| 19 Oct.
Dear Mohr!
Marx’ Brief an Wilhelm Liebknecht,
geschrieben am 14. Oktober.1867 ist nicht überliefert (Marx an
W. Liebknecht, 14.10.1867). Siehe Marx
an Engels, 14.10.1867 „Liebknecht hatte ich schon
geantwortet ...“.
Schließen Your letter ( Guido
Weiß.
Schließen through Weiß) received, An act for facilitating
in certain cases the proceedings of the commissioners appointed to make inquiry
respecting Trades Unions and other associations of employers or workmen (30 Victoriæ,
Cap. 8). <5th April 1867.> <The Trades Union Commission Act, 1867.> – An
act to extend the „Trades Union Commission Act, 1867“. <12th August 1867.> (30
& 31 Victoriæ, Cap. 74.) <The Trades Union Commission Act Extension Act,
1867.> – Siehe W.
Liebknecht an Marx, 8.10.1867, Marx
an Engels, 14.10.1867 und
Erläuterungen.
Schließen the
Acts
also. Zur Beratung des Freizügigkeitsgesetzes
im Norddeutschen Reichstag siehe W.
Liebknecht an Marx, 8.10.1867 und
Erl.
Schließen Your approval gave me much pleasure, your advice
(Fremdenpolitik!)
shall be followed, if possible.
Liebknecht berichtete über die Debatte im Norddeutschen
Reichstag vom 18. Oktober 1867 (23. Sitzung). Johann Baptist
von Schweitzer entgegnete auf Liebknechts Ausführungen am 17. Oktober
1867 (siehe Erl.
unten)
während der Debatte über einen Gesetztentwurf zur Militärdienstpflicht:
„…
ich [wollte] einigen Ausführungen des Herrn Liebknecht entgegentreten [...], indem ich
es höchlichst bedauern würde, wenn der Glaube entstände, als ob diejenigen, die ich
vertrete, und insbesondere die Tausende von Arbeitern, die mich als ihren Führer
anerkennen, (Oh! oh!) auf dem Standpunkt des Herrn Liebknecht ständen. … wir wollen
nicht in Gemeinsamkeit mit Herrn Liebknecht und seinen Freunden, den depossedirten
Fürsten und mit neidischen Auslande dahin trachten, Preußen und den Norddeutschen Bund
zu ruiniren und zu zerstören!“. Liebknecht erwiderte darauf: „Der Abgeordnete von
Schweitzer hat mir einen großen Gefallen gethan, denn er hat mir die Gelegenheit
gegeben, die ich bis jetzt vergebens gesucht habe, zu erklären, daß ich allerdings mit
dem Doppelgänger des Herrn Wagener nichts zu thun habe“. Liebknecht spielte darauf an,
daß Schweitzer im Dienste Otto Bismarcks stand,
dessen engster Ratgeber für die bonapartistische Arbeiterpolitik Hermann Wagener war. (Siehe Stenographische Berichte über die
Verhandlungen des Reichstages des Norddeutschen Bundes. I. Legislatur-Periode. –
Session 1867. Bd. 1. S. 470–471.)
Schließen Yesterday I killed
Schweitzer, my short reply knocked him down even
physically, the
conservatives
roared with rage, the others laughed and the “Doppelgänger Wagener’s” stood there speechless, a picture of misery.
Liebknecht sprach am 17. Oktober 1867
in der 22. Sitzung des Reichstags des Norddeutschen Bundes während der Debatte zum
Gesetzentwurf (das Gesetz trat am 9. November 1867 in Kraft) über die
Militärdienstpflicht („betreffend die Verpflichtung zum Kriegsdienste“ bzw.
Militärdebatte), „gegen die Vorlage als principieller Gegner der stehenden Heere
überhaupt“. In seiner Rede hatte Liebknecht die Einführung der Volksbewaffnung
anstelle des stehenden Heeres gefordert. Er wurde am gleichen Tag von August Bebel und anderen unterstützt. (Siehe (Siehe Stenographische Berichte über die
Verhandlungen des Reichstages des Norddeutschen Bundes. I. Legislatur-Periode. –
Session 1867. Bd. 1.. S. 450–454; Auszug aus der Liebknechts Rede siehe in:
Die I. Internationale in
Deutschland. S. 183–187, sowie in: Liebknecht: Gegen Militarismus und Eroberungskrieg … S.
