| Barmen 13 August 66
Lieber Friedrich
Ich hatte Hermann
Engels.
Schließen dem
Hermann gesagt wenn er
Dir schrieb wollte ich einen Brief einlegen, u. nun Siehe H. Engels an Engels,
13.8.1866.
Schließen schreibt er heute
ohne es mir zu sagen u. ich muß diesen Brief hinter her
schicken. Siehe H.
Engels an Engels,
13.8.1866.
Schließen Wie ich höre hat
er Dir geschrieben daß ich nicht nach Ostende
gehe.
Ich kam extra von Engelskirchen hierher um mit
Hedwig
Boelling.
Schließen Hedwig
nach Ostende zu gehn, die Cholera ist aber sehr bedeutend
dort u. es soll gar nicht dort gebadet werden. Da nun Elise von
Griesheim.
Schließen Elise mich mit ihrer
Familie hier besuchen will, so bleibe ich einstweilen
hier. Nun habe ich von Marie
Blank.
Schließen Marie den Auftrag
erhalten Die
Hochzeit von Marie
Blank (Tochter) fand am 12. September
1866 statt. Engels wollte seine Familie erst
danach besuchen (siehe Engels
an E. Engels,
23.8.1866).
Schließen Dich zur Hochzeit ihrer
Tochter Marie einzuladen, die wahrscheinlich
den 5t oder 6t Septbr sein wird,
dazu bleibe ich hier u.
| Elise kommt auch
deshalb hierher, hoffentlich wirst Du Deine Reise
so einrichten können, daß Du dabei
bist.
Die Hochzeit sollte eigentlich im August sein, Barthels,
Bruder.
Schließen der Bruder
Robert
Barthels.
Schließen des Bräutigams war aber
einberufen u. Letzterer war sogar auch 14 Tage in
Magdeburg bei einem Ersatz-Bataillon kam aber, nach einer
energischen Reklamation wieder zurück. Er ist so lange sein
Bruder nicht zurück ist der einzige Prinzipal im Geschäft u.
kann deshalb nicht fort u. bevor der Bruder nicht da ist,
können sie keine Hochzeitsreise machen, was die kleine
Marie
doch sehr wünscht. Wenn L. Napoleon jetzt nicht hintennach
noch seine Streiche macht wird er wol bald kommen.
Alberth Griesheim ist
merkwürdiger
| Weise in keinem Gefecht gewesen, er
hat Friedrich
Wilhelm I.
Schließen den Kurfürsten von
Hessen transportiert, war einige Tage in
Cassel Komandant, ist viel marschiert u. hat große
Strapatzen ausgehalten, war einmal mit 5 Bataillonen an
die verschiedenen Eisenbahnen kommandiert, die hergestellt
wurden, kurz er hatte gar keine Ruhe u. wir wußten nie wo er
war. Marie von
Griesheim.
Schließen Seine Frau war mit ihren
Kindern u. von
Raschkauw.
Schließen ihrer
Mutter in Engelsk.
bei Elise. Die arme Frau hat auch Angst u. Sorge
genug gehabt, Gemeint ist vermutlich die preußische Besetzung
der Stadt im Deutschen Krieg (1866).
Schließen sie hat die letzte
Zeit in Frankfurt sehr unangenehme Tage
gehabt
u. dankte Gott wie sie glücklich bei uns war. Zuletzt vor
Würzburg sollte das 30te Regiment doch noch die Stadt nehmen, sie wurde
ihnen jedoch im letzten Augenblick übergeben. Von hier ist
Peter Greeff
(Sohn).
Schließen ein Sohn von Peter
Greef geblieben,
|
er hat Pauline Greeff.
Schließen eine junge Frau u. Peter Greeff (geb. 1865).
Schließen ein Kind von 9 Monaten hinterlassen.
Moritz u. Ernst Snethlage waren auch beide mit,
der erstere ist jetzt in Prag u. der Ernst in Dresden, sie
haben auch keine Schlacht mit gemacht: das war eine recht
bewegte u. aufregende Zeit die wir durchlebt haben.
