| Den 11 Dzbr
Lieber Frederick!
Engels’
Brief an Wilhelm Liebknecht, geschrieben zwischen 30. November und
6. Dezember 1867 (siehe Engels
an Marx, 28.11.1867 und
Erl.,
30.11.1867,
6.12.1867
und Engels
an L. Kugelmann, 12.12.1867), ist nicht
überliefert (Engels an W. Liebknecht, zw. 30.11.
u. 6.12.1867).
Schließen In allem Wesentlichen stimme
ich natürlich mit Dir überein; bloß in der praktischen Auffassung, nicht in Bezug auf den prinzipiellen
Standpunkt kann eine Meinungsverschiedenheit obwalten. Ich gebe zu, daß Ihr in
England einen bessren Überblick habt, und wünsche daher möglichst oft Signale von Euch zu
bekommen; was aber die Details des Kampfs betrifft, so
müssen dieselben Euch nothwendigerweise vielfach entgehen.
Nun zu den einzelnen von Dir behandelten Punkten: Kein Zweifel, durch die
vorjährigen Ereignisse ist die Arbeit vereinfacht, aber
zu gleicher Zeit ist sie auch erschwert worden. Ein paar
Dutzend uneinige, wenigstens nicht ehrlich zusammenwirkende Feinde sind leichter
zu überwinden, als Einer, der die Macht dieser paar Dutzend in seinen Händen
konzentrirt. Wenn Pr. sich konsolidirt, wird es durch
keine äußerliche Gewalt, auch nicht durch einen Aufstand
(Revolution) im Gefolge Siehe dazu
Engels an Marx, 5.11.1867 „Louis in Paris
...“.
Schließen der
bevorstehenden Französischen Revolution umzuwerfen sein, sondern erst fallen, wenn das deutsche Proletariat herrschaftsfähig (durch Zahl und
Intelligenz) geworden ist. Aber bis dahin hätten wir einige
Menschenalter zu warten. Il faut corriger la fortune. Der historische
Prozeß muß beschleunigt, Pr. an der Consolidation verhindert werden.
Ich gehe von der Ansicht aus, daß der Fall Pr.’s der Sieg der deutschen
Revolution ist. Jetzt ist Pr. relativ schwach, schwächer
als vor dem Der Deutsche Krieg 1866.
Schließen Krieg (was die Englischen Philister,
die ebenfalls den Erfolgsgötzen anbeten, auch sagen mögen), deßhalb schwächer, weil die Hannoveraner, Sachsen, Schlesw. Holst.
& zum Theil selbst die Kurhessen & Nassauer sich
mit Wollust jedem Gegner Pr’s anschließen würden. Über diese Thatsache laßt Euch nicht täuschen. Wenn man
diesen Haß anfacht, die Wunde stets offen hält, verhindert man die Consolidation
Preußens und hat für jedes Ereigni? Kräfte zu Verfügung.
„Aber
man darf nicht mit den Partikularisten liebäugeln“. Gewiß
nicht. Noch weniger mit ihnen Allianzen machen, wie das
z. E. die hannöverschen „Demokraten“ gethan haben. Eine solche Allianz für
Sachsen habe ich entschiedenst zurückgewiesen. Daß die
Sächsischen Junker mich richtig beurtheilen, geht schon daraus hervor, daß ich
der einzige „Sozialdemokrat“, „Radikal-Demokrat“, oder wie man uns sonst nennt,
bin, den sie Liebknecht bezieht sich auf die Wahlen am
12. Februar 1867 zum konstituierenden Norddeutschen Reichstag (siehe
Erl. zu
Engels an Marx, 13.3.1867) und die Wahlen
zum ersten gesetzgebenden Reichstag des Norddeutschen Bundes, die am
31. August 1867 stattfanden (siehe Erl. zu
Marx an Engels, 4.9.1867).
Schließen bei beiden Reichstagswahlen auf
Leben & Tod bekämpft haben. (Mein durchgefallner Gegner war ein Graf zur Lippe, der
Name sagt alles – Titus Maccius Plautus: Persa, 4, 4, 74: Nomen atque omen.