20–24. Den Auszug aus der Rede Bebels siehe in: Die I. Internationale in Deutschland S. 188–192.) –
Liebknechts Rede und die von Bebel fanden ein breites Echo; sie erhielten über 30
Zustimmungserklärungen, hauptsächlich aus preußischen Städten. Auf der
Generalratssitzung der IAA vom 22.10.1867 verlas Marx Auszüge aus Liebknechts Rede
(siehe Minutes of the General
Council 1867-1869. S. 520.15–19). Teilweise wurde Liebknechts Rede in der
„Bee-Hive Newspaper“ am 26. Oktober
veröffentlicht. (Siehe International Working Men’s Association. In: The Bee-Hive
Newspaper. London. Nr. 315, 26. Oktober 1867. S. 2.) Den stenographischen Bericht der
Reichstagssitzung soll der „Berlin correspondent“ nach London gesandt haben. Die
englische Übersetzung unternahm wahrscheinlich Johann Georg
Eccarius, möglicherweise unter Benutzung der von Marx in der
Generalratssitzung vorgetragenen Auszüge. Marx ließ Liebknechts Rede von Paul Lafargue ins Französische übersetzen und an den
„Courrier français“ senden. Die
Fragmente der Liebknechts Rede wurden im Artikel von Lucien Dubois „La loi militaire
en Prusse“ in „Le Courrier français“, Nr. 130, 25. Oktober 1867, S. 2–3,
wiedergegeben.
Schließen The day before yesterday I had a tremendous row. I proposed
abolition of the standing army, and for a whole hour proved that standing armies ruin
the people, destroy liberty, and are unable to uphold the honour and independence of
the country. Jena, Baden, Dresden, Luxemburg, Nord Schleswig,
Ostseeprovinzen—they had to swallow everything. At first they laughed, then they screamed,
then they roared, at last they clenched their fists and seemed ready to tear me down,
while from behind old Simson was pecking away at me
(he has got ill in consequence of the excitement!)—but I went on
and when I concluded, some were rushing at me with uplifted arms, as if they wanted to
beat me,—I simply laughed at them. Vermutlich W[ilhelm] Liebknecht: Was ich im
Berliner „Reichstag“ sagte … Leipzig [1867]. S. 7–15.
Schließen A report you shall soon
have. What the
Berlin papers bring, is simply miserable. [Wilhelm] Liebknecht: [Rede im Reichstag
des Norddeutschen Bundes am 17. Oktober 1867]: „Eine sehr hochgestellte Persönlichkeit
hat das Wort ausgesprochen: ,Die Weltgeschichte kann nicht stille stehen.‘ Meine
Herren, sie steht nicht still, sie wird hinwegschreiten über Ihr Gewaltwerk, über
diesen Nordbund, welcher nichts anderes bedeutet, als die Theilung, Knechtung und
Schwächung Deutschlands; sie wird hinwegschreiten über diesen Norddeutschen Reichstag,
der nichts ist, als das Feigenblatt des Absolutismus.“ (Siehe Stenographische Berichte über die
Verhandlungen des Reichstages des Norddeutschen Bundes. I. Legislatur-Periode. –
Session 1867. Bd. 1. Berlin 1867. S. 452, Sp. 1; Die I. Internationale in
Deutschland. S. 187.)
Schließen My concluding sentence
was: (after I had said, that force was something “relative”, there was no force, to
which a greater force could not be opposed, therefore all states founded on brutal
force must perish). “A high placed personage
| has said, history cannot stand
still (General Steinmetz, who sits opposite the
tribune asks his neighbour: whom does he mean? Answer: the King! tremendous
astonishment of poor Steinmetz). History will not stand still;
it will stride away over your work of violence, over your Northern Bund, which for
Germany means nothing but division, enslavement and weakness, it will stride away over
your Reichstag, that is nothing but the figleaf of Absolutism. (The scene here was really glorious. I
walked off, laughing at my antagonists, and when I was half way to my place Simson’s Call to order (the first that was given in this
Humbug-Parliament) reached me. I simply turned round with a smiling: Thank you! Simson,
who thought he had smashed me, was quite aghaust aghast .)
[Wilhelm]
Liebknecht: [Rede im Reichstag des Norddeutschen Bundes am 17. Oktober 1867]: „Es
giebt keine Gewalt, der nicht eine größere Gewalt entgegengesetzt werden könnte. Sie
werden sich erinnern, meine Herren, so tapfer Sie waren gegen die unvorbereiteten
Deutschen Brüder (Widerspruch und Unruhe rechts.) so ‚gemäßigt waren Sie, als es galt,
das nordöstliche ‚Deutsche Straßburg‘ – Luxemburg bei Deutschland zu behalten. Damals
waren sie ‚mäßig‘, denn damals stand Ihnen eine größere Gewalt gegenüber. Sie haben
diese Gewalt für den Moment durch Nachgiebigkeit beschworen. (Unruhe rechts.)“ (Siehe
Stenographische Berichte über
die Verhandlungen des Reichstages des Norddeutschen Bundes. I. Legislatur-Periode. –
Session 1867. Bd. 1. Berlin 1867. S. 451.) – “suaviter in modo et fortiter in
re” (lat.) gemäßigt in der Form, aber stark in der Sache. Nach Claudio Aquaviva:
Industriae ad curandos animae morbos. C. 2, 1: „ut et fortes in fine consequendo et
suaves in modo ac ratione assequendi simus“ („daß wir stark seien in der Erreichung
des Zieles und milde in der Art, es zu erreichen“).
Schließen Once during my speech I gave Bismarck who was sitting to my right a hard knock.
