| 1 Modena Villas

Mein lieber Herr Engels.

Der Mohr läßt herzlich für den Wein u. das Geld danken. Beides kam sehr willkommen. Die Geschichte war dies mal wieder sehr schlimm. Der Carbuncel war nicht ganz so dick als der erste, weil weniger vernachlässigt, aber eben so schmerzhaft u. an einer sehr gefährlichen Stelle. Die Wunde ist sehr tief u. eitert besonders stark, ist aber in diesem Moment im Zuheilen begriffen. Das Schlimmste bei dieser Krankheit ist die gänzliche Schlaflosigkeit u. die nothwendig damit verbundene Aufregung, die dieses mal noch gesteigert war durch die Angst von Neuem in der Vollendung  Gemeint ist hier Karl Marx: Das Kapital; siehe Erl. zu Marx an J. Ph. Becker, zw. 9. u. 15.1.1866.
Schließen
seines Buches
unterbrochen zu sein. Dabei fängt der arme Mohr an ängstlich zu werden u. meint bei ihm sei eine völlige Decomposition des Blutes eingetreten.

Den Sommer über litt er wieder sehr an der Leber u. um sich zum Schreiben irgend wie fähig zu halten nahm er beständig Gumperts Medicin | u. abführende Pillen, die ihm stets wieder für ein paar Wochen aufhalfen. Dabei magerte er aber zusehends ab; u. ich habe bemerkt, daß die Carbuncel jedes mal wieder aus brechen, wenn er das Leberleiden mit Gewalt unterdrückt hat. Da dieser letzte Ausbruch wieder sehr heftig war u. der Carbuncel, wie mir scheint, gut ausgeheilt ist, so hoffe ich, werden sich nicht mehrere zeigen. Ob jetzt hinterher nicht eine Eisenmedicin gut wäre? Der Mohr nimmt nicht gern das Eisen in Mr. Allen’s Form. Vielleicht könnte Gumpert das Recept für Eisenpillen schicken. Er brachte ein solches von Holland mit, diese Pillen enthielten aber neben dem Eisen noch gelinde abführende Ingredienzen. Wenn Sie mit Gumpert sprechen sollten u. ein Recept schicken, bitte, so thun Sie lieber als hätten Sie das aus eignem | Antriebe gethan, nicht in Folge meines Briefes. Der Mohr ist so eigen darin. Es darf aber keine Arsenikcur sein. Gegen die ist er eingenommen, weil er fürchtet sich nicht strict genug dafür in der Diät u. Lebensweise zu halten.

Herzliche Grüße von Allen besonders von Jenny,  Der Brief von Engels an Jenny Marx (Tochter), geschrieben nach dem 4. und vor dem 10. Februar 1866 (Engels an J. Marx (Tochter), nach 4. u. vor 10.2.1866), als Antwort auf ihren Brief von spätestens 4. Februar 1866 (J. Marx (Tochter) an Engels, spätestens 4.2.1866), ist nicht überliefert .
Schließen
die eben Ihren Brief erhalten hat.

In alter Freundschaft
Ihre Jenny Marx.

Zeugenbeschreibung und Überlieferung

Absender

Zeugenbeschreibung

Der Brief besteht aus einem Bogen festem, weißem Papier im Format 253 × 203 mm. Wasserzeichen: „Joynson 1864“. Die ersten zwei Seiten hat Jenny Marx vollständig beschrieben, die dritte zur Hälfte, die vierte Seite ist leer. Schreibmaterial: schwarze Tinte.

Archivsignatur auf der ersten Seite: „11 P 15“.

Anmerkungen zum Brief

Die Datierung ergibt sich aus der inhaltlichen Verbindung des Briefes („Der Mohr nimmt ...“) mit dem Brief von Engels an Marx vom 10. Februar 1866 (siehe Engels an Marx, 10.2.1866).

 

Zitiervorschlag

Jenny Marx an Friedrich Engels in Manchester. London, vor Samstag, 10. Februar 1866. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe digital. Hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: http://megadigital.bbaw.de/briefe/detail.xql?id=M0000034. Abgerufen am 19.03.2024.