Schließen nomen est omen
– diese Lippen scheinen bloß dazu da, daß ihnen aufs Maul geschlagen wird.)
| Von der Misère der bisherigen Kleinstaaterei, und
der Jämmerlichkeit der Fortgejagten bin ich wahrhaftig überzeugt, – Schade nur,
daß Alles, was die Kleinstaaten ekelhaft machte – die Polizei- und
Beamtenwirthschaft – geblieben, dagegen manches Gute
verschwunden; und daß an Stelle der Fortgejagten ein Monarch getreten ist, verglichen mit dem sie noch
gut erscheinen. Letztres ist ein Punkt, den Du nicht
genug beachtest. Durch die Annexionen ist in den einverleibten Staaten
das monarchische Gefühl gestärkt worden. Zum Glück kommt
auf diese Landstriche nichts an. In Berlin – und darin stimmen wir überein –
wird die deutsche Frage gelößt. Ich habe schon gesagt, daß ich mit den
Partikularisten nichts zu thun habe, nichts zu thun haben will, aber soll ich, sollen wir darum die Spitze unsres Angriffs gegen diese,
harmlosen, Leutchen richten? Das wäre ebenso wenig anständig, als klug.
Den Besiegten und für immer Entwaffneten zu verhöhnen, wollen wir den tapfren
Nationalliberalen überlassen. Zur Vermeidung von Mißverständnissen werde ich
eine der nächsten Gelegenheiten im (lat.) mit
Erlaubnis, mit Verlaub; hier: im Rahmen des Möglichen.
Schließen salva
venia
benutzen, meinen Standpunkt gegenüber den Partikularisten klar zu legen.
Siehe Engels
an Marx, 6.12.1867.
Schließen Anders ist es mit Östreich. Hier weichen unsre
Ansichten ab. Ich gebe
zu, daß ich die Siehe Engels
an Marx, 6.12.1867 „Er & Bebel haben
...“ und Erl.
Schließen Adresse an den Wiener
Gemeinderath
hauptsächlich machte, um die Preußenfreunde zu ärgern (was auch gelungen ist), aber ich bin wirklich
der Überzeugung, daß Östreich bei seinem 1789
angelangt, das heißt, daß die Revolution (vorerst
unter monarchischer Eierschaale) dort zur ökonomischen und politischen
Nothwendigkeit geworden ist, und daß, wenn nicht ein Stoß von Außen,
ich meine von Frankreich kommt (Krieg Napoléon III.
Schließen Badinguets oder Revolution) in Östreich der Anstoß gegeben
werden wird, was jedoch nicht verhindert, daß Berlin die Entscheidung giebt. Zur Orientirung über österreichische
Verhältnisse empfehle ich Euch Heinrich Moritz Richter , Professor an der
Wiener Handelsakademie und seit 1865 Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse“
(Wien) wurde später gebeten, sich für die Verbreitung des ersten Bandes
des „Kapital“ in Wien einzusetzen. Siehe Marx an Engels, 8. Januar
1868.
Schließen Prof. Dr.
Richter, Mariahilf 8, Engelgasse, Wien.
Über dieses Thema später mehr.
Über die Süddeutschen Föderalisten denken wir gleich. Aber ganz fern von ihnen
kann ich mich nicht halten. Ihr habt in England auch
mit Leuten zu gehn, die euch nicht konveniren. Politics like misery give you
strange bed fellows. Liebknechts trat gegen Karl Grün, zu jener Zeit einer der führenden
süddeutschen Demokraten, auf der Tagung der süddeutschen Volkspartei am
22. Dezember 1867 in Bamberg auf, an der Delegierte der einzelnen
demokratischen Gruppierungen auch teilnahmen, um über die Organisierung
einer gesamtdeutschen Volkspartei zu verhandeln. Liebknecht und
Bebel erschienen auf diesem
Zusammentreffen als Vertreter der Sächsischen Volkspartei. Der Johann
Jacobysche Kreis hatte nach Bamberg keinen Vertreter entsandt, weil
Jacobys Anhänger der Ansicht waren, daß die preußische Demokratie noch
nicht in der Lage sei, mit der süddeutschen vereint zu wirken. (Siehe
Karl Holthof: Zur Geschichte der Deutschen Volkspartei. In: Die Wage.
