| 4 Francis St. Guwer St.
W.C.
London 2/4 68 69

Lieber Engels!

Schon oft wolde ich an Dich einige zeilen schreiben, aber immer wieder verschoben, bis ich endlich doch so frech bin es zu thun. Mein schreiben hat jedoch vorläufig nur den zweck etwas zu erlangen von Dir.

Meine bitte ist erstens: doch so gefällig zu sein und mir eine Photograbthe von Dir zu kommen zu lassen. ich habe schon oft das verlangen darnach bei unserm Freunde Moor ausgesprochen, aber es ist immer bei den versprechen geblieben. – | Da nun Moor kürzlich bei mir war, und Dein Photograbth nicht endeken konde, sagte derselbe ich möchte selbst an Dich schreiben und gleichzeitig um das  Bernhard Becker: Enthüllungen über das tragische Lebensende Ferdinand Lassalle's. Schleiz 1868.
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Buch
von  Bernhard Becker.
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B. Beker
 Siehe Engels an F. Leßner, 4.4.1869 u. F. Leßner an Marx, 7.4.1869.
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bei Dir nachfragen, und Dich ersuchen mir es gütigst zu senden zu wollen
, was ich also hiemit thue in der Hoffnung das Du es nicht für zudringlich ansehen, und meine schlegten zeilen entschultigen wirst.

Im übrigen hoffe ich das diese zeilen Dich gesund und wohl andreffen mögen, was mich anbedrift so kan ich Dir nichts besonders erfreuliches mitheilen, die Arbeit hat so gut als beina garnicht gegangen, und geht diesen augenblik noch vorzüglich schlegt, meine Gesundheit ist ebenfals nicht die beste.

Der Trost jedoch für alles unangenehme ist für mich der, „das ich in einer Zeit“ Lebe wo es einen Marx und Engels giebt, | Denn wenn ich oft das Leben Müthe bin, nehme ich etwas von Engels, Marx, Feuerbach oder Heine in die Hand, und ich finde in irgend einer dieser schriften, hinlängliche genuchthuung, das es der Mühe werth ist in der Gegenwart zu Leben.

Der zweite punkt der mir grosse Freude macht, ist daß endlich die Prinziebien, die Du und Marx mit so grossen Opfern, schon länger als vor zwanzig Jahren zuerst aufgestellt, und klar gemacht habt, und des wegen mit der ganzen Welt im Kampfe gewesen, endlich auf allen märkten öffendlich geprädigt und verdeitigt werden.

In der Hoffnung das ich Dich nicht zu lange bei diesen unleserlichen Zeilen aufgehalten habe, grüst freundschaftlichst

Dein Freund Fried. Lessner
F. Engels Esq.
in Manschester

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Bogen festem, weißem Papier im Format 228 × 180 mm. Die erste Seite des Bogens ist schwarz umrandet. Die ersten drei Seiten hat Leßner vollständig beschrieben, die vierte Seite ist leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Archivsignatur des Moskauer Marx-Engels-Instituts (IMĖ) auf allen beschriebenen Seiten oben links: „RJ 71a–c“ (ausradiert).

Von unbekannter Hand: der Vermerk „F. Leßner“ mit Bleistift auf der ersten Seite oben links.

Die Schreibweise wurde nicht berichtigt.

Anmerkungen zum Brief

Datierung der Erstveröffentlichung: 2. April 1868.

Zur Datierung: Leßner hat den Brief irrtümlich mit „1868“ datiert. Die genauere Datierung ergibt sich aus dem Zusammenhang des Briefes mit den Briefen von Engels an F. Leßner, 4.4.1869, und Engels an Marx, 6.4.1869 (Antwort auf den Brief Leßners vom 2. April und Erwähnung des Buches von Bernhard Becker: Enthüllungen über das tragische Lebensende Ferdinand Lassalle’s. Schleiz 1868).

 

Zitiervorschlag

Friedrich Leßner an Friedrich Engels in Manchester. London, Donnerstag, 2. April 1869. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000600. Abgerufen am 19.04.2024.