| Palmerston Buildings,
93, Bishopsgate Street, E.C.
65, Fenchurch Street
E.C.
London, 13ten März 1868
Lieber Marx
Besten Dank für
schnelle Besorgung der Nicht
bekannt.
Schließen Anfrage an
Meißner.
1866 erhielt Eugen Dühring durch
Vermittlung des Geheimen Regierungsrats Hermann Wagener den
Auftrag von Bismarck für den inneren Gebrauch des
Staatsministeriums eine Denkschrift auszuarbeiten,
in der es um Möglichkeiten zur Verbesserung der
sozialen Verhältnisse der Arbeiterschaft durch
Staatshilfe ging. Ursache der darauf folgenden
Auseinandersetzung war die von Dühring nicht
autorisierte Veröffentlichung dieser Broschüre:
[Eugen Dühring:] Denkschrift über
die wirthschaftlichen Associationen und socialen
Coalitionen. Berlin [1866]. Eine 2.
Aufl. erschien 1867 mit der falschen
Verfasserangabe Hermann Wagener in Neuschönefeld
an Leipzig. Dühring gewann den Prozeß gegen
Wagener und ließ seine Schrift „Die
Schicksale meiner socialen Denkschrift für das
Preussische Staatsministerium. Zugleich ein
Beitrag zur Geschichte des Autorrechts und der
Gesetzanwendung.“ Berlin 1868 herausgeben, in der
er das Plagiat Wageners entlarvte (MEGA2 I/27. S.
683, 877–879). Siehe E[ugen] Dühring: Sache, Leben und Feinde.
Karlsruhe und Leipzig 1882. S. 136–147
(Kap. 6: Erlebnisse und Wirksamkeit von 1867-1873)
sowie die detaillierte und umfassende Darstellung
von Rainer Nomine: Dühring gegen
Wagener. Die Arbeiterfrage vor dem preußischen
Richter in Urhebersachen. In: Das Recht und
seine historischen Grundlagen. Festschrift für
Elmar Wadle zum 70. Geburtstag. Berlin 2008. S.
819-848. Siehe L. Kugelmann an Marx,
13.3.1868, Marx an Engels,
14.3.1868 („Hast Du den
(mir v. Borkheim berichteten) Scandal gelesen …“),
S. L. Borkheim an Marx,
16.3.1868, L.
u. G. Kugelmann an Marx,
8.4., W.
Eichhoff an Marx, 9.4.,
29.6.,
18.7.,
Marx
an Engels, 23.7.1868.
Schließen Re Dühring-Wagner hat jener bis heute das letzte Wort
gehabt und Wagner ist
blamoren. Nous verrons weiter! –
Drei Dutzend Wein gehn morgen an Sie ab. Bitte sich nicht zu oft anzusäuseln.
Darf ich Nicht bekannt.
Schließen Ihre
Notizen
über Internationale
zur Aufklärung des Publikums verwenden? Den Gedanken, es zu
thun, hatte ich nicht, als ich bei Ihnen anfrug. Aber die
Zusammenstellung mit Polen und Rußland paßt mir.
Vermutlich
ein nicht überlieferter Brief von Johann Philipp
Becker an S. L. Borkheim, 9. März 1868, den Borkheim am 27. März 1868 beantwortet hatte
(IISG, J.Ph. Becker Papers, Sign. D I
193).
Schließen Einliegend einen neuesten
Beckerschen
Brief, um dessen Rücksendung ich
bitte.
Nun bitte ich noch um umgehende Antwort auf folgende Frage:
Ist ihnen ein Herr Zerbst | bekannt? Er hat sich an mich um Unterstützung gewandt. Giebt vor bei der „Birminghamer Deutschen Zeitung“ beschäftigt gewesen zu sein, die eingegangen, wodurch er brodlos. Er ist auf die „Pfaffen“ versessen, die ihn angeblich überall verfolgen. Sieht selbst wie ein Pfaffe aus. Will auch an Ihrer Rheinischen Zeitung mitgearbeitet haben, in Baden gefochten, noch neuerdings die Frankfurter „Laterne“ mit [an]gesteckt haben, dann ge[zw]ungen worden sein vor [de]n einrückenden Preußen durchzubrennen u.s.w. u.s.w. Montag rückt er mir wieder auf den Hals; da möchte ich gerne vorher von Ihnen ein Wörtchen über seine „Mitarbeiterschaft“ gehört haben.
Sie erholen sich wieder auf dem
Museum einige neue
Beulen. Anspielung auf eine der gleichnamigen
deutschsprachigen Bearbeitungen des dreiaktigen
französischen Lustspiels
„Mari
à la campagne, ou le tartufe
moderne“ von Bayard und de
Vailly, z. B. Wilhelm Friedrich [Wilhelm Friedrich Riese]: Er
muß auf's Land. Lustspiel in drei Akten .
Nach [Jean François Alfred] Bayard und [Jules] de
Vailley. Hamburg [um 1846].
Schließen „Er muß aufs
Land“! Bitte
dies zu beherzigen. Engels schweigt, Kugelmann schweigt – nur
ich wie Sie sehn, bewahre
mir meine Schnoddrigkeit. –
Borkheim.
Zur Kontrollirung der Han[dschrift]
Die Beilage
ist nicht überliefert.
Schließen lege ich die Zerbstste Handschrift
bei.
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 270 × 210 mm. Ovaler Aufdruck „Schröder & Schÿler & Co Established 1739 Bordeaux.“ auf der ersten Seite oben links, rechts daneben Adressaufdruck „65, Fenchurch Street E.C.“ (gestrichen; darüber roter Adressstempel mit neuer Anschrift) und Datumszeile „London,___18__“. Die ersten zwei Seiten hat Borkheim vollständig beschrieben, die übrigen zwei sind leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Der unterstrichene Satzteil „Will auch an Ihrer Rheinischen Zeitung mitgearbeitet haben“ ist zusätzlich durch eine doppelte Anstreichung am linken Rand hervorgehoben. Die letzte Passage („Zur Kontrollirung der Han[dschrift] lege ich die Zerbstste Handschrift bei.“) steht am linken Rand der zweiten Seite quer niedergeschrieben.
Papierschaden (obere Papieroberfläche abgerieben oder abgerissen) auf der zweiten Seite mittig am linken Rand. Die dadurch entstandenen Textverluste konnten rekonstruiert werden.
Anmerkungen zum Brief
Die Beilagen („Einliegend einen neuesten Beckerschen Brief“; „lege ich die Zerbstste Handschrift bei“) sind nicht überliefert. Siehe Erl.
Zitiervorschlag
Sigismund Ludwig Borkheim an Karl Marx in London. London, Freitag, 13. März 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000569. Abgerufen am 20.04.2024.