Berlin. Jg. 1877. S. 506; Edmund Silberner: Johann Jacoby. Politiker und
Mensch. Bonn-Bad Godesberg [1976]. S. 384/385.) Siehe dazu
auch Liebknecht an Engels, 5. April 1870: „Das wir sonst mit der
Schwäbischen ‚Volkspartei‘ nichts gemein hatten, das sagte ich Herrn
Hausmann, dem Hauptschreier, schon im Dezember 1867 (in Bamberg) auf das
deutlichste und derbste“. (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. L 3438/L V
423-11; siehe auch Die I. Internationale in Deutschland (1864–1872).
Berlin 1964. S. 467 und 778.)
Schließen Nächstens haben wir in Bamberg
eine Conferenz; ich habe schon brieflich kaltes Wasser auf die Grünschen Köpfe
gegossen, und werde es mündlich noch gründlicher thun.
Siehe dazu auch August Bebel: Aus
meinem Leben. Bd. I. Stuttgart 1910. S. 187: „In Bayern und
Württemberg agitierten um jene Zeit ein großer Teil der Arbeitervereine
in Gemeinschaft mit der Volkspartei für die Einführung des Milizsystems,
da es sich in beiden Staaten um eine neue Militärorganisation handelte.
Es wurde insofern auch ein Erfolg erzielt, als die württembergische
Regierung sich mit der Kammer auf eine siebzehnmonatige Dienstzeit
verständigte. In Bayern hatte sich der Militärgesetzausschuß der Kammer,
unter dem Einfluß des bekannten Statistikers Kolb, für eine gar nur
neunmonatige Dienstzeit erklärt und die Aufhebung von vier
Kavallerieregimentern beschlossen. Diese Errungenschaften wurden durch
den Deutsch-Französischen Krieg und den Eintritt der süddeutschen
Staaten in das Reich zu Fall gebracht.“
Schließen „Volksheer nach Schweizer Muster“. Nun, so schlecht
ist die Sache nicht, jedenfalls brauchen wir einen Sturmbock, und das ist der beste – sind wir einmal am Ziel, dann thun wir, was
uns gut dünkt.
Meine „rein negirende Haltung“ bezieht sich bloß auf den
Reichstag. Wilhelm Liebknecht war
Abgeordneter des Norddeutschen Reichstag von 1867 bis
1871.
Schließen Ob ich darin
fortfahre, ist mir offne Frage und werden wir
darüber noch weiter sprechen.
| Ich habe nicht
von Zusammengehn mit der Bourgeoisie (die durchweg nat.
lib.) sondern mit dem liberalen Bürgerthum, d.h.
den Anhängern Jacobÿ’s etc. in Preußen gesprochen. Es kam
mir schwer an, aber die traurige Schwäche und
Hülflosigkeit der Arbeiter in Preußen läßt keine andre Wahl. In der am 30. Januar 1868 vor seinen Berliner Wählern gehaltenen Rede
entwickelte Johann Jacoby seine
Vorstellungen über „Das Ziel der deutschen Volkspartei“. U.a. bestätigte
er, daß „Ohne Theilnahme des Arbeiterstandes
keine dauernde Besserung der politischen Zustände, und – ohne Aenderung der politischen Zustände keine
wirthschaftliche Besserung des Arbeiterstandes“ möglich sei und daß die
„demokratische Partei“ aufhören muß, „eine blos
politische Partei zu sein, muß die Umgestaltung der socialen Mißverhältnisse, die Hebung der arbeitenden und nothleidenden Mitbürger sich zur Aufgabe machen …“. (Johann
Jacoby: Das Ziel der deutschen Volkspartei. Rede vor den Berliner
Wählern am 30. Januar 1868. In: Gesammelte Schriften und Reden von Dr. Johann
Jacoby. [2. Ausg.] Theil 2. Hamburg 1877. S. 327; näheres darüber siehe
Edmund
Silberner: Johann Jacoby. Politiker und Mensch. Bonn-Bad Godesberg
[1976]. S. 385.)
Schließen Ich zwang übrigens Jacobÿ zu dem Geständniß, daß bloß von den Arbeitern (wenn sie etwas geschult
sind) Entscheidendes zu erwarten ist.
