommen nicht über die Rohstoffwahrheit des Schulze-Delitschzt hinaus & wollen die Welt mit Konsumvereinlerei & dergleichen Eier satt & seelig machen. Dem Freund Coullery in Chauxdefonds habe ich deßhalb schon einige Mal den Kopf gewaschen & der hiesigen Redaktion den „Pfeffer gerieben“. Werde wohl noch zum Nürnberger Trichter greifen müssen.
Ich bin sehr froh [Karl Marx, Friedrich Engels:] Manifest der
Kommunistischen Partei. London (1848).
Schließen das „Kommunistenmanifest“ zu besitzen & danke für Siehe J.
Marx an J. Ph. Becker, 29.1.1866 und Marx
an J. Ph. Becker, zw. 9. u. 15.1.1866
Schließen die freundliche
Besorgung; indessen hat das Päckchen das ausserordentliche Porto von fs 8,50 Cents
gekostet, während ein
| großeres Paket mit demselben Manifest von Berlin kommend nur
fs 1,70 cents in Anspruch nahm.
Siehe H. Jung an Marx,
27.2.1866.
Schließen Soeben erhalte ich einen langen Brief von unserem wackern
Genossen Jung
woraus ich ersehe, daß unser Karl leider noch immer krank ist. Es ist dies
umsoverdrieslicher als es durchaus nothwenig ist, daß Siehe Erl. zu Marx an J. Ph. Becker, zw. 9. u.
15.1.1866.
Schließen der
Generalrath
endlich wieder ein Lebenszeichen von sich gibt & besonders in Betreff Der geplante Kongress der IAA in Genf.
Siehe auch Erl. zu Marx an Engels, 5.1.1866.
Schließen des bevorstehenden Kongresses
ein angemessenes Rundschreiben an die verschiedenen Zentralkomites wenigstens erlässt. Da
wir nun Organe verschiedener Sprachen zu unserer Verfügung haben, so konnen wir demselben
sofort die nöthige Veröffentlichung angedeihen lassen. Unser guter Marx soll doch, sobald
es ihm irgend möglich ist dafür sorgen, daß dies geschieht. Auch ist es unabweislich
nothwendig, daß ein Gesammtverfassungsentwurf zur Berathung auf dem Kongresse auf die
Tagesordnung kommt. Wir werden hier Alles aufbieten um die rechten Anordnungen zur
glänzenden Abhaltung des Kongresses zu veranstalten. Unser Jung arbeitet, wie ich aus seinem Briefe
ersehe, immer noch mit der alten Rastlosigkeit; lassen Sie ihn gefalligst den wesentlichen
Inhalt dieses Schreibens wissen. Siehe H. Jung an Marx,
27.2.1866.
Schließen Morgen werde ich ihm
einstweilen noch eine Parthie „Vorbote“ No 2 senden.
Nun leben Sie wohl, grüssen Sie mir ihre Fräulein Tochter, besonders die „Kleine“ &
umarmen Sie fur mich unsern kranken Freund
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 270 × 213 mm. Ovaler grüner Aufdruck auf der ersten Seite oben links: „Association Internationale des Travailleurs Section Genevoise“. Becker hat alle vier Seiten vollständig beschrieben. Eine Passage („& hat mit“ bis „begonnen“) ist mit dem Einfügungszeichen „†“ versehen und steht auf der dritten Seite am linken Rand. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Die Schreibweise wurde zurückhaltend korrigiert, die Eingriffe sind ausgewiesen.
Anmerkungen zum Brief
J. Ph. Becker beantwortet Jenny Marx’ Brief vom 29. Januar 1866 (J. Marx an J. Ph. Becker, 29.1.1866), siehe auch „Es hat mich gefreut ...“.
Zitiervorschlag
Johann Philipp Becker an Jenny Marx London. Genf, Donnerstag, 1. März 1866. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000052. Abgerufen am 28.03.2024.