| Lieber Freund!
Du hast mir Siehe
C.
Siebel an Engels, 3.11.1867 und Engels an Marx,
5.11.1867,
8.11.1867
und 10.11.1867.
Schließen dadurch, daß Du nach Liverpool
kamst,
eine große Freude gemacht. Es liegt mir daran von Dir nicht ganz vergessen zu
sein. Von den meisten Menschen ist mir das Wurst. Ich danke Dir aufrichtig u.
herzlich.
Wir hatten eine sehr schlechte Reise. 10. November 1867.
Schließen Sonntag früh fiel ich, kaum 5 Min. auf dem
Schiff, circa 15 Fuß tief in den Zwischenraum. Man hatte im Speisesalon eine
Luke im Fußboden geöffnet, und ich fuhr hinab. Man zog mich mit Mühe
wohlbehalten wieder herauf – ich hätte Hals u Bein brechen können – aber wozu
dann alle die umständlichen tuberculosen Vorbereitungen? Meine Hochachtung für
Muhamed, Calwin und – Moleschott ist durch diesen Fall
bedeutend gestiegen.
Auf See hatten wir ekelhaften Sturm zu bestehn. Wir kamen statt 17. November
1867.
Schließen Sonntag früh erst 19. November
1867.
Schließen Dienstag Mittag in Funchal an. Unser Gepäck war von oben bis unten
| durchseewässert; meine
Frau hatte kein trocknes Kleid, ich kein trocknes Hemd. Nun sind
wir in Madeira gerade in die Regenzeit gekommen. Es
gießt vom Himmel, dabei allerdings 15–16o
Reaumur. Sonst ist Alles gut. – –
Das Manuskript von Engels’
Besprechung des ersten Bandes des „Kapital“, das Engels Siebel während ihres
Treffens in Liverpool am 9. November 1867 übergab und das Siebel nach
Madeira mitnahm (siehe Engels
an Marx, 10.11.1867), ist nicht
überliefert. Auch in der Duisburger „Rhein- und Ruhrzeitung“ ist diese Rezension
von Engels bzw. von Siebel nicht nachweisbar. Nach Ernst Czóbels Vermutung
könnte die Besprechung im März (nämlich vor dem 27. März), aber
vielleicht auch schon im Februar 1868 in der Zeitung erschienen sein.
(Siehe MEI [d. h. Ernst Czóbel] an Boris Nikolaevskij, 11. November
1926; RGASPI, f. 71, op. 50, d. 170, Bl. 93; Cobel’: F. Engel’s. Četyre
recenzii na „Kapital“ Marksa … S. 8.) Am 27. März 1868 berichtete Carl
Siebel Engels, daß die Zeitung den Artikel „zu rechter Zeit gebracht“
habe (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. L 5696/L VIII 327). Emil Ritterhaus, der die
Veröffentlichung vermittelt hatte, habe jedoch „das Abdruckexemplar
verloren od. vergessen“. (Siehe Reinhilde Siebel an Engels, 1. Mai 1868. Siehe dazu auch
Dlubek,
Skambraks: „Das Kapital“ von Karl Marx in der deutschen
Arbeiterbewegung (1967). S. 367.
Schließen Deinen Art. habe ich wörtlich copirt und an die Rhein u Ruhrzeitung
in Duisburg geschickt. Das Interesse
für derartiges ist dort durch einen Dr
Lange früher sehr erregt worden. Für Barmer
Zeitung. – Siehe Engels
an Marx, 10. 11.1867 „Den 3ten nahm er mit
...“ und Erl.
Schließen Barmen war die Arbeit zu lang. [Carl] S[iebel]: Carl Marx: Das Capital. Kritik
der politischen Oekonomie. Erster Band. Hamburg, Otto Meißner. 1867. In:
Barmer Zeitung, Nr. 302, 6. Dezember 1867, S. 2, Sp. 3/4. Rubrik:
Literarisches. (MEGA2 I/21. S. 931/932 und
2165.) Siehe auch Engels
an Marx, 10.11.1867 „Den 3ten nahm er mit
...“ und
Erl.
Schließen Ich habe selbst für Barmen eine Notiz geschrieben und
abgeschickt. (Das heißt Alles geht mit dem Schiff das auch diesen Brief
mitnimmt)
Wahrscheinlich kann ich Siehe [Friedrich Engels:] Karl Marx: Das Kapital. Kritik der
politischen Oekonomie. Erster Band. Hamburg, Meißner, 1867. In: Neue
Badische Landes-Zeitung. Mannheim. Nr. 20, 21. Januar 1868. S. 2,
Sp. 2–4. (MEGA2 I/21. S. 44/45 und
1284/1285.)
