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Zwölf Streiter der
Revolution.
Von
Gustav
Struve und Gustav
Rasch.
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Berlin. Verlag von R. Wegener 1867.
Seite 53. „Die neue Rheinische Zeitung, welche er mit Marx, Engels und Dronke redigirte, und welche die sozialist.-republikanische Parteirichtung vertrat, war dem Drucke ihrer politischen Gegner erlegen“.
Seite 57. „Freiligrath kehrte nach Deutschland zurück. Er schlug seinen Wohnsitz in Düsseldorf auf und wurde der Führer der dortigen demokratischen Partei und Mitredakteur der neuen Rheinischen Zeitung. Aus dieser Zeit stammen seine bedeutendsten politischen Gedichte, Freiheitslieder voll Feuer, Energie und begeisternder Kraft“.
Seite 60. und 61. „Mit einer Flasche trefflichen Rheinweins weihten wir die erste Stunde
unsrer Bekanntschaft ein. Dann sprachen wir von Deutschland, von Frankreich und der
Zukunft. Mit Hoffnung und Zuversicht blickte Freiligrath in die kommende Zeit. Da war nichts von der pessimistischen
Anschauung, von dem gehässigen, neidvollen und verbitterten Wesen, wie es mir bei meinem
Aufenthalt in Paris so oft bei Freiligraths früheren Kollegen, bei den ehemaligen Leitern
der neuen Rheinischen
| Zeitung, entgegen
getreten war. Hätte der Kampf und das Streben für dieselben Ideen Freiligrath nicht mit
Marx, Engels, Dronke und Wolff verbunden, so hätte sich Freiligraths
innerstes Wesen von dem Wesen dieser Männer abgestoßen fühlen müssen. Wie hätte sonst der
Dünkel, die Bitterkeit, die Selbstgefälligkeit und die Arroganz von Karl Marx zu dem
humanen, herzlichen und wohlthuenden Wesen Freiligraths gepaßt! Siehe Marx
an F. Freiligrath, 20.7.1867, und F.
Freiligrath an Marx, 20.7.1867.
Schließen Freiligraths Beziehungen zu Marx hatten, obschon derselbe in London lebte, auch
schon seit mehreren Jahren gänzlich aufgehört; eine gar nicht zu entschuldigende
Handlung Marxens, welche ich hier verschweigen will, hatte ihnen den letzten Stoß
gegeben! Sie ist nur aus der Gehässigkeit eines Charakters wie Marx zu erklären. Als
ich eines Tages, empört über dieselbe, Freiligrath nach den Details derselben fragte,
überging er sie schonend. Mit Dronke, welcher ein Commissionsgeschäft in
Liverpool hat, steht er nur noch in den geschäftlichen Beziehungen, welche die
schweizerische Bank betreffen. Auf die Entwickelung des dichterischen Genius oder des
Charakters Freiligraths hat diese Verbindung mit Marx, wie Heinrich
Beta ist das Pseudonym von Heinrich Bettziech. – [Heinrich] B[ettziech]: Ferdinand
Freiligrath (Lebensskizze mit Portrait.). In: Die Gartenlaube. Leipzig. 1859.
Nr. 43. S. 618–620. Marx äußerte sich über diesen Artikel in seinem Brief an Engels
vom 19. und 21. November 1859. (Siehe MEGA2 III/10.
Br. 60.100–113.)
Schließen Beta in einer in der Gartenlaube enthaltenen Schilderung des Dichters ganz irriger Weise gemeint
| hat, gar keinen Einfluß
gehabt. Marx hat den Spiegel von Freiligraths Seele auch nicht mit dem leisesten Hauche
getrübt. Beta wurde wohl zu diesem gar nicht zu entschuldigenden Ausspruch, der
Freiligrath übrigens, auch mit Recht sehr verdrossen hat, durch seinen Haß gegen Marx
hingeführt.“
Borkheim notierte hier einen Auszug aus dem von Gustav Rasch verfaßten dritten Kapitel
„Ferdinand Freiligrath“ (S. 52–69) der Schrift „Zwölf Streiter der Revolution“, Berlin 1867, von Gustav Struve und Gustav Rasch. Seine Exzerpte aus dieser
Schrift siehe IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. Q 6.
Schließen Hieran werden Sie wohl genug haben!
19/7 67 |
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Dieser Brief wird hier erstmals veröffentlicht.
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen mittelstarkem, blauem Papier im Format 407 × 316 mm; vom zweiten Blatt ist rechts ein Stück Papier ungerade abgerissen worden, so daß die obere Breite des Bogens nur 401 mm beträgt. Wasserzeichen: „E Towgood 1866“ und eine Krone im Kreis mit einer allegorischen Frauengestalt. Borkheim hat die ersten zwei Seiten vollständig, die dritte zur Hälfte beschrieben, die vierte Seite ist leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte
Von unbekannter Hand: auf der ersten Seite oben links mit Tinte der Vermerk: „19.VII.1867.“
Anmerkungen zum Brief
Die Datierung stützt sich auf das Datum von Marx’ Brief an Ferdinand Freiligrath vom 20. Juli 1867 (Marx an F. Freiligrath, 20.7.1867), in dem Marx über den Erhalt („gestern“, d.h. am 19. Juli 1867) des Auszuges aus der Schrift „Zwölf Streiter der Revolution“ von Gustav Struve und Gustav Rasch schrieb, den ihm Borkheim mit dem vorliegenden Brief zur Verfügung gestellt hatte.
Zitiervorschlag
Sigismund Ludwig Borkheim an Karl Marx in London. London, Freitag, 19. Juli 1867. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000298. Abgerufen am 23.04.2024.