| London 11 Juli 1868.
Lieber Freund,
Marx’
Töchter Jenny
und Eleanor
waren an Scharlach erkrankt. Siehe u. a. Marx
an Kugelmann, 24.6.1868
und Kugelmann
an Marx, 26.6.1868 sowie
9.
Juli 1868.
Schließen Die Kinder gehn gut
voran,
obgleich immer noch angegriffen.
Ich danke Ihnen
bestens für Kugelmann übersandte Marx zwei Besprechungen des
„Kapital“: [Julius Faucher:] – 1 – Das Kapital. Kritik der
politischen Oekonomie von Karl Marx. Erster Band.
Buch I. Der Produktionsprozess des Kapitals.
Hamburg, Otto Meißner, 1867. In:
Vierteljahrschrift für Volkswirthschaft und
Kulturgeschichte. (Jg. 5, 1867. Bd. 4). Bd. 20.
Berlin 1868. S. 206–219 und Marx, Karl, das Kapital. Kritik der politischen
Oekonomie. (In 3 Bdn.) Erster Bd. Buch I.
[Rezension.] [Gez.:] h. [vermutl. Adolf Held] In:
Literarisches Centralblatt für Deutschland.
Leipzig. Nr. 28, 4. Juli 1868. Sp. 754–756.
Siehe L. Kugelmann an Marx,
9.7.1868 und Erl.
Schließen Ihre
Zusendungen. Siehe
L. Kugelmann an Marx,
9.7.1868 und die
überlieferte Beilage zu diesem Brief: L. Kugelmann an Julius Faucher,
9.7.1868. sowie Marx
an Engels,
11.7.1868.
Schließen An Faucher schreiben Sie ja nicht.
Dieß Manneken Pis, Brunnenfigur,
eines der Wahrzeichen von Brüssel.
Schließen Mannequin Pisse
kömmt sich sonst zu wichtig vor. Das
Ganze, was er erreicht hat, ist, Marx verwirklichte diesen
Vorsatz. Siehe seine „Ergänzungen und
Veränderungen zum ersten Band des ‚Kapitals‘“ und
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen
Oekonomie. Bd. 1. Buch 1. 2. verb. Aufl. Hamburg
1872 (MEGA2
II/6. S. 15, 22, 92-94, 111/112, 397).
Siehe auch Marx
an Engels,
11.7.1868.
Schließen daß ich, wenn eine 2. Ausgabe kömmt, bei
betreffender Stelle über die
Werthgrösse dem Bastiat einige obligate
Hiebe geben werde.
Es geschah nicht, Karl Marx:
Das Kapital. Der dritte, abschliessende Band des
„Kapital“ (Buch IV) sollte die Geschichte der
ökonomischen Theorien enthalten. Marx behandelte
die Vulgärökonomie in seinem Manuskript „Zur
Kritik der politischen Ökonomie (Manuskript
1861–1863)“ (MEGA2
II/3). Auf Grundlage dieses Manuskripts
beabsichtete Engels das Buch IV des „Kapital“ zu
veröffentlichen. (Siehe Friedrich Engels: Vorwort.
In: Karl Marx: Das Kapital. Kritik der
politischen Oekonomie. Bd. 2. Hamburg 1885.
(MEGA2
II/13. S. IV/V.) Siehe auch Engels‘ Texte von 1885
und 1894 zum vierten Buch des „Kapitals“ (MEGA2 II/14. S.
344-348).
Schließen weil der
III. Band ein eignes u. ausführliches Kapitel über
die Herren der „Vulgärökonomie“ enthalten
wird. Sie werden es übrigens
natürlich finden, daß Faucher u. Consorten
den „Tauschwerth“ ihrer eignen Sudeleien nicht aus der Masse verausgabter Arbeitskraft,
sondern aus der Abwesenheit dieser
Verausgabung, nämlich aus „ersparter Arbeit“ ableiten. Und der würdige Bastiat hat diese, jenen
Herrn so willkommne „Entdeckung“ nicht einmal selbst
gemacht, sondern nach seiner Manier nur viel früheren Autoren
„abgeschrieben“. Siehe
Marx
an Engels,
11.7.1868.
Schließen Seine Quellen
sind natürlich dem Faucher et Cons.
unbekannt.
Marx, Karl, das Kapital. Kritik der politischen
Oekonomie. (In 3 Bdn.) Erster Bd. Buch I.