Vorerst können wir das sehr
antibismarcksche
Kleinbürgerthum & Handwerkerthum nicht entbehren.
Selbstverständlich dürfen wir unser Parteiprogramm dabei
nicht aufgeben.
Siehe W.
Liebknecht an Marx, 8.10.1867 und
Erl. –
salva
venia = hier: der Reichstag.
Schließen Im
salva
venia war ich zwar gegen den Schweitzer’schen
Vorschlag, der darauf hinauslief, – Bismarck die Arbeiterfrage in die Hand zu spielen
und die Macht der preuß. Polizei noch zu vermehren, aber Siehe W.
Liebknecht an Marx, 8.10.1867 und
Erl.
Schließen wir wollten eine Untersuchungskommission über
die Lage der
arbeitenden Klassen nach Engl. Muster beantragen; doch es kam
nicht dazu, weil dieser
„salva
venia“ nicht einmal das Recht
hat, derartige Commissionen zu ernennen,
d.h. statt par distance zu riechen, auch nur die Nase wirklich in öffentliche
Dinge zu stecken. W[ilhelm] Liebknecht: Was ich im Berliner „Reichstag“
sagte … Leipzig [1867]. Siehe Marx
an Engels, 27.11.1867 „Der Auszug ...“ und
Erl.
Schließen Eine lange
Pauke über die „soziale Frage“
wurde mir 2mal durch Schlußanträge in der Coalitionsdebatte
geburkt.
Sie wird aber noch losgelassen.
Siehe Engels
an Marx, 6.12.1867 „Auch wegen der Dummheit
...“.
Schließen Wenn ich nun auch im Reichstag vorsichtig mit der „soz.
Frage“ sein zu müssen glaube, so bin ich darum keineswegs gegen eine
allgemeine theoretische sowohl als praktische Agitation. Auf dem Gebiet, wo ich Einfluß besitze, habe ich nach
Kräften gewirkt. Leider kann ich, so lang mir ein Blatt
fehlt, fast nur auf Sachsen & Thüringen, auch (durch Vereinstag deutscher Arbeitervereine
(VDAV).
Schließen den allg. Arbeiterverband) etwas auf Süddeutschland wirken. In Sachsen haben
wir eine prächtige Organisation. Sämmtliche Vereine gehören
uns. Und daß ich hier nicht mein Programm in der Westentasche behalten
habe, erhellt aus den Epithetis, mit denen ich beim letzten Wahlkampf (in der
Presse) geschmückt ward: Kommunist, Sozialist, Theiler, Advokat der
Gütergemeinschaft, und o horror! der
Weibergemeinschaft etc. Als praktisches Resultat führe ich Die von Liebknecht angeführte Denkschrift wurde dem Frankenberger
Arbeitertag Pfingsten 1867 beraten. Siehe dazu August Bebel: Aus
meinem Leben. Bd. I. Stuttgart 1910. S. 173/174: „… In
Sachsen war das politische Leben in den Vereinen besonders rege,
ununterbrochen agitierten wir, um die Massen zu gewinnen. Pfingsten 1867
hatten wir wieder einen Arbeitertag nach Frankenberg einberufen, dem ich
präsidierte, der sich in erster Linie mit einer Petition zur Reform des
sächsischen Gewerbegesetzes befaßte. Wir verlangten zehnstündigen
Normalarbeitstag, Abschaffung der Sonntagsarbeit, Abschaffung des
Koalitionsverbots, Abschaffung der Kinderarbeit in Fabriken und
Werkstätten, Vertretung der Arbeiter in den Gewerbekammern und
Gewerbegerichten, Selbstverwaltung der Arbeiterkassen, Vereinbarung der
Fabrik- und Werkstättenordnungen zwischen Arbeiter und Arbeitgeber.
Vahlteich als Referent über die Frage: Wie haben sich die
Arbeitervereine den politischen Parteien gegenüber zu verhalten und wie
gegenüber der sächsischen Regierung? schlug als Resolution vor: Die
Versammlung möge die von Schulze-Delitzsch zur Lösung der sozialen Frage
vorgeschlagenen Mittel als unzureichend verwerfen und erklären, daß
diese Frage nur in einem demokratischen Staat unter Intervention der
Gesamtheit gelöst werden könne. Weiter empfahl er das Lesen
sozialistischer Schriften und Zeitungen. Die Resolution rief ziemliche
Erregung bei einer Minderheit hervor, und so glaubte ich durch eine
vermittelnde Resolution die erregten Gemüter beschwichtigen zu sollen.
