| Barmen 23 Janr.1867
Lieber Friedrich
Es ist Zeit daß ich Dir einmal wieder schreibe, ich habe diesmal etwas lange
damit gewartet, indessen war in den letzten 14 Tagen eine
kleine Krankheit schuld daran, ich habe acht Tage
das Bette hütten müssen u. bin dann nach her immer so angegriffen daß ich nicht
schreiben kann. Es geht mir indessen jetzt wieder gut u. ich will diese gute
Zeit benutzen, im Winter kann ich nicht recht auf Gesundheit rechnen. Bei diesem
kalten Wetter, was wir in der letzten Zeit hatten kommen allerlei
Krankheits-Anfälle vor u. so sind denn auch die andern Familienglieder,
besonders die Kinder damit heimgesucht worden, doch waren es Gott sei Dank keine
| schwere Krankheiten. Bei Hedwig
Boelling.
Schließen Hedwig haben zwar Anna, Elise und Klara Boelling.
Schließen 3 Mädchen das Scharlachfieber gehabt, es war aber auch nicht sehr
schlimm. Ich hatte Helene, Marie und Hedwig Boelling.
Schließen die 3 jüngsten Kinder
2 Monate hier, weil es so sehr ansteckend ist, am vorigen Sammstag sind sie
wieder zu ihren Hedwig und Friedrich Wilhelm
Boelling.
Schließen Eltern gezogen. Zur Verlobung und Hochzeit
von Robert Barthels und
Marie Blank siehe
E. Engels an Engels 13.1.1866 und
Erl.
Schließen Roberth Bartels
befindet sich mit seiner jungen Frau recht wohl u. Marie macht sich als
Hausfrau ganz gut.
Hier ist in den letzten Wochen ein wahres Verlobungsfieber herschend, wir haben
jetzt 11 Bräute in Barmen, von denen Du aber wol die wenigsten kennen wirst. Das
Constanze Molineus mit einem Herrn
Saatweber verlobt ist weißt Du
vieleicht schon, auch Charlotte Adelina Bredt und Carl Oscar Peltzer heirateten am 13.
März 1867 (siehe http://www.familienbuch-euregio.de/genius?person=155621). –
Verviers.
Schließen die Tochter von Carl Bredt ist mit einem Herrn
Pelzer aus Vervies
verlobt, er kam nach Barmen
| um sich hier auf dem
Weihnachtsball die jungen Mädchen an zu sehn, da er eine Frau suchte, er sah sie
also zuerst auf dem Ball, dann 2 Tage später in einem Conzert u. wurde
Neujahrstag auf ein Mittagessen bei der Großmutter Vermutlich
Juliane Adeline Bredt,
geb. Keuchen, Ehefrau von Friedrich
Bredt.
Schließen Fr[au] Fr[riedrich]
Bredt eingeladen u. damit war die Verlobung
fertig. Er ist ein reicher, junger Mann, was Peter Karl und Charlotte Albertina
Bredt.
Schließen Bredts natürlich wußten. Er soll eine kolosale Nase
vor den Kopf haben. Mit den militärischen Verlobungen von Nicht ermittelt.
Schließen Anton
Ermens
Töchtern scheint es doch noch
eine unsichere Sache zu sein, Anton müßte denn der Braut eine jährliche Zulage
geben, das Militär ist im Punkt der Liebe nicht von großer Beständigkeit.
Nach Kälte u. Schnee haben wir heute plötzlich Regenwetter bekommen u.
|
gestern schrieb mir Elise von
Griesheim.
Schließen Elise daß sie diesen Mittag mit Hedwig von
Griesheim.
Schließen Hebchen auf einige Tage über Liegburg u.
Deutz hier ankommen würden, sie hatten wahrscheinlich vor bis Liegburg zu
Schlitten zu fahren, aber daraus wird nun wol nichts geworden sein. Emil Blank hatte sich auch einen
Schlitten bestellt, er sollte heute fertig werden, es geht gewöhnlich so, wenn
der Schlitten fertig ist giebt es Regen u. so bei allen andern Gelegenheiten.
Ich hoffe nur Du schreibst mir r[e]cht bald
wieder. Dann sage mir doch auch Nicht
ermittelt.
Schließen wie es eigentlich mit
der Tevortschen Angelegenheit steht. Der Alte Tevort soll sein ganzes Vermögen verloren haben, wenigstens
verkaufen er, (oder vielmehr die Frau
denn er soll ganz kindisch sein) Wagen u. Pferde, schafft Dienstboten bis auf 1
ganz ab kurz schrenkt sich auf jede mögliche Weise ein. Die Vermutlich
ist das Ehepaar Gustav (Sohn
des Färbereibesitzers Wilhelm
Wittenstein) und Marie
Wittenstein gemeint bzw. Gustavs Schwester Laura Wittenstein.
Schließen Wittensteins Kinder
haben
in dieser Hinsicht viel Unglück. –
/ Nun leb recht wohl lieber Friedrich, Gott erhalte Dich gesund. Schreibe mir re[ch]t bald. Mit treuer Liebe
Deine MutterE. /
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.
Zeugenbeschreibung
Der Standort der Originalhandschrift ist zur Zeit nicht bekannt. Die Veröffentlichung erfolgt nach einer Fotokopie: RGASPI, Sign. f. 9, op. 1, d. 6/1. Fotosign. 757a-b.
Soweit aus der Fotokopie zu ersehen ist, besteht der Brief aus einem Bogen, dessen alle vier Seiten Elisabeth Engels vollständig beschrieben hat. Die letzten Passagen hat sie am linken Rand der vierten („kurz“ bis „Unglück.–“) und der ersten Seite („Nun leb recht wohl“ bis „Deine Mutter E.“) quer niedergeschrieben. Das Papier wurde gelocht, der dadurch entstandene Textverlust („r[e]cht“, „re[ch]t“)konnte rekonstruiert werden.
Die Schreibweise wurde nicht berichtigt.
Von unbekannter Hand: Nummerierung des Briefes: „757“.
Zitiervorschlag
Elisabeth Engels an Friedrich Engels in Manchester. Barmen, Mittwoch, 23. Januar 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000217. Abgerufen am 19.04.2024.