Günstlicherweise hatten wir eine Thelegraphen-Station in
Engelsk. u. bekamen zuweilen Depeschen zu lesen, die nur
durch nach Cöln gingen u. hörten auch sonst früh alles was
vorgekommen war. Nach dem Siege bei Königsgrätset ließ Emil
Engels.
Schließen Emil
als Beigeordneter gehorig schießen
u. es wurden auf dem Haus u. der Fabrick große Fahnen
ausgehangen, es geschah hauptsächlich der Katholiken wegen –
von denen die meisten sehr für Oestreich waren,
| sie
bildeten sich ein, wir müßten denn Alle katholisch werden u.
es ist hier in Barmen u. auch an andern Orten vorgekommen
daß der Lehrer in der Schule statt für den König von
Preussen, für den Kaiser von Oestreich gebetet hat. Gebe
Gott nur daß wir jetzt Frieden behalten der Krieg ist doch
etwas schreckliches u. etwas unnathürliches daß Menschen
gegeneinander geführt werden um sich auf die möglichst
schnellste Weise ums Leben zu bringen. Doch nun genug davon.
In der Familie hier sind jetzt einige etwas leident.
Hedwig fühlt sich sehr angegriffen u. da
der Arzt ein Seebad für zuträglich hält, so hat sie sich
jetzt erkundigt ob die Cholera auch nicht in Boulogne ist,
sonst hat sie Lust dahin
| zu gehn. Mir ist die Reise zu
weit u. auch das Wetter zu schlecht, wir haben hier auch
sehr viel Regen.
Rudolph
Engels.
Schließen Rudolf ist seid etwas
über 8 Tage auch gar nicht wohl, er war erkältet u.
hatte Fieber, hat dabei viel Unruhe durch Besuch von Mathilde
Engels war eine geborene Remkes.
Schließen Verwandten seiner
Frau
gehabt, sich nicht in Acht genommen u. dadurch ist es so
schlimm geworden, daß er Nerwös ganz herunter ist, er muß
die größte Ruhe haben u. kann nicht daran denken etwas zu
arbeiten hoffentlich wird er in einigen Tagen so weit sein
um noch 8 Tage an den Rhein zu gehn, er war schon
6 Wochen in Ems seines Halses wegen.
Nun leb wohl lieber Friedrich, ich freute mich sehr wieder Nachricht von Dir zu bekommen. Gott behüte Dich ferner. Schreibe mir recht bald wann Du kommen willst.
Mit treuer LiebeDeine Mutter E.
Zeugenbeschreibung und Überlieferung
Zeugenbeschreibung
Der Brief besteht aus einem Bogen und einem Blatt mittelstarkem, weißem Papier im Format 284 × 220 mm bzw. 142 × 220 mm sowie einem Umschlag aus blauem Papier im Format 147 × 60 mm mit der Prägung „EE“. Die sechs Seiten hat Elisabeth Engels vollständig beschrieben. Schreibmaterial: schwarze Tinte.
Auf dem Umschlag fünf Poststempel: „Barmen 14 8 66 5–6 N.“ (dreimal), „P.D.“ und „2 M Manchester Au 16 66“ (auf der Rückseite) sowie eine Drei-Silbergroschen- und eine Zwei-Silbergroschen-Briefmarke.
Von unbekannter Hand: auf dem Umschlag mit Tinte der Vermerk „13.8.66“.
Anmerkungen zum Brief
Elisabeth Engels beantwortet einen nicht überlieferten Brief (Engels an E. Engels, vor 10.8.1866) von Engels, geschrieben vor dem 10. August 1866 (siehe H. Engels an Engels, 13.8.1866: „Dein Brief an sie“).
Zitiervorschlag
Elisabeth Engels an Friedrich Engels in Manchester. Barmen, Montag, 13. August 1866. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000153. Abgerufen am 19.04.2024.