Darin hatte ich mich getäuscht. Die Vahlteichsche Resolution wurde gegen
7, die meine gegen 9 Stimmen angenommen.“
Schließen die von mir ausgearbeitete Denkschrift der Sächsischen
Arbeitervereine an die Regierung an, in der u. A.
10-stündige Arbeitszeit,
Abschaffung
der Kinderarbeit (ganz mit
kommunistischer Motivirung) gleiche Vertretung
der Arbeiter in den Gewerbekammern &
Gewerbegerichten etc. etc. kurz alle jetzt möglichen praktischen Fordrungen des
Proletariats aufs Schärfste formulirt sind. Die von Liebknecht im Folgenden gemachten Angaben wurden im
Jahresbericht der Handelskammer zu Leipzig von 1867 und 1868 nicht
gefunden. Der in Leipzig 1867 erschienene Jahresbericht der Handels- und
Gewerbekammer zu Leipzig enthielt die Angaben für die Jahre 1865 und
1866. Die gedruckte Erklärung über das „Kapital“
konnte ebenfalls nicht ermittelt werden. (Siehe Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer zu
Leipzig. 1865 und 1866. Leipzig 1867; Jahresbericht der Handelskammer zu Leipzig.
1867 u. 1868. Leipzig 1869; Kopf: Bibliographie zur Wirkungsgeschichte von Karl
Marx’ „Das Kapital“ bis 1872. S. 224; Klaus Tenfelde:
Arbeiter im 20. Jahrhundert. Stuttgart 1991. S. 189ff.; Liebknecht Bw
(1963). S. 85.)
Schließen Leider ist
die Schrift nur stückweise gedruckt, wir werden sie aber bei
Gelegenheit veröffentlichen. Ursprünglich war sie der hiesigen
|
Handelskammer vorgelegt, die manches daraus in ihren Bericht aufnahm und dabei,
durch uns genöthigt, Marx als ökonomische Autorität anzog, und auch später in
einer gedruckten Erklärung seines „Capital“ respektvollst erwähnte.
Ich komme nun zu den 2 momentan brennendsten Fragen, dem Karl Marx: Das Kapital. Bd. 1.
Buch 1. Hamburg 1867.
Schließen Marx’schen Buch und – si parva licet componere magnis – wenn man Kleines mit Großem
vergleichen darf – Publius Vergilius
Maro: Georgika, 4, 176.
Schließen si magnis licet componere parva – Demokratisches
Wochenblatt. Siehe W.
Liebknecht an Marx, 19.10.1867 „ Apropos.
We want to found ...“ und
Erl.).
Schließen unsrem Blättchen.
Für die Verbreitung des „Capital“ konnte ich bisher nicht viel thun, weil ich es erst vor
5 Wochen bekam, und wenig Zeit zum Studiren hatte. Jetzt bin ich mit der ersten
Lektüre durch, und Weihnachten wird die 2te vollendet sein und dann geht’s an
die Propaganda. Einen Cÿklus von Vorlesungen über das Werk habe ich schon
angekündigt, in allen Volks- und sonstigen Versammlungen werde ich davon reden,
und in der Presse vorbohren. Siehe
W. Liebknecht an Marx, 12.11.1867 und 19.11.1867
, W.