Schließen für Mannheim noch eine Arbeit
brauchen.
Dann, Vermutlich bezieht sich Siebel auf folgende Stelle aus dem Vorwort zum
ersten Band des „Kapital“: „… Sollte jedoch der deutsche Leser
pharisäisch die Achseln zucken über die Zustände der englischen
Industrie- und Ackerbauarbeiter, oder sich optimistisch dabei beruhigen,
daß in Deutschland die Sachen noch lange nicht so schlimm stehn, so muß
ich ihm zurufen: De te fabula narratur!“ Siehe
Karl Marx: Das
Kapital. Bd. 1. Buch 1. Hamburg 1867. S. IX. (MEGA2 II/5. S. 12.31–35.)
Schließen wo wohnen die Deutschen die Marx
angreift? Ein Artikelchen im Blättchen
ihres Städtchens, das die Frau Gemahlin auch liest, ruft ihre ganze Wuth und
Kampflust wach,
| während sonst die ganze deutsche Presse sie nicht im
Mittagsschläfchen zu stören vermag. Vielleicht kann man das benutzen!
Dann – Meißner wird gut thun
mit freundlichem Briefe ein Exemplar an Dr Lange – Sohn des Johann Peter
Lange.
Schließen bonner
Professors – früher Lehrer in Duisburg – jetzt
gemaßregelt, vermögend, Lange war 1866
nach Winterthur im Kanton Zürich gezogen und arbeitete dort als
Gymnasiallehrer und Zeitungsredakteur.
Schließen irgendwo Schriftsteller und
Buchhändler in Süddeutschland – zu senden. Friedrich Albert
Lange: Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in
der Gegenwart. Iserlohn 1866.
Schließen Lange schrieb eine Geschichte des Materialismus (curios christlich
germanisch und Alles in Einem) und war Einer der Vielen, die gerne Lassalle’s Erbschaft angetreten
hätten. Er ist aber trotz alledem ein sehr gescheidter und sehr eitler Mensch
und wenn er über ein Buch schreibt, wird er für das Buch Interesse erregen.
Dann – liegt Euch etwas an der Kölnischen Zeitung? Vielleicht kann ich Meißner eine Adresse u die Weise
angeben – damit die Kölner eine Kritik bringt. Heinrich
Kruse.
Schließen Der
alte Kruse liebt sonst das
Gold des Schweigens. – –
Abdrücke schicke ich Dir, sobald ich sie erhalte.
Grüße Gumbert.
DeinSbl
Reinhilde
Siebel.
Schließen Meine Frau läßt Dich herzlich
grüßen!
(extra Befehl)
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 269 × 209 mm. Siebel hat die ersten drei Seiten vollständig beschrieben, die vierte Seite ist leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Von unbekannter Hand: auf der ersten Seite oben rechts mit Bleistift die Datierung: „13 Dec 1867“.
Datierung in der Erstveröffentlichung: ca. 13. November 1867.
Anmerkungen zum Brief
Zur Datierung: Der vorliegende Brief ist der erste Brief Siebels an Engels von Funchal aus. Siebel verließ Liverpool am Sonntag, 10. November 1867 (siehe C. Siebel an Engels, 3.11.1867, Engels an Marx, 10.11.1867 und C. Siebel an Marx, 8.12.1867), und ist „Dienstag Mittag“, d.h. am 19. November 1867, in Funchal angekommen. In seinem zweiten Brief an Engels, geschrieben offensichtlich vor dem 8. Dezember 1867 (C. Siebel an Engels, vor 8.12.1867), schreibt Siebel, daß beider Briefe wohl „auf hoher See ein ander vorbeigefitscht“ sind (siehe C. Siebel an Engels, vor 8.12.1867). Engels hat seinen Brief an Siebel vermutlich mit dem von Liverpool am 24. November 1867 auslaufenden Schiff auf die Reise geschickt (siehe C. Siebel an Marx , 8.12.1867). Siebel dürfte den Brief deshalb aller Wahrscheinlichkeit nach spätestens am Samstag, 23. November 1867 verfaßt haben.
Engels übersandte den Brief an Marx am 12. Dezember 1867. Siehe Engels an Marx, 12.12.1867 und Erl.
Zitiervorschlag
Carl Siebel an Friedrich Engels in Manchester. Funchal, spätestens Samstag, 23. November 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000439. Abgerufen am 28.03.2024.