[Rezension.] [Gez.:] h. [vermutl. Adolf Held] In:
Literarisches Centralblatt für Deutschland.
Leipzig. Nr. 28, 4. Juli 1868. Sp. 754–756.
Zur vermutlichen Autorschaft von Adolf Held siehe MEGA2 I/21. S.
1317. Marx erhielt die Besprechung als Beilage zum
Brief von Kugelmann an ihn vom 9. Juli 1868 (L.
Kugelmann an Marx,
9.7.1868). Siehe auch
J.
B. von Schweitzer an Marx,
8.7.1868.
Schließen Was das „Centralblatt“ angeht,
so macht der Mann die
größtmöglichste Concession, indem er zugiebt, daß wenn man
unter Werth sich überhaupt etwas denkt, man meine
Schluß
| folgerungen zugeben muß. Der
Unglückliche sieht nicht, daß wenn in Karl Marx:
Das Kapital. Bd. 1. Buch 1. Hamburg 1867.
Siehe Erl. zu „1200 Seiten Manuscript“ in Marx an J. Ph. Becker, zw. 9. u.
15.1.1866. (MEGA2
II/5).
Schließen meinem Buch gar kein Kapitel über
den „Werth“ stünde, die Analyse
der realen Verhältnisse, die ich gebe, den Beweis u. den Nachweis des
wirklichen Werthverhältnisses enthalten würde. Das Geschwatz
über die Nothwendigkeit den Werthbegriff zu beweisen,
beruht nur auf vollständigster Unwissenheit, sowohl über die
Sache, um die es sich handelt, als die Methode der
Wissenschaft.
Daß
jede Nation verrecken würde, die, ich will nicht sagen für
ein Jahr, sondern für ein paar Wochen die Arbeit einstellte,
weiß jedes Kind. Ebenso weiß es, daß die
den verschiednen Bedürfnißmassen entsprechenden Massen v.
Producten verschiedne u. quantitativ bestimmten Massen der
gesellschaftlichen Gesammtarbeit erheischen. Daß diese
Nothwendigkeit der
Vertheilung der gesellschaftlichen
Arbeit in bestimmten Proportionen durchaus nicht durch die
bestimmte Form der
gesellschaftlichen Production aufgehoben, sondern nur ihre Erscheinungsweise ändern
kann, ist selfevident.
Naturgesetze
können überhaupt nicht aufgehoben werden.
Was
sich in historisch verschiednen Zuständen ändern kann, ist
nur die Form, worin
sie
jene Gesetze
sich durchsetzen. Und die Form,
worin sich diese proportionelle Vertheilung der Arbeit
durchsetzt in einem Gesellschaftszustand, worin der
Zusammenhang der gesellschaftlichen Arbeit sich
durch den
als
Privataustausch der individuellen
Arbeitsproducte
durchsezt
geltend macht
, ist eben der Tauschwerth
dieser Producte.
Die Wissenschaft
besteht eben darin, zu entwickeln, wie das Werthgesetz sich durchsezt. Wollte man
also von
| vornherein alle dem Gesetz scheinbar
widersprechenden Phänomene „erklären“, so müßte man die Wissenschaft vor
der Wissenschaft liefern. David Ricardo: On the principles of political
economy, and taxation. 3rd ed. London 1821.
Chap. I. On Value. S. 1-52.
Schließen Es ist grade der Fehler Ricardo’s, daß er in
seinem ersten Kapitel über
den Werth alle
möglichen Categorien, die erst entwickelt werden sollen, als gegeben voraussezt, um ihr
Adäquatsein mit dem
Werthgesetz nachzuweisen.
Allerdings beweist andrerseits, wie Sie richtig unterstellt haben, die Geschichte der Theorie, daß die Auffassung des Werthverhältnisses stets dieselbe war, klarer od. unklarer, mit Illusionen verbrämter od. wissenschaftlich bestimmter. Da der Denkprozeß selbst aus den Verhältnissen herauswächst, selbst ein Naturprozeß ist, so kann das wirklich begreifende Denken immer nur dasselbe sein, u. nur graduell, nach der Reife der Entwicklung, also auch des Organs, womit gedacht wird, sich unterscheiden. Alles andre ist Faselei.