Liebknecht
an Engels, 26.11.1867 sowie Karl
und Eleanor Marx an L. Kugelmann,
30.11.1867. Über eine Rezension von
Heinrich Contzen zum ersten Band des „Kapital“
konnten nichts ermittelt werden. Nachgewiesen ist die Äusserung in
Contzens Werk „Geschichte, Literatur und Bedeutung der Nationalökonomie oder
Volkswirthschaftslehre. Kassel u. Leipzig. 1876. S. 73: „In
der Verwandlung des Privat- in Kollektiv-Eigenthum gipfelt endlich auch
das System des in seiner politischen Haltung vaterlandslosen
Rheinpreussen Karl Marx, dessen Werk 'Das Kapital. Kritik der
politischen Oekonomie' übrigens eine nicht zu unterschätzende Bedeutung
hat.“
Schließen Contzen ist leider auf
einer Hochzeitsreise, er kommt aber in 8 Tagen zurück und muß dann
sofort eine Rezension schreiben. Ferner habe ich den oben genannten Richter aufgefordert, Lärm zu schlagen. Er hat in
Wien sehr viel Einfluß. Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Von
Karl Marx. Erster Band. Produktionsprozeß des Kapitals. [Aus dem
Vorwort.] In: Der Vorbote. Genf. Jg. 2. Nr. 9, September 1867. S. 144;
Nr. 10, Oktober 1867. S. 158/159; Nr. 11, November 1867. S. 174/175.
Weiter schweizerer Zeitungen konnten nicht ermittelt werden. Zur
Veröffentlichung von Marx’ Vorwort zum ersten Band des „Kapital“ in
der deutschen Presse siehe Erl. zu
O. Meißner an Marx, 13.8.1867 und Erl.
zu Marx an Engels, 24.8.1867.
Schließen In der Schweiz haben auf meine
Veranlassung mehrere Blätter die Einleitung gebracht.
In dem von Liebknecht redigierten „Demokratischen
Wochenblatt“ (siehe Erl. zu
W. Liebknecht an Marx, 19.10.1867) erschien
Anfang Januar 1868 Marx’ Vorwort zum ersten Band des „Kapital“.
Siehe Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie von Karl Marx.
Erster Band. Produktionsprozeß des Kapitals. Verlag von Otto Meißner in
Hamburg. London, 25. Juli 1867. In: Demokratisches Wochenblatt. Leipzig.
Nr. 1, 4. Januar 1868. S. 2/3; Nr. 2, 11. Januar 1868.
S. 13/14.
Schließen Wenn unser
Blatt erscheint,
werde ich zunächst Auszüge bringen, u.s.w. Die in Leipzig erschienene
„Sächsische Zeitung“
konnte nicht eingesehen werden. Erst 1890 erschien ein Nachdruck der
Engels’ Rezension des ersten Bandes des „Kapital“ aus
der „Zukunft“ (siehe
Erl. zu
Engels an L. Kugelmann, 12.10.1867),
gemeinsam mit der ebenfalls von Engels verfassten Besprechung im „Staats-Anzeiger für
Württemberg“ (siehe Erl.
zu L. Kugelmann an Engels, 30.11.1867) in
der „Sächsischen
Arbeiter-Zeitung“. (Siehe Die zwei ersten Kritiken von Karl
Marx’s Kapital. In: Sächsische Arbeiter-Zeitung. Dresden. Nr. 122,
5. Oktober 1890. Beil. S. 5.)
Schließen Die Sächsische
Zeitung will den Artikel der „Zukunft“
abdrucken; Dr. Steinitz,
Redakteur
der Berliner Volkszeitung (!) hat mir, wenn er ein Exemplar bekomme, eine
„Kritik“ versprochen. Mit Bezugnahme auf dieses mir gemachte Versprechen könnte man ihm wohl ein Exempl. zuschicken; auch dem Richter, wenn er
etwas thun will.
Eine Probenummer werden wir wohl nicht geben; es nutzt
nichts und kostet Geld. Lieb wäre mir, wenn ich einen Artikel 1 Tag vor Neujahr hätte. Der Fenier-Schrecken
dauert fort … [Korrespondenz:] England. Aus London, Anfang Januar. In:
Demokratisches Wochenblatt. Leipzig. Nr. 3, 18. Januar 1868. S. 22/23.
Siehe auch Erl.
zu Marx an Engels, 2.11.1867 „Der Fenian
Prozeß ...“.
Schließen Fenisches wäre sehr willkommen. Leider haben wir sehr wenig Geld. Bei unsrer Organisation brauchen wir
auch nicht viel; aber es fehlt noch am Nothdürftigsten.
Sage mir also, wie viel Du dran hängen willst. Ich muß
den Überschlag machen. S[igismund Ludwig] B[orkheim]: Russische
politische Flüchtlinge in West-Europa. In: Demokratisches Wochenblatt.