“Luxemburg, which you have separated from Germany with such “moderation” so “suaviter
in modo et fortiter in re”. At this quotation of his
Wahlspruch he clenched his fists. “Brave against your unprepared German brethren,
“moderate”, like lambs against Bonaparte”, was an
other word, that made him wince.
Wahrscheinlich
benutzte Marx diese Notiz währen seines Auftritts in der Sitzung des Generalrates vom
22. Oktober 1867 (Minutes ot the
General Council 1867–1869.
S. 520.15–19).
Schließen I enclose a little notice, that went through many
papers.
Next week we go home. Heaven be praised. Alice
und Gertrud Liebknecht.
Schließen My poor
children want my
attendance sorely.
My love to all. If you write to Berlin, you must write soon; else to Leipzig.
Yours
| Apropos. We want to found Es geht um das
„Demokratische Wochenblatt“, das
ab Januar 1868 in Leipzig unter der Redaktion Wilhelm Liebknechts erschien. – Als
offizielles Organ der deutschen Volkspartei, die sich im Herbst 1865 in Süd- und
Mitteldeutschland konstituierte, wurde das „Deutsche Wochenblatt“ seit dem 24. September 1865 bis 1867 in Mannheim von
Ludwig Eckardt herausgegeben. (Siehe Eckert: Das „Deutsche
Wochenblatt“ und die Internationale Arbeiter-Assoziation. S. 579/580 und
588; Koszyk: Deutsche Presse
im 19. Jahrhundert. S. 191.)
Schließen a weekly
paper. Could you not get us some money
from England? Two hundred Thaler we have, the “caution” will be procured, all we want is
about two hundred Thaler more (weekly
paper). This is sufficient, because we are sure of getting at
least a thousand subscribers during the first quarter. We have everything here, except
money. I for my own part have got into great difficulties through this election
/ Karl Marx. Das Kapital. Bd. 1. Buch 1. Hamburg 1867. Siehe W.
Liebknecht an Marx, vor 30. September 1867
, Marx
an Engels, 4.10.1867 „Aus den einliegenden Zeilen
Liebknechts ...“ und Erl., O.
Meißner an Marx, 7.10.1867 „Das Ex. an Liebknecht ...“
und Engels
an Marx, 8.10.1867 „Der Meißner wird die Ex. ...“ sowie
Erl.
zu
W.
Liebknecht an Marx, 8.10.1867.
Schließen The book I have not yet received.
[Friedrich Engels:] Karl Marx, Das Kapital. Erster Band. Hamburg. Meißner. 1867. 784 Seiten. 8°.
In: Die Zukunft. Berlin. Nr. 254, 30. Oktober 1867. Beil. S. 5. Sp. 1/2. Rubrik:
Bücher-Anzeigen. Siehe auch Engels an L. Kugelmann,
12.10.1867 „Um nun Arbeit zu sparen ...“ und
Erl.
Schließen Eng.’s short review will
appear in the Zukunft.
/
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, weißem Papier im Format 257 × 208 mm. Liebknecht hat die ersten zwei Seiten vollständig, die dritte Seite zur Hälfte beschrieben, die vierte Seite ist leer. Die letzte Passage („The book I have not yet received. Eng.’s short review will appear in the Zukunft.“) steht, quer geschrieben, auf der ersten Seite oben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Von unbekannter Hand (vermutlich von David Borisovič Rjazanov): auf der ersten Seite oben in der Mitte mit Blaustift die Jahresangabe: „1868“.
Datierung in der Erstveröffentlichung: 19. Oktober 1867.
Drucke
- D: Erstveröffentlichung: in deutscher Übersetzung: Die I. Internationale in Deutschland (1964). S. 193–195.
- In der Sprache des Originals wird der Brief hier erstmals veröffentlicht.
Anmerkungen zum Brief
Zur Datierung: Da der Brief in inhaltlichem Zusammenhang mit den Briefen von Liebknecht an Marx vom 8. Oktober 1867 (siehe W. Liebknecht an Marx, 8.10.1867 ) und Marx an Engels vom 14. Oktober 1867 (siehe Marx an Engels, 14.10.1867) steht sowie die Information über die Debatte im Norddeutschen Reichstag am 17. und 18. Oktober 1867 enthält (siehe Erl.) ist der Brief auf den 19. Oktober 1867 zu datieren.
Liebknecht beantwortet zwei nicht überlieferte Briefe von Marx,geschrieben zwischen 8. und 14.10.1867 (Marx an W. Liebknecht, zw. 8. u. 14.10.1867) und am 14.10.1867 (Marx an W. Liebknecht, 14.10.1867); siehe W. Liebknecht an Marx, 8.10.1867 und Marx an Engels, 14.10.1867.
Die Beilage („I enclose a little notice“) zum Brief ist nicht überliefert. Siehe Erl.
Zitiervorschlag
Wilhelm Liebknecht an Karl Marx in London. Berlin, Samstag, 19. Oktober 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000401. Abgerufen am 28.03.2024.