Der Vulgärökonom hat nicht die geringste Ahnung davon, daß die wirklichen, täglichen Austauschverhältnisse u. die Werthgrössen nicht unmittelbar identisch sind sein können . Der Witz der bürgerlichen Gesellschaft besteht ja eben darin, daß a priori keine bewußte gesellschaftliche Reglung der Produktion stattfindet. Das Vernünftige u. Naturnothwendige sezt sich nur als blind wirkender Durchschnitt durch. Und dann glaubt der Vulgäre eine grosse Entdeckung zu machen, wenn | er der Enthüllung des inneren Zusammenhangs gegenüber darauf pocht, daß die Sachen in der Erscheinung anders aussehn. In der That, er pocht darauf, daß er an dem Schein festhält u. ihn als letztes nimmt. Wozu dann überhaupt eine Wissenschaft?
Aber die Sache hat hier noch einen andren Hintergrund. Die Mit der Einsicht in den Zusammenhang stürzt, vor dem praktischen Zusammensturz, aller theoretische Glauben in die permanente Nothwendigkeit der bestehenden Zustände. Es gib[t] ist also hier absolutes Interesse der herrschenden Klassen die gedankenlose Confusion zu verewigen. Und wozu anders werden die sykophantischen Schwätzer bezahlt, die keinen andern wissenschaftlichen Triumpf auszuspielen wissen, als daß man in der Pol. Oekon. überhaupt nicht denken darf?
Jedoch genug und
übergenug
Schließen satis superque. Jedenfalls zeigt es, wie
sehr diese Pfaffen der
Bourgeoisie verkommen sind, daß Arbeiter u. selbst
Fabrikanten u. Kaufleute mein Buch verstanden u. sich darin zurecht
gefunden haben, während diese „Schriftgelehrten (!)“ klagen, daß ich ihrem Verstand
gar Ungebührliches zumuthe.
Den Abdruck der
Siehe Kugelmann an Marx, 9.7.1868: „Was denken
Sie ...?“ [Johann Baptist von Schweitzer:]
Das Werk von Carl Marx. In:
Social-Demokrat. Berlin. 22., 24., 26., 31.
Januar, 2., 23., 26. Februar, 8., 29. März, 24.,
29. April, 6. Mai 1868. Siehe O.
Meißner an Engels,
25.2.1868 ( „Der
Lassalle’sche Häuptling ...“) und Erl. Siehe auch
L.
Kugelmann an Marx,
9.7.1868.
Schließen Schweitzerschen Artikel
würde ich nicht rathen, obgleich S.
für Der
Social-Demokrat. Berlin.
Schließen sein
Blatt Gutes
geliefert hat.
Sie verpflichten mich durch Zusendung einiger „Staatsanzeiger“.
Siehe L.
Kugelmann an Marx,
9.7.1868. Zur Bespechung
des „Kapital“ von Friedrich Schnake in der „Elberfelder
Zeitung“ siehe Marx
an Engels, 29.6.1868 und
Erl.
Schließen Schnake’s Adresse
erfahren Sie sicher durch Anfrage bei der „Elberfelder“.
Beste Grüsse an
Gertrud und Franzisca Kugelmann.
Schließen Ihre Frau und Fränzchen
Ihr
K. M./ À Propos. Siehe
J. Dietzgen an Marx,
20.5.1868 und Erl.
Schließen Ich habe
einen
Aufsatz v. Dietzgen über mein Buch
erhalten. Ich schicke
ihn dem Liebknecht. /
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen festem, weißem Papier im Format 225 × 177 mm. Wasserzeichen: J Allen & Sons / Super Fine“. Alle vier Seiten hat Marx vollständig beschrieben. Die letzte Passage („À Propos ... Liebknecht“) befindet sich auf der ersten Seite oben kopfstehend niedergeschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Von Kugelmanns Hand: Vermerk mit schwarzer Tinte auf der vierten Seiten oben: „a 15/10 cop“.
Von unbekannter Hand: Anstreichung mit Blaustift auf der ersten Seite oben (“Die Kinder...angegriffen.“) und vierten Seite unten („Sie verpflichten mich ... 'Elberfelder'“).
Drucke
Anmerkungen zum Brief
Marx beantwortet den Brief von Kugelmann vom 9. Juli 1868 (L. Kugelmann an Marx, 9.7.1868).
Zitiervorschlag
Karl Marx an Louis Kugelmann in Hannover. London, Samstag, 11. Juli 1868. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000679. Abgerufen am 19.04.2024.