Leipzig. Nr. 5, 1. Februar 1868. S. 36/37; Nr. 6, 8. Februar 1868.
S. 45/46 (Digitalisat FES).
Schließen Auch Borkheim hat etwas versprochen.
Deine Rathschläge betr. eines
Engels Ratschläge betreffs des in Nachfolge des „Deutschen Zollvereins“
1867 geschaffenen
Zollparlaments
sind nicht bekannt (siehe auch
P. Stumpf an Marx, 30.11.1866 „Die
Grundsätze ...“). Siehe
Engels an Marx, 19.12.1867 „... und dann
das Zollparlament ...“. Siehe auch Engels Bemerkungen zum Zollparlament
in den Vorarbeiten zu der nicht zustande gekommenen Broschüre „Die Rolle
der Gewalt in der Geschichte“ (MEGA2 I/31,
S. 91/92).
Schließen Zollparlaments werde ich nach Kräften befolgen, wie überhaupt
alles, was Du über Behandlung
der
sozialen Frage sagst. Ob ich aber ins Zollparl. komme,
ist noch nicht ganz sicher; ich habe nichts – arbeite
ich doch contre le Roi de Prusse pour le Roi de Prusse –
und meine Wähler, alles Arbeiter, sind jetzt in solcher
Noth, daß ich auf gar keine „Diäten“ rechnen kann. Schon das letzte mal mußte
ich mein Miethgeld in Berlin verzehren, und eine Lebensversichrungspolize auf
2000 reichstaler, die ich 4 Jahre lang gehalten hatte, fahren
lassen. Aber Nous verrons!
Adieu. Siehe Engels
an Marx, 16.12.1867.
Schließen Schicke diesen Brief an
M.,
und schreibe recht bald, auch wenn es bloß ist, um mir den Kopf zu waschen –
eine Operation, die ich vertragen kann. Auch wäre mir ein Name für den innren Brief erwünscht. Grüße an
Dich, M. & dessen Familie — —
Schließen J. M.
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 273 × 211 mm. Alle vier Seiten hat Liebknecht vollständig beschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Von unbekannter (vermutlich Julius Mottelers) Hand: auf der ersten Seite oben rechts mit Bleistift die Jahresangabe: „1867“; auf allen beschriebenen Seiten: Nummerierung: „11“ bis „14“.
Diesem Brief lag ein Blatt weißes mittelstarkes, dünnes Papier im Format 137 × 152 mm mit konzeptionellen Notizen Liebknechts (Originalhandschrift: RGASPI, Sign. f. 1, op. 5, d. 1788, Bl. 5) bei. Von unbekannter Hand (vermutlich von Julius Motteler) ist dieser Entwurf mit der mit Blaustift am linken Seitenrand quer geschriebenen Notiz „Vermerke aus einer Briefreplik an Engels &“ versehen. Die Anstreichung, die mit demselben Blaustift erfolgte, verweist auf die unten links angestrichene bzw. unterstrichene Notiz Liebknechts „Für Marx (Handelskammer)“ und „Pour le Roi de Prusse contre le roi de Prusse.“ . Der Entwurf ist mit schwarzer Tinte geschrieben.
Datierung in der Erstveröffentlichung: 11. Dezember 1867.
Anmerkungen zum Brief
Zur Datierung: Die Jahresangabe „1867“ stützt sich auf den Zusammenhang des vorliegenden Briefes mit den Briefen von Engels an Marx vom 6. und 16. Dezember 1867 (siehe Engels an Marx, 6.12.1867 und 16.12.1867).
Liebknecht beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Engels, der vermutlich zwischen 30. November und 6. Dezember 1867 (siehe Erl.) geschrieben wurde (Engels an W. Liebknecht, zw. 30.11. u. 6.12.1867). Engels legte den Brief dem seinigen an Marx vom 16. Dezember 1867 (Engels an Marx, 16.12.1867 ) bei und bekam ihn mit Marx’ Brief vom 17. Dezember 1867 (Marx an Engels, 17.12.1867) zurück.
Zitiervorschlag
Wilhelm Liebknecht an Friedrich Engels in Manchester. Leipzig, Mittwoch, 11. Dezember 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000476. Abgerufen am 